Sueßer Tod
Urheberrechtsanspruch. Erkennen Sie allmählich die unendliche Freude, die in diesem Thema steckt?«
»Aber«, sagte Kate.
»Keine Widerrede. Ich schicke Ihnen Kopien aller wichtigen Gerichtsentscheide, die ich in einem Buch mit dem Titel ›Plagiat und Urheberrecht‹ gefunden habe; der Autor ist ein Mann namens Lindley. In seinem Buch erzählt er auch die wundervolle Geschichte von ›Rebecca‹. Erinnern Sie sich, Rebecca, die schöne und gefährliche erste Ehefrau?«
»Ob ich mich erinnere! Es war das absolut unwiderstehlichste Buch, das mir in meiner Jugend in die Finger kam. Hat etwa jemand anderes behauptet, es geschrieben zu haben?«
»Gleich mehrere Leute, meine Liebe. Und in gewisser Weise hatten die gar nicht so unrecht. Ein alter englischer Herrensitz, eine demütige, verängstigte zweite Ehefrau, ein gutaussehender, geheimnisvoller Ehemann, eine böse Haushälterin – genau das sind die Zutaten für zahllose Liebes- und Schauerromane.
Aber erzählten all die anderen ihre Geschichte so gut wie Daphne Du Maurier?
Nein, bei weitem nicht. Die Art zu erzählen – genauer des Niederschreibens –, die Sprache, die Anordnung der Ereignisse und die Art, wie diese Ereignisse beschrieben werden, sind es, die die Urheberschaft ausmachen. Das Gericht entschied zu Daphnes Gunsten, und das völlig zu Recht.«
»Entschied es auch zu Patrices Gunsten?«
»Veronica wurde von ihrem Anwalt gedrängt, einen Vergleich zu akzeptieren, was sie schließlich auch tat. Und zwar mehr oder weniger zu den Bedingungen, die ihr Patrices Anwalt von vornherein angeboten hatte. Überflüssig zu sagen, daß Patrice das Ganze ein Vermögen an Anwaltsgebühren kostete. Eine sehr unerfreuliche Geschichte, die seinerzeit aber wenig Aufmerksamkeit erregte –
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wohl deshalb, weil Patrice bei der ganzen Auseinandersetzung den Namen Urghart benutzte statt Umphelby; das war ihr Mädchenname. Sie schien eine Affinität zu dem Buchstaben U zu haben, hinter der man fast Absicht vermuten könnte: kein Mensch kann zufällig zwei so ausgefallene Namen haben, die beide mit demselben Buchstaben beginnen.«
»Archer, ich verstehe kein Wort, außer der Sache mit dem Buchstaben U, was, da bin ich mir sicher, das einzig Unwesentliche an Ihren Ausführungen ist. Ich habe ein geniales Talent, die unwesentlichen Dinge zu verstehen: sie sind eine Beleidigung für meinen Verstand und lassen ihn einfach nicht los, wie zum Beispiel die Frage, womit Maria Stuart ihren Anspruch auf den englischen Thron begründete.«
»Erzählen Sie’s mir. Das wollte ich schon immer wissen.«
»Archer, benehmen Sie sich. Ich möchte, daß Sie mir noch einmal erklären, was genau Veronica forderte, aber bitte langsam. Welche Ansprüche glaubte sie zu haben?«
»Das habe ich Ihnen doch schon erklärt, oder vielmehr Patrices Tochter hat es getan. Sie wollte von Patrice anerkannt werden. Sie verklagte Patrice wegen nachlassender Zuneigung.«
»Wollen Sie damit andeuten…«
»Ich deute nie etwas an, nicht, was die Motive von Leuten betrifft. Aber wenn Sie mich fragen, ob ich meine, daß die beiden ein Liebespaar waren oder gern gewesen wären, so lautet die Antwort: nein. So unkompliziert ist das Leben nicht.
Während ihrer letzten Jahre hatte sich Patrice vielen Ideen geöffnet, denen gegenüber sie sich vorher, vielleicht vorschnell, verschlossen hatte. Wie Sie sich bestimmt denken können, gehörte sie aber nicht zu den Menschen, bei denen allein das Alter verantwortlich für eine solche Entwicklung ist. Deshalb war sie so ein Wunder. Bei ihr hatte ich immer das Gefühl, daß ihre Beine sie zwar zu ihren Abenteuern trugen, ihr Körper aber nicht zu Abenteuern bereit war.«
»Etwas ähnliches hat auch Veronica angedeutet«, sagte Kate. »Sie erwähnte einen Cambridgeprofessor im Rollstuhl, der sich nicht bewegen kann und daher alle Freiheit hat, das Universum zu erforschen. Sollte das Veronica wirklich so gemeint haben? Vielleicht habe ich zu viel an meinem Kognak geschnüffelt?«
»Merkwürdig, ich weiß genau, was Veronica meinte. Auch ich mußte an Patrice denken, als ich den Artikel las.
Und doch war sie natürlich ganz anders als dieser Mann: alles war kräftig an ihr
– die Art wie sie ging, wie sie ihren Kopf in den Nacken warf, wenn sie lachte.
Worüber sprachen wir gerade?«
»Warum Veronica Mitautorenschaft beanspruchte.«
»Ach ja. Veronica hatte Patrice die Idee, sozusagen den Keim, für ihren letzten Roman gegeben. Nicht, daß Patrice das
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