Süßer Tod
Rasen, auch wenn ihre Turnschuhe im taufeuchten Gras rutschten. Um ein Haar wäre sie gestolpert, aber er packte sie am Ellbogen und zog sie weiter zum Gehweg.
Kurz bevor sie um die Ecke bogen, riskierte er einen Blick zurück. Weder Fordyce noch der Wachmann kam ihnen nachgelaufen. Möglicherweise lag der Wachmann immer noch bewusstlos auf Cobb Fordyces Marmorboden. »Der Wachmann …«
»War in der Nacht in Jays Haus!«, keuchte Britt, ohne auch nur langsamer zu werden. »Ich habe ihn auf den ersten Blick erkannt. Ich kann mich erinnern, Raley! Ich kann mich wieder erinnern!«
R aley fuhr, so schnell er konnte, denn er wollte möglichst schnell aus Columbia herauskommen. Er mied die großen Highways und kreuzte stattdessen über die kleinen Nebenstraßen, die er während seines Exils kennengelernt hatte.
Immer wieder sah er in den Rückspiegel, aber falls ihnen tatsächlich jemand folgte, konnte er ihn nicht entdecken. Wenigstens wurden sie nicht von einem Geschwader aus Streifenwagen mit jaulenden Sirenen gehetzt, andererseits hatte er auch nicht erwartet, dass Fordyce ihnen Polizeiautos hinterherschicken würde. Eher unauffällige Zivilwagen. Ein Lynchkommando in Zivil.
»Ich habe diesem Hurensohn mit seinem geölten Mundwerk tatsächlich geglaubt«, sagte er wütend, während sie durch ein verschlafenes Nest mit einem einzigen gelben Warnlicht im Ortszentrum rauschten.
»Ich auch«, sagte Britt. »Eigentlich merke ich sonst immer, wenn mich jemand einzuseifen versucht.«
»Verlogenes Schwein.«
»Dabei hat er so zerknirscht gewirkt, als er sich bei dir entschuldigt hat.«
»Bestimmt konnte er sein Glück kaum fassen. Seine Schergen haben uns durchs halbe Land gejagt und uns umzubringen versucht, und dann stehen wir plötzlich bei ihm vor der Haustür! Dieser angebliche Wachmann lag wahrscheinlich irgendwo in der Nähe des Kapitols auf der Lauer, um uns zu empfangen, wenn wir um elf dort auftauchen. Wir hätten es nicht mal durch den Eingang geschafft.«
»Schlau von dir, dass du von unserem ursprünglichen Plan abgewichen bist.«
»Leider war ich nicht schlau genug, Fordyces Gequatsche zu durchschauen. Das Marriott, leck mich doch«, knurrte er. »Während wir in seiner Eingangshalle standen und uns freuten, dass wir endlich einen Verbündeten und Beschützer gefunden hatten, hat er seinen Mietkiller angerufen und ihm die plötzliche Planänderung erklärt.«
»Vielleicht habe ich ihn umgebracht«, sagte sie zittrig.
»Das glaube ich nicht, aber …« Er sah sie kurz an. »Vielleicht wäre es doch keine so schlechte Idee, wenn du dich der Polizei stellst. Immerhin haben wir das Band. Auf dem Fordyce sagt …«
»Er sagt gar nichts, Raley. Nichts, was man wirklich verwerten könnte. Das Band ist nutzlos. Fordyce hat mit der Kamera gespielt. Auf diesem Video sehen wir unseren verständnisvollen Attorney General zerknirscht um Entschuldigung bitten. Er zeigt Reue, aber er hat sich mit keinem Wort selbst belastet, was den Brand, Suzi Monroe oder irgendetwas anderes angeht.«
Er musste ihr recht geben und fluchte.
»Er wusste genau, was er tun musste«, sagte sie. »Und wir sind darauf hereingefallen.«
Es machte Raley rasend, dass er sie so hinters Licht geführt hatte. »Falls wir jetzt zur Polizei gehen und ihn beschuldigen, wird Fordyce behaupten, wir seien in sein Haus gestürmt, und zwar bewaffnet. O Fuck! Ich habe die Pistole auf seinem Tisch liegen lassen.«
Er verwünschte sich für diesen Fehler, aber der war nicht mehr zu beheben. Außerdem glaubte er nicht, dass er tatsächlich auf jemanden schießen konnte. Andererseits wusste das keiner seiner Feinde, und nun fehlte ihm das vorgetäuschte Sicherheitsgefühl, das eine geladene Waffe vermittelte.
»Fordyce wird behaupten, wir hätten ihm eine Story erzählt, die zumindest genauer untersucht werden sollte. Aber als er einen Wachmann herbeirief, der uns beschützen sollte, bis Fordyce
der Sache nachgegangen war, hättest du den Mann ohne Vorwarnung mit einer Vase niedergestreckt.«
»Ich kann nicht beweisen, dass der Mann Jay umgebracht hat«, sagte sie. »Aber ich weiß, dass er in seinem Haus war.«
»Kannst du dich erinnern, ob du ihn auch im Wheelhouse gesehen hast?«
»Nein. Aber ich bin hundertprozentig sicher, dass er in Jays Stadthaus war und dass er einen Partner dabeihatte.«
»Butch? Sundance?«
»Weder noch. Einen anderen Mann.«
»Demnach haben wir es mit Butch und Sundance zu tun, außerdem dem Mann, der bei
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