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Süßer Tod

Süßer Tod

Titel: Süßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brown
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Tabletten auf ihre Zunge und setzte dann noch einmal die Wasserflasche an ihre Lippen. Diesmal schüttete er vorsichtiger, sie trank leichter, und gleich darauf hatte sie die Flasche leer getrunken. Er drehte sich um und ging zur Spüle, um die leere Flasche wegzuwerfen.
    »Haben Sie …« Sie kam ins Stocken und setzte neu an. »Haben Sie irgendwas mit dem zu tun, was Jay und mir vorgestern Abend passiert ist?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Haben Sie?«
    Er kam zurück, zog dabei einen Stuhl unter dem kleinen Esstisch heraus und stellte ihn eine Armeslänge vor ihrem Stuhl ab. Er setzte sich rittlings darauf und verschränkte die Arme auf der Lehne. »Verraten Sie es mir.«
     
    Britt Shelley, Miss Selbstsicher, Seriös und Sachlich, sobald sie vor einer Fernsehkamera stand, wirkte auch bemerkenswert gefasst, wenn sie vor einem Entführer saß. Oh, sie hatte Angst, daran war nicht zu zweifeln. Aber sie ließ sich das kaum anmerken. Dass sie nicht ausgeflippt war, als sie ihn erkannt hatte, was praktisch sofort geschehen war, hatte ihm Respekt eingeflößt. Obwohl er inzwischen anders aussah, hatte sie ihn schnell richtig eingeordnet. Jedenfalls sein Gesicht.
    »Wissen Sie noch, wie ich heiße?«
    Sie nickte.
    »Das sollten Sie auch.«
    Schließlich hatte niemand anderes als sie seinen Ruf ruiniert. Sie hatte sein Schicksal besiegelt. Wie viele andere gute Namen sie seither wohl in den Dreck gezogen hatte? Sollte er sich geschmeichelt fühlen, dass sie ihn unter so vielen anderen sofort erkannt hatte? Wahrscheinlich nicht. Vielleicht vergaß sie nie die Namen und Gesichter jener Menschen, die sie ins Unglück gestürzt hatte.
    »Ich erinnere mich sehr wohl an Sie, Mr Gannon.«

    »Und das nach fünf Jahren. Trotzdem streikt Ihr Gedächtnis, wenn es um vorgestern Abend geht. Behaupten Sie wenigstens.«
    »Das ist die Wahrheit.«
    »Hört sich an wie ein ungemein praktischer Fall von Amnesie.«
    Er sah ihr an, dass sie kalkulierte, wie sie ihn am ehesten knacken konnte. Er konnte beinahe verfolgen, wie sie eine Taktik erwog und sie gleich darauf zugunsten einer anderen verwarf.
    Sie sagte: »Wenn Sie das Klebeband von meinen Händen und Füßen abmachen, werde ich Ihnen alles erzählen, was Sie wissen wollen.«
    Sie hatte sich also fürs Verhandeln entschieden. »Auf keinen Fall. Erzählen Sie mir, was an dem Abend in Jays Haus passiert ist.«
    »Erst wenn Sie das Klebeband…«
    »Erzählen Sie mir, was an dem Abend in Jays Haus passiert ist.«
    »Glauben Sie mir – ich wünschte, ich könnte es!«
    So viel zu ihrem Plan, mit ihm zu verhandeln. Er löste sich in frustriertem Geschrei auf. Vielleicht auch Angst. Er sah eine Träne in ihrem Augenwinkel aufglänzen, aber das rührte ihn nicht. Er hatte damit gerechnet und darauf gewartet.
    »Sie hätten sich diese dramatische Entführungsaktion sparen können, Mr Gannon. Und das Benzin für die Fahrt nach Charleston und zurück und auch die Gefängnisstrafe, die Sie hierfür absitzen werden, denn Sie werden rein gar nichts damit erreichen. Ich weiß nichts, absolut nichts mehr von dem, was passiert ist, nachdem wir Jays Haus betreten haben.«
    Sie sah ihn flehend an und legte den Kopf schief, wodurch sie fast schutzlos wirkte, dann blinzelte sie, bis die Träne über ihr unteres Lid rutschte und über ihre Wange rollte. »Machen Sie meine Hände und Füße los. Bitte.«
    In weniger als sechzig Sekunden vom Verhandeln über frustriertes
Geschrei zu tränenreichem Flehen. Die Lady hatte Talent. »Nein.«
    »Ich erzähle Ihnen alles, was ich weiß«, beteuerte sie. »Ehrenwort. Aber mir tut alles weh. Bitte.«
    »Nein.«
    Sie nickte zur offenen Haustür hin. »Wohin soll ich denn fliehen? Ich weiß nicht einmal, wo wir hier sind.«
    »Erzählen Sie mir, was in Jays Haus passiert ist.«
    Ihr Kopf rollte nach vorn, und ein Vorhang aus blondem Haar senkte sich über ihre Schultern. Ein paar Sekunden blieb sie so sitzen, dann hob sie den Kopf wieder und verkündete nachdrücklich: »Ich weiß es nicht mehr.«
    Jetzt Trotz. Offenbar hatte sie einen Ratgeber für Entführungsopfer studiert. »Erzählen Sie mir, woran Sie sich erinnern.«
    Eine volle Minute, vielleicht noch länger, starrten sie sich schweigend an. Aus dieser Nähe und mit ungeschminktem Gesicht und offenem Haar wirkte sie jünger als im Fernsehen. Kleiner außerdem. Ihre Augen waren blau und blickten ruhig und arglos, was sie garantiert vor der Kamera und auch sonst auszunutzen wusste.
    Ihn konnte sie

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