Süßer Tod
wieder ansah, fragte er: »Drei ranghohe Detectives verhören einen durchgeknallten Skinhead? Wozu das denn?«
»Mach die Kamera aus.« Raley wusste, dass sie Fordyce von Pat junior erzählen mussten, aber er wollte dessen Geheimnis wahren. Britt wusste, warum er diesen Teil des Gesprächs nicht aufzeichnen wollte, und schaltete die Kamera ab.
»Pat Wickhams Sohn ist homosexuell«, erklärte er Fordyce. »Jones hatte ihn im Hampton Park überfallen, ihm das Bein gebrochen und das Gesicht zertrümmert. Er erlitt schlimme, entstellende, dauerhafte Verletzungen. Pat senior wollte Jones etwas von seiner eigenen Medizin verabreichen und holte dafür seine Kumpel zu Hilfe.«
Fordyce sah sie abwechselnd an, stand dann auf und trat an das Fenster, das ihm freien Blick auf seinen Pool bot. Er schaute lange aufs Wasser und drehte sich schließlich wieder zu ihnen um. »Das ist das Stück, das mir gefehlt hat. Damit ergibt alles einen Sinn. Sie mussten zwei Geheimnisse bewahren.«
»Das ist noch nicht alles.« Britt schaltete die Kamera wieder ein. »Wir glauben nicht, dass Pat senior in Ausübung seiner Pflicht gestorben ist.« Sie gab wieder, was ihnen Pat junior über den tiefen Fall seines Vaters nach dem Brand erzählt hatte. »Nach Suzi Monroes Tod, den er ebenfalls vertuschen half, ging es noch schneller mit ihm bergab.«
Fordyce sagte: »Er zerbrach unter der Last seiner Schuld.«
»Alle, die ihm nahestanden, erwarteten den Zusammenbruch«, bestätigte Britt. »Offenkundig hatten Jay und George McGowan
Angst, dass er mit der Wahrheit herausplatzen könnte und sie alle mitreißen würde. Raley und ich vermuten, dass er nicht zufällig umgebracht wurde. Bei Jay war eine tödliche Krankheit diagnostiziert worden. Er wollte sein Gewissen reinwaschen, bevor er starb.«
»Demnach hätte McGowan auch ihn loswerden müssen«, meinte Fordyce nachdenklich.
Sie zog die Schulter hoch und sah ihn vielsagend an, ließ ihn den logischen Schluss aber selbst ziehen. Dann sah er Raley an, der sagte: »McGowan ist der Letzte, der noch atmet.«
»Kein Wunder, dass er meine Anrufe nicht entgegennehmen will.« Der Attorney General seufzte schwer und fragte dann: »Haben Sie irgendwelche Beweise für das, was Sie hier behaupten?«
Britt schüttelte den Kopf. »Aber McGowan fürchtet offenbar, dass ich welche besitze. Mein Auto liegt am Grund des Combahee River.« Sie erzählte ihm von ihrem grauenvollen Erlebnis. »Ich läge auch dort unten, wenn Raley mir nicht nachgefahren wäre. Er sah, wie mein Wagen von der Straße verschwand.«
Fordyce wandte sich an ihn. »Sie haben sie gerettet?«
»Ich hatte Glück. Eine Minute länger, und sie wäre ertrunken.«
»Das erklärt Ihr Verschwinden«, sagte der Attorney General zu Britt. »Solange Sie für tot gehalten wurden, waren Sie in Sicherheit.«
»Ich hatte Angst, dass ich nicht lang am Leben bleiben würde, wenn ich mich zu Wort meldete.«
»Ihnen ist hoffentlich bewusst, wie schwerwiegend Ihre Anschuldigungen sind«, sagte Fordyce. »Damit beschuldigen Sie McGowan indirekt der Brandstiftung und des mehrfachen Mordes und behaupten, dass er den Anschlag auf Britts Leben angeordnet hat.«
»Wir unterstellen ihm, dass er an allen drei Verbrechen beteiligt war«, sagte Raley. »Bis vor wenigen Minuten dachten wir
sogar, dass Sie möglicherweise mit ihm unter einer Decke stecken.«
Fordyce sah auf die Pistole, die immer noch zwischen mehreren gerahmten Familienfotos auf dem Tisch lag, und lächelte grimmig. »Das erklärt, warum Sie bewaffnet hierherkamen.«
»Ich glaube, dass McGowan zwei Männer beauftragt hat, Jay und Britt zu beseitigen«, sagte Raley. »Keine Schlägertypen, keine typischen Gangster, sondern äußerst unauffällige Erscheinungen. Vor zwei Tagen haben sie meinen Pick-up und mein Haus durchsucht. Britt kann sich erinnern, einen der beiden im Wheelhouse gesehen zu haben, wo sie sich mit Jay traf. Die beiden Männer waren auch bei seiner Beerdigung. Sie folgten mir von dort aus, aber ich konnte sie abhängen. Gestern Nacht sind wir ihnen erneut begegnet, konnten sie aber wieder abschütteln.« Er verschwieg, wie die Begegnung genau abgelaufen war, und war froh, dass Fordyce nicht nachfragte. »Wir vermuten, dass die beiden Britt von der Straße abdrängten, selbst wenn es dunkel war und sie das daher nicht beschwören kann.« Er hielt inne und sagte dann: »Das wäre mehr oder weniger alles. Hier stehen wir jetzt.«
Beide schwiegen und gaben Fordyce damit Zeit,
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