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Sueßer Tod

Sueßer Tod

Titel: Sueßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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abzubauen.«
    »Das meinen Sie bloß, weil Sie Filme gesehen haben – entweder alte aus Zeiten, wo jeder rauchte, oder neue, bei denen die Tabakindustrie die Hand im Spiel hat. In meiner Jugend war es fast unmöglich, mit jemand ins Bett zu gehen, ohne eine Zigarette, oder besser zwei Zigaretten zu rauchen. Wenn ich es mir recht überlege, war fast alles unmöglich ohne Zigarette. Rauchte Patrice?«
    »Sie hatte aufgehört. Mehrmals. Kate, meine Liebe, unsere Biographie zerfällt uns unter den Fingern.«
    »Nein. Patrice ist unverändert. Wenn es Herbert und Ihnen gelingt, sie ganz zu verstehen, und daran zweifle ich nicht, wird die Biographie um so besser. Ich glaube, da kommt Reed.«
    »Können wir ihm davon erzählen?«
    »Wir können. Bisher war es noch nie ein Fehler, mit ihm zu reden. Archer, einen Gefallen müssen Sie mir jedoch tun: Verlieren Sie nicht Ihre bewundernswürdige Heiterkeit und Gelassenheit – was sollte sonst aus uns allen werden? Ich halte es für Ihre Pflicht, Herbert aufzumuntern – und mich.«
    »Warten Sie«, sagte Archer, während er sich erhob, um Reed zu begrüßen, »bis Sie den neuen Tagebuchteil gelesen haben.«
    »Wir«, sagte Kate zu Reed, »wollten uns gerade noch einen Kognak 65

    einschenken. Trinkst du ein Schlückchen mit?« Aber während sie die Gläser füllte, hatte sie zum ersten Mal, seit sie Archer kannte, Angst.

    66

Acht
    Ich habe das sichere Gefühl, daß ich in drei Jahren sterben werde. Deshalb muß ich mich beeilen; es gibt noch eine Menge zu erledigen bis dahin. Wann rechnen Sie damit, ins Gras zu beißen?

    Rose Macaulay

    Auf dem Weg zu Patrices Tochter, Dr. Sarah Umphelby, überquerte Kate die Park Avenue. Am Abend zuvor war Archer plötzlich aus seiner Niedergeschlagenheit erwacht und hatte Kate mit Vehemenz überredet, mit Patrices Tochter, der Ärztin, zu sprechen. »Ist das wirklich meine Angelegenheit?« hatte Kate gefragt. Der Kognak hatte sie nicht nur nachdenklich, sondern auch dickköpfig gemacht.
    Außerdem, so hatte sie überaus heftig und ausführlich argumentiert, möge sie keine Arzte – nie und unter keinen Umständen, gleich welchen Geschlechts sie waren oder welchem Fachgebiet sie sich verschrieben hatten.
    Reed, der den Vorteil hatte, die Szene gerade erst betreten zu haben und außerdem im Laufe des Abends weniger Kognak zu sich genommen hatte, wies sie darauf hin, daß dies, intellektuell gesehen, keine haltbare Position sei, und, davon ganz abgesehen, würde sie sich damit bloß ins eigene Fleisch schneiden. Warum höre sie sich nicht einfach an, was die Frau wollte? »Aber«, hatte Kate, durchaus zu Recht, gefragt, »was um Gottes willen kann sie denn von mir wollen?«
    Archer hatte sich in vage Andeutungen verloren. »Sarah und ihr Bruder haben Herbert und mich für die Biographie ausgewählt. Aber als Partner, den Tod ihrer Mutter zu untersuchen, haben sie uns wohl kaum auserkoren. Veronica, das Clare College, der neue Tagebuchteil, das alles ist sehr verwirrend. Ich sagte ihr, wir hätten Sie schon vor dem Auftauchen des neuen Teils konsultiert, und sie meinte, na gut, sie würde mit Ihnen sprechen, obwohl«, fügte Archer mit einem schwer definierbaren Unterton hinzu, »sie nicht viel von Amateurdetektiven hält und schon in zartem Alter eine tiefe Abneigung gegen Lord Peter Wimsey und Philip Marlowe gefaßt hat. Ich sagte ihr, zwischen den beiden und Ihnen gäbe es wenig Ähnlichkeit: erstens wären Sie größer und zweitens nicht so großspurig.«
    Als Kate das Gebäude Ecke Lexington und Park Avenue betrat, wo die Tochter ihre Praxis hatte, fühlte sie sich alles andere als großspurig. Ihr wurde plötzlich klar, daß sie sich mit Patrice identifizierte, falls das der richtige Terminus war. Was ich für sie empfinde, ist mehr als Freundschaft; ich habe das Gefühl, daß mir viel entgangen ist, weil ich sie nicht besser gekannt habe. Sei ehrlich, sagte Kate zu sich selbst, sie ist noch viel mehr: sie ist die Art Person, die ich gern geworden wäre, oder die Mutter, die ich gern gehabt hätte. Und jetzt treffe ich die Tochter, die ich vielleicht gern gehabt hätte. Und danach bin ich entweder fürchterlich traurig oder dem lieben Gott dankbar – je nachdem, wie diese Tochter ist, na, 67

    gleich wird es sich ja zeigen. Würde sie es ertragen können, wenn die Tochter eine solche Mutter nicht verehrte? Aber wie viele Töchter verehrten ihre Mutter? Nun, gar nicht so wenige, besonders wenn die Mütter nicht mehr lebten. Aber war es

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