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Süßer Tod

Süßer Tod

Titel: Süßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brown
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sie am Ellbogen, half ihr aufzustehen und ließ sie einen zaghaften Schritt machen. »Autsch.«
    »Wackeln Sie mit den Zehen.«
    Erst nach einer Weile konnte sie ihre Füße belasten. Seine Hand immer unter ihrem Ellbogen schlurften sie nebeneinander auf das Schlafzimmer zu, hinter dem sich das Bad befand.
    »Wohnen Sie hier, seit Sie aus Charleston weggezogen sind?«
    »Ja.«
    »Allein?«
    »Ein paar Monate streunte ein Waschbär ums Haus.«
    »Sie haben nicht geheiratet?«

    »Nein.«
    Inzwischen waren sie im Schlafzimmer angekommen. Er fasste durch die offene Tür und schaltete das Licht im Bad an. Bevor er heute Nachmittag losgefahren war, hatte er Toilette und Waschbecken mit einem Desinfektionsmittel abgewischt. Er hatte ein sauberes Handtuch an den Halter gehängt. Eine frische Rolle Toilettenpapier hing bereit. Außerdem hatte er eine neue Seife in eine Untertasse aus der Küche gelegt.
    Während er geputzt hatte, hatte er sich immer wieder gefragt, wieso er sich eigentlich die Mühe machte. Schließlich wäre sie nicht bei ihm zu Gast. Aber jetzt war er froh, dass er sich so abgerackert hatte. Dadurch wirkte die Hütte – und infolgedessen auch er selbst – präsentabler.
    »Waren Sie nicht verlobt?«, fragte sie.
    »Doch.« Er trat zur Seite und schob sie ins Bad. Er las die Frage in ihren Augen, aber er würde nicht mit ihr über seine aufgelöste Verlobung sprechen. Noch nicht. »Machen Sie hin. Wir haben eine Menge zu bereden.«
    »Meine Hände sind immer noch gefesselt.«
    »Sie schaffen das schon.«
    »Ich kann nicht auf die Toilette gehen, solange meine Hände auf den Rücken gefesselt sind.«
    »Ich wette doch, wenn Sie nur dringend genug müssen.«
    Sie trat durch die Tür und rammte sie mit dem Fuß zu. Er drehte den Knauf und drückte sie wieder auf. »Die Tür bleibt offen.«
    »Das ist nicht nötig.«
    »Wenn Sie auf die Toilette wollen, schon.«
    »Sie bestrafen mich, stimmt’s? Für … für damals. Sie erniedrigen mich absichtlich, dabei habe ich nur meinen Job gemacht.«
    »Wenn Sie nicht pinkeln müssen, wandern Sie auf den Stuhl zurück.«
    Sie dachte kurz nach und sagte dann: »Können Sie die Tür wenigstens anlehnen?«

    So viel konnte er ihr zugestehen. Während sie ihr Geschäft erledigte, wanderte er rastlos im Schlafzimmer herum. Er trat ans Fenster und blickte in die dunkle, stille Nacht. Er fummelte nervös am Schlafzimmervorhang, schlug ihn dann wütend weg, ging zum Bett und setzte sich auf die Kante.
    Verflucht noch mal, natürlich war er wütend auf sie. Natürlich wollte er sie die Erniedrigung schmecken lassen. Schmeckt nicht besonders, oder, Ms Shelley? Falls sie sich hilflos und ihm ausgeliefert fühlte, umso besser. Schließlich hatte er dasselbe gefühlt, als sie vor fünf Jahren seine persönliche Krise vor ihrem Fernsehpublikum ausgeschlachtet hatte. Selbstgerecht und reißerisch hatte sie seinen Sturz kommentiert.
    Immer noch ballten sich seine Hände zu Fäusten, wenn er daran dachte. Er würde sie nicht schlagen, aber vielleicht würde er gegen die Wand schlagen und darauf einprügeln, in brüllendem Zorn über das Unrecht, das ihm angetan worden war und zu dem Britt Shelley maßgeblich beigetragen hatte.
    Es war nicht besonders schlau von ihr, Hallie zu erwähnen, solange er so gereizt und so labil war. Waren Sie nicht verlobt? Wirklich nicht besonders schlau, diese Wunde wieder aufzureißen.
    Er saß immer noch auf der Bettkante, als sie mit dem Fuß die Tür zum Bad aufzog. »Sie …« Das Wort erstarb ihr auf den Lippen. Seine Miene musste ihr verraten haben, wie verbittert er immer noch war. Er gab sich keine Mühe, es zu verhehlen.
    Sie verharrte auf der Schwelle, als wollte sie sich die Möglichkeit offen lassen, notfalls ins Bad zurück zu flüchten. Er genoss ihre Verunsicherung und stand ganz langsam auf. »Drehen Sie sich um.«
    »Warum?«
    »Drehen Sie sich um«, wiederholte er energisch.
    Ihr Gesicht verzog sich verängstigt. »Mr Gannon, bitte. Ich nehme an, Sie glauben, ich… meine Berichterstattung über die … Probleme, die Sie sich selbst eingehandelt hatten, wäre vielleicht …«

    »Eine Hetzkampagne?«
    »Ich war jung, unerfahren und schrecklich ehrgeizig. Ich wollte mir ein Publikum erobern.«
    »Auf meine Kosten.« Er ging auf sie zu, und sie wich langsam zurück.
    »Das ist schon lange her.«
    »Meine Erinnerung ist noch ganz frisch.«
    »Sie werden doch nichts tun wollen, was Sie in noch größere Schwierigkeiten bringen

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