Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sueßer Tod

Sueßer Tod

Titel: Sueßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
Vom Netzwerk:
Falle. Gleich in welcher Kultur – immer wurden ihnen (symbolisch gesprochen) die Füße verkrüppelt. Und Frauen, die sich für die harten Fakten interessierten, galten aller Welt als unweiblich und übernahmen sogar dieses Urteil über sich. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Versuche, feministische Studiengänge einzuführen, und der gesamte männliche Lehrkörper wird zu den Ehemaligen rennen und lamentieren, Lesbierinnen hätte das College an sich gerissen.«
    »Wie erklärt denn ihr Analytiker diese entsetzliche Furcht vor Lesbierinnen?«
    »Wenn es Freudianer sind, benehmen sie sich ganz wie ihr Meister: sie verlieren vor Schreck ihre Bauchbinden oder Hüfthalter – je nachdem. Lies einmal, wenn du mal einen Monat frei hast, all die neueren Interpretationen des Falles Dora. Was ich nur nicht verstehe, ist, warum all die Frauen, die den Sinn des Lebens darin sehen, entweder glücklich um einen Mann zu kreisen oder ohne Mann unglücklich in irgendwelchen Leerräumen herumzuirren, die Lesbierinnen nicht mit Handkuß begrüßen, die doch schließlich die Konkurrenz erheblich verringern; wenn du weißt, was ich meine.«
    »Wenn die Frauencolleges die Sache der Frauen nicht befördern, was bewirken sie dann – außer daß sie die männlichen Vorstellungen von Weiblichkeit bewahren?«
    »Da siehst du’s mal wieder, Kate; du drückst alles viel klarer aus als ich und noch dazu mit einem Drittel der Worte. Können wir jetzt zu etwas Erbaulicherem übergehen, einer zweiten Flasche Wein zum Beispiel? Hast du etwas dagegen, wenn wir zu rotem wechseln? Der paßt besser zu meinem Lamm.«
    Während der Kellner die Gläser auswechselte und die Vorspeisenteller fortnahm, lehnte sich Kate zurück und seufzte. Warum war dieses Gespräch mit Madeline so viel weniger befrachtet und angespannt als alle anderen auf dem verdammten Campus, selbst die mit Archer? Was tat das Clare den Leuten nur an –
    immer wieder stellte sich Kate diese Frage, die, letztendlich, nicht ihre Sorge war.
    Ihre Sorge war, herauszufinden, was in jener Juninacht mit Patrice geschehen war.
    Sollte sie mit Madeline über den Dr.-Myers-Darsteller sprechen? Nicht ohne Dirk Myers’ Einverständnis, und Kate war sich ziemlich sicher, daß er die Geschichte geheimhalten wollte, jedenfalls vorläufig.
    »Kate«, sagte Madeline, »jetzt geht es mir schon viel besser, und ich bin ganz Ohr für dein Problem. Du warst sehr geduldig mit meiner schlechten Laune. Dein Problem, wenn ich es grob ausdrücken darf, heißt also: warum ging Patrice in 116

    diesen See, und, wenn sie nicht hineinging, wie kam sie dann dorthin. Richtig?«
    »Richtig. Madeline, du hast Medizin studiert, ehe du Analytikerin wurdest. Ich meine, du bist Ärztin. Gibt es irgendein Mittel, das jemanden bewußtlos macht und nach einigen Stunden nicht mehr nachweisbar ist im Körper?«
    »Natürlich. Pentothai. Es löst sich spurlos auf.«
    »Das Mittel, das immer in Filmen verabreicht wird? Dann müssen die Leute rückwärts zählen, erinnern sich plötzlich und plaudern alles aus.«
    »Genau das. Unter Laien heißt es Wahrheitsserum. Es wird übrigens nicht nur benutzt, um verborgene Erinnerungen wachzurufen. Es entspannt auch et cetera.«
    »Wenn ich dich richtig verstehe, hätte also jemand Patrice Pentothai injizieren können, und bei der Autopsie hätte man keine Spuren gefunden?«
    »Nicht so schnell! Nach einer Injektion ist die Einstichstelle zu sehen.
    Pentothai muß in eine Vene injiziert werden. Es sei denn, ein Patient liegt zum Beispiel im Krankenhaus und hängt an einem intravenösen Tropf, da kann es natürlich durch die gelegte Kanüle gegeben werden.«
    »Kann die winzige Einstichstelle nicht leicht bei einer Autopsie übersehen werden?«
    »Nicht, wenn der Arzt, der sie vornimmt, so arbeitet, wie er sollte. Und ich wette, das tun die meisten – Reed wird dir das bestätigen können.«
    »Und wie steht’s zum Beispiel mit der Schädeldecke, unter dem Haar?«
    »Kate, planst du einen Mord oder willst du einen aufdecken? Die Schädeldecke ist nicht der geeignete Ort, um für Injektionszwecke nach einer Vene zu suchen.«
    »Trotzdem – ein Lichtblick. Denn das heißt doch, jemand hätte Patrice überwältigen, betäuben und dann im See ertrinken lassen können.«
    »Nur, daß es so nicht gewesen sein kann«, sagte Madeline mit vollem Mund.
    »Göttlich, mein Lamm. Und dein Lachscarpaccio? Fein genug geschnitten? Gut. –
    Denn dann wäre sie anders ertrunken. Ich nehme an,

Weitere Kostenlose Bücher