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Sueßer Tod

Sueßer Tod

Titel: Sueßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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»Irgend etwas ist schief gelaufen.«… Wir gingen diese stille blaue Straße mit dem Baugerüst entlang. Ich sah all die Gewalt und Unvernunft über mir in der Luft schwirren: wir selbst so klein.
    Um uns Tumult, etwas Bedrohliches: Unvernunft. Soll ich ein Buch daraus machen? Es wäre ein Weg, wieder Ordnung und Tempo in meine Welt zu bringen.
    Virginia Woolf

    »Andere Detektive«, sagte Kate, während sie sich, leichte Verzweiflung im Blick, in Madeline Huntleys Büro umsah, »tun etwas. Gerade habe ich ein Buch gelesen, in dem die Verbrecher den Detektiv in einer Felsspalte gefangen halten – das Ganze spielt natürlich in der Wüste – und ein Feuer unter ihm anmachen; erst in allerletzter Sekunde kann er sich befreien, wie, habe ich vergessen. Da passiert wenigstens etwas. Und ich, ich sitze ständig in irgendwelchen Zimmern herum, eins trostloser als das andere, und schwätze.«
    »Etwas anderes kann man an einem College doch sowieso nicht tun, oder?«
    fragte Madeline. »Verzeih mir, daß ich nicht besonders mitfühlend bin, aber gegen Abend fühle ich mich immer ziemlich fertig. Auch Psychoanalytiker sitzen nur herum und schwätzen. Mehr tun doch alle nicht, außer den Arbeitern, und die stehen meistens herum und schwätzen, jedenfalls meiner Beobachtung nach.«
    »Das Clare zieht dich runter«, sagte Kate. »Ich glaube, jeden zieht es runter.«
    »Nur die Ehemaligen nicht, die den lieblichen Ort vergöttern und sich nur beschweren über jede Veränderung. Die Sorte Ehemalige natürlich, die sich etwas aus lieblichen Orten macht. Die anderen sind zu beschäftigt mit ihrem eigenen Kram. Findest du das Clare schlimmer als andere Colleges? Als du das erste Mal herkamst und ich dich vom Flughafen abholte, habe ich das behauptet, erinnerst du dich? Aber inzwischen bin ich mir nicht mehr so sicher. Die himmelschreiende Idiotie ist, glaube ich, nicht nur das Privileg dieses Colleges, sondern hat epidemischen Charakter.«
    »Hast du Veronica getroffen?«
    »Natürlich. Veronica zu treffen ist unvermeidlich.«
    »Was hältst du von ihr?«
    »Zu Anfang mochte ich sie nicht. So aggressiv, wie die Sorte Mensch, die sich an Bushaltestellen mit Ellbogen an die Spitze der Schlange vordrängt. Aber jetzt kann ich sie besser ertragen, oder genauer: im Gegensatz zu allen anderen hier finde ich sie nicht unerträglicher als zu Anfang. Du Arme, ich fürchte, du hast mich heute am Abend eines noch schlimmeren Tages als gewöhnlich erwischt. Als du hereinkamst, war ich gerade dabei, meine Kündigung zu schreiben. Soll doch der männliche Freudianer mit seinem Glauben an den Penisneid den Job 113

    übernehmen: er wird ihm auf den Leib geschneidert sein. Obwohl die Studentinnen hier nicht mal helle genug sind einzusehen, daß es wirklich Gründe gibt, die Penisträger zu beneiden, und das ist die reine Wahrheit. Was hattest du mich gerade gefragt?«
    »Veronica.«
    »Ich muß hier raus, Kate. Laß uns nach Boston fahren und in ein unverschämt teures Restaurant gehen. Und ich verspreche dir, ich werde mich die ganze Zeit auf deine Fragen konzentrieren.«
    »Wenn du es auf dich nehmen willst, über eine Stunde Auto zu fahren – na gut.
    Aber wie komme ich zurück?«
    »Wir übernachten in meiner Wohnung und fahren morgen früh zusammen zurück. Du kannst mir bei meinem Kündigungsschreiben helfen. Oh, keine Sorge.
    In meiner Wohnung findest du alles, was du brauchst, außer der Lösung für dein Rätsel. Fahren wir los?«
    »Sollte ich der Rektorin nicht lieber eine Nachricht hinterlassen? Vielleicht fällt ihr auf, daß ich nicht da bin, und sie sorgt sich.«
    »Der fällt nichts auf. Und wenn doch, läßt sie den See wahrscheinlich mit einem Schleppnetz abfischen. Diese Frau hat so viel Phantasie wie eine Wühlmaus.«
    »Warum eine Wühlmaus?«
    »Weil eine Wühlmaus ein Maulwurf ohne Phantasie ist. Das Auto steht auf dem Parkplatz, nur eine Meile entfernt. Knipst du das Licht aus?«
    Als man sie zuvorkommend an einem Tisch plaziert hatte, den der vom Maître abgeorderte Weinkellner in steter Bereitschaft umschwebte, bestand Kate darauf, daß Madeline ihre Aufmerksamkeit auf Patrices Tod konzentrierte. »Ich habe dir den Gefallen getan«, sagte Kate, »ohne alles mit dir loszufahren, sogar ohne Zahnbürste. Aber jetzt mußt du mir helfen. Wir sprachen über Veronica, falls du dich noch erinnerst. Du bist Analytikerin. Glaubst du, sie würde jemanden, den sie über alles liebt, umbringen? Ich nehme an, du weißt von ihrem

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