Süßer Tod
Danach konnte ich nichts mehr beweisen.«
»Wann haben Sie Ihre Unschuld verloren?«
Sie sah ihn fassungslos an. »Wie bitte?«
»Wie viele Jahre haben Sie schon Sex?«
»Das geht Sie einen feuchten Dreck an!«
»Nicht dass es mich wirklich interessieren würde, aber ich kann kaum glauben, dass Sie hier sitzen und mir allen Ernstes weismachen wollen, Sie wüssten nicht, ob Sie es mit Jay getrieben haben.«
»Auf dem Sofa wurde eine Kondomverpackung gefunden.«
»Ach was. Sie haben also.«
»Es hat den Anschein, aber ich weiß es wirklich nicht. Meine Ärztin …«
»Warum brauchen Sie einen klinischen Nachweis dafür? Würden Sie das nicht wissen? Würden Sie es nicht spüren, auch noch Stunden danach?«
»Würden Sie das?«
»Ich bin keine Frau! In meinen Körper dringt niemand ein.«
Sie verkniff sich eine Erwiderung. Stattdessen sah sie zur Seite, presste die Lippen zusammen und rang um Fassung. Schließlich
sah sie ihn wieder an und erklärte: »Es fühlte sich nicht so an, als wären wir intim gewesen. Aber ich kann es nicht beschwören. Was tut das im Übrigen zur Sache? Ist das nicht völlig belanglos?«
»Wahrscheinlich schon. Schließlich ist Jay trotzdem gestorben.«
Er stand auf, zog das Messer aus der Hosentasche und trat dann hinter ihren Stuhl. »Danke«, seufzte sie erleichtert auf, als er das Klebeband um ihre Handgelenke durchtrennte.
»Freuen Sie sich nicht zu früh. Wir sind noch nicht fertig.« Er packte sie am Oberarm und zog sie hinter sich her zum Schlafzimmer.
»Was soll das? Halt! Sie haben gesagt, Sie würden mir nichts tun.«
»Ich tue Ihnen auch nichts. Wenn Sie sich nicht wehren.«
Er gab ihr einen kleinen Schubs, und sie taumelte aufs Bett zu. Sie kippte auf die Matratze, sprang sofort wieder auf und rannte in Richtung Tür. Er schlang den Arm um ihre Taille, um sie abzufangen, drückte sie gegen seine Hüfte und trug sie zum Bett zurück, wo er sie umstandslos fallen ließ.
Mit dem Griff um ihre Taille hatte er ihr die Luft abgepresst. Sie brauchte ein paar Sekunden, um wieder zu Atem zu kommen, dann begann sie sich zu wehren, indem sie mit aller Kraft mit den Füßen nach ihm trat und wild mit den Fäusten um sich schlug, in der Hoffnung, irgendwann seinen Kopf zu treffen.
Es war von Anfang an ein unfairer Kampf. Er setzte sich rittlings auf ihre Schenkel, um ihr Strampeln zu unterbinden, und zog dann die Rolle Klebeband aus der Hemdentasche, in der er sie vorübergehend verstaut hatte. Den Oberkörper zurückgelehnt und damit außer Reichweite ihrer fuchtelnden, kratzenden Finger, riss er mit den Zähnen einen Streifen ab, fing ihre linke Hand ein und zog sie zum Bettpfosten. Sekunden später hatte er ihr Handgelenk auf Matratzenhöhe am Holz festgeklebt.
Er rutschte von ihr herunter und tupfte sich die Wange mit
dem Handrücken ab. Als er frisches Blut darauf sah, sagte er: »Wenn Sie mich noch einmal kratzen, klebe ich die Hand ganz oben am Pfosten fest. Das ist längst nicht so gemütlich.«
»Scheren Sie sich zum Teufel.«
Er ging davon aus, dass sie kaum Schaden anrichten oder verschwinden konnte, während er durch die Hütte ging und die Lichter löschte. Als er wieder ins Schlafzimmer kam, stand sie neben dem Bett und zerrte wie wild mit der linken Hand am Bettpfosten, während sie mit den Fingernägeln der rechten das Klebeband abzulösen versuchte, ohne viel damit zu erreichen, außer dass das Bett ein paar Zentimeter von der Wand weggezogen wurde.
»Wollen Sie das Bett bis nach Charleston schleifen?«
»Sie Schwein! Lassen Sie mich frei!«
Raley knöpfte seine Jeans auf und ließ sie zu Boden fallen. Das brachte sie zum Schweigen. Entsetzt starrte sie ihn an. »Was tun Sie da?«
»Ich ziehe mich aus, was glauben Sie denn?« Er schlüpfte aus den Turnschuhen, trat aus den Jeans und streifte die Socken ab. Dann öffnete er die obersten zwei Hemdknöpfe, zerrte sich das Hemd über den Kopf und warf es auf den nächsten Stuhl, bevor er sich vorbeugte und das Klebeband wieder aufhob.
»Zurück aufs Bett.«
Sie schüttelte den Kopf und erklärte heiser: »Nein.«
Ehe sie sich eine mögliche Abwehrmaßnahme überlegen konnte, hatte er sie gepackt. Sekunden später lag sie mit dem Rücken auf dem Bett. Wieder saß er rittlings auf ihr, und diesmal klebte er ihre beiden Handgelenke zusammen, ihr rechtes an sein linkes. Auch diesmal riss er das Ende mit den Zähnen ab.
»Sie schaffen es vielleicht, das Band an Ihrer linken Hand durchzuknabbern«,
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