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Sueßer Tod

Sueßer Tod

Titel: Sueßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Ihre Tochter wird sich für ihre Rebellion bestimmt was Neues einfallen lassen.
    Ich bin Ihrer Mutter einmal begegnet. Hat Archer Ihnen davon erzählt?«
    »Nein. Aber Sie haben recht, wir sollten lieber über meine Mutter sprechen.
    Wie ist es nur möglich, daß etwas, das so völlig klar schien, plötzlich in ganz anderem Licht erscheint? Zuerst wußten wir überhaupt nicht, daß meine Mutter Papiere hinterlassen hatte, die irgend jemanden interessieren könnten. Dann wurden wir förmlich überrannt von Leuten, die sie sehen wollten und die danach entweder das langweiligste Zeug oder den größten Unsinn schrieben. Schließlich stießen wir auf Archer und Herbert, die wir für die geeigneten Biographen hielten.
    Aber dann kam dieses neue Durcheinander – die lächerliche Idee, daß meine Mutter keinen Selbstmord begangen hat. Und nun haben wir den neuen Tagebuchteil gefunden…«
    »Steht darin denn etwas, was alles über den Haufen wirft? Deutet sie darin an, daß jemand sie umbringen wolle und wahrscheinlich Erfolg hätte mit dem Versuch, es so aussehen zu lassen, als hätte sie sich selbst ertränkt?«

    69

    »Nein, nichts so Dramatisches. Im Grunde ist der neue Tagebuchteil dem alten sehr ähnlich, außer daß er das vermeintliche Motiv für ihren Selbstmord zunichte macht. Wir kannten Charlotte Perkins Gilmans Abschiedsbrief, Mutter hatte ihn uns gegenüber mehr als einmal erwähnt. Bei ihren Ansichten über den Tod ist es durchaus möglich, daß sie auch mit anderen Leuten darüber geredet hat.«
    »Veronica redete von dem Abschiedsbrief, als verfüge sie allein über den Schlüssel, ihn zu verstehen.«
    »Nun, die Polizei kümmerte sich im Grunde nicht weiter um die Sache. Ich bezweifle, daß es ihnen je in den Kopf kam, den Brief gründlich zu lesen. Als sie endlich herausgefunden hatten, wer Charlotte Perkins Gilman war, erschien es ihnen völlig plausibel, daß meine Mutter sich in ihrem Abschiedsbrief auf sie bezog. Weiter vertieften sie sich nicht in die Sache, ebensowenig wie die Leute am College.«
    »Dann leuchtet Ihnen und Ihrem Bruder also die Selbstmordversion ein? Und der Abschiedsbrief ergab deshalb für Sie einen Sinn, weil Sie wußten, daß Ihre Mutter Krebs hatte?«
    »Vor drei Jahren hatte sie Krebs. Brustkrebs. Sie sprach nicht darüber – ich glaube, Geheimnisse für sich zu behalten, war ein typisches Merkmal ihrer Generation, zumindest der Frauen dieser Generation, vielleicht weil sie so hart kämpfen mußten. George und mir sagte sie es natürlich. Ich riet ihr, in die Bostoner Poliklinik zu gehen, die in vieler Hinsicht Vorteile bot, und sich über die Möglichkeit einer schonenden Operation zu informieren, ein Verfahren, bei dem nur der Knoten entfernt wird und das deswegen viel weniger verstümmelnd ist als andere. In vielen Fällen ist es genauso erfolgreich, wenn mit Chemo- oder Strahlentherapie oder beidem nachbehandelt wird. Was nicht heißt, daß die meisten Ärzte im Lande dieser Behandlung nicht immer noch mißtrauisch gegenüberstünden. Der erste Arzt, den sie konsultierte, war einer von ihnen, tja, aber die meisten Ärzte sind eben Männer. Die Behandlung war erfolgreich, und soweit ich weiß, war danach alles in Ordnung.«
    »Aber niemand kann natürlich ausschließen«, fuhr Sarah fort, »daß der Krebs wieder auftauchte und meine Mutter uns nichts gesagt hat. Als wir ihren Abschiedsbrief lasen, nahmen wir, George und ich, genau das an. Wie Sie wahrscheinlich wissen, hatte auch Charlotte Perkins Gilman Brustkrebs gehabt.
    Das Ganze ergab also irgendwie Sinn.«
    »Wurde bei der Autopsie untersucht, ob sie Krebs hatte?« fragte Kate.
    »Nein, soweit ich weiß, nicht. Es gab keinen Grund dazu. Tod durch Ertrinken
    – das war das einzige, was festgestellt wurde, und daß ihr Körper weder Spuren von Gewalt aufwies noch von Drogen. Aber auch wenn man sie auf Krebs untersucht hätte, man hätte keinen entdeckt.«
    »Aber sie hatte doch die Operation?«
    »Natürlich. Verzeihen Sie, ich habe mich ungenau ausgedrückt. Sie hatte einen 70

    Krebsknoten in der Brust, der entfernt wurde. Die kleine Narbe hätte man gefunden. Aber der Krebs hatte keine Metastasen gebildet – aus dem Grund hat sie sich also nicht umbringen können.«
    »Wie können Sie so sicher sein, daß bei der Autopsie nicht auf Krebs untersucht wurde?«
    »Wegen des neuen Tagebuchteils, den wir fanden. Als wir damals der Bibliothek ihre Papiere übergaben, dachten wir, das sei alles. Was wir dann später

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