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Süßer Tod

Süßer Tod

Titel: Süßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brown
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der Pfanne geschoben, schüttete jetzt die verrührten Eier hinein und steckte dann zwei Scheiben Toast in einen verbeulten, rostigen Toaster. Seine Bewegungen waren ökonomisch, so als machte er das jeden Tag.
    »Sie haben mehrere Verbrechen begangen, das ist Ihnen doch klar.«
    Er zuckte mit den Achseln, ohne sich umzudrehen.
    »Stellen Sie sich vor, was das für eine Story geben würde.« Sie blickte durch die Fliegentür auf den Pick-up, der nur wenige Schritte vor der Hütte parkte. »›Raley Gannon brach in mein Haus ein und kidnappte mich‹. Ich könnte es noch in die Mittagsnachrichten schaffen. Bestimmt gibt es nicht allzu weit von hier eine Straße.«
    »In vier Komma sieben Meilen Entfernung. Sie werden trotzdem hierbleiben.«
    Er kam mit einer Handvoll Geschirr an den Tisch und setzte es unter lautem Klirren ab. Den bunt zusammengewürfelten Einzelteilen folgte eine Küchenrolle. Er verteilte Rührei und Speck auf zwei Teller und schob ihr den einen zu. Dann setzte er sich, tränkte seine Eier in Tabasco, griff zur Gabel und begann zu essen.
    Das Frühstück duftete verlockend, aber sie aß nicht. Erst jetzt war ihr aufgegangen, wieso er so sicher war, dass sie bei ihm bleiben würde, selbst wenn sie jederzeit gehen konnte. »Ich werde hierbleiben, weil mir ein Teil der Story fehlt.«
    Er hörte zu essen auf, riss ein Stück Küchenpapier ab und wischte sich den Mund damit ab. Sie meinte, die Spur eines Lächelns hinter dem Bart zu erkennen. »Ihre Neugier fesselt Sie viel effektiver als mein Klebeband.«
    »Das hier hat etwas mit dem zu tun, was Jay mir erzählen
wollte, nicht wahr? Und es muss etwas mit dem zu tun haben, was vor fünf Jahren passiert ist. Richtig?« Zu ihrem Verdruss hatte er wieder zu essen angefangen. »Wann erzählen Sie mir den Rest?«
    »Ihr Essen wird kalt.«
    Er würde ihr die ganze Geschichte erzählen. Das hatte sie im Gefühl. Sie brauchte ihn nicht zu übertölpeln oder zu umgarnen, um ihn zum Reden zu bringen. Er wollte die Geschichte erzählen. Genau wie Jay es gewollt hatte. Auf jeden Fall musste es sich um eine Höllenstory handeln. Möglicherweise eine, die sie auf den Olymp katapultieren würde, so wie Jay es ihr versprochen hatte.
    Aber das konnte bis nach dem Frühstück warten.
    Sie fiel über ihren Teller her. Als sie fertig war, räumte er den Tisch wieder ab. Sie trocknete die von ihm abgespülten Teller ab. Ihre Neugier brachte sie fast um, aber er sprach kein einziges Wort, darum blieb sie ebenfalls stumm.
    Nachdem der Abwasch erledigt war, kehrten sie an den Tisch zurück und setzten sich erneut einander gegenüber. Er begann, mit einer Zahnstocherschachtel herumzuspielen, die auf dem Tisch stand.
    Das Schweigen dehnte sich, bis sie es nicht mehr aushielt. Offenbar wartete er darauf, dass sie den Anfang machte. Sie sagte: »Wenn Sie mir gestern Abend etwas früher erzählt hätten, dass Ihnen das Gleiche passiert ist wie mir, hätte ich ein paar Minuten gehabt, um das zu verarbeiten, und wäre schon gestern Abend freiwillig hiergeblieben.«
    »Vielleicht.«
    »Ich wäre nicht mit wehenden Rockschößen abgehauen, ich hätte mich nicht kopfüber in die Wildnis gestürzt. Nicht bevor ich die ganze Story gehabt hätte.«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    Er widersprach sich. Sie schüttelte verwirrt den Kopf. »Dann war es nicht wirklich notwendig, unsere Hände zusammenzukleben und mich ans Bett zu fesseln, oder?«

    »Nein.«
    »Sie haben das also aus reiner Bosheit getan.«
    »Nicht nur.«
    »Warum dann? Warum haben Sie…« Aber sie ließ die Frage in der Luft hängen, weil sie plötzlich die Antwort wusste.
    Lange hielt er den Kopf gesenkt. Als er ihn endlich wieder hob und sie ansah, kam es ihr so vor, als hätte er die Hand über den Tisch gestreckt und ihr ganz sanft auf den Bauch geschlagen.
    In diesem Moment wurde das Haus von schweren Schritten auf der Veranda erschüttert.
    »Raley! Aus den Federn, Junge!«
    »Ach du Scheiße«, murmelte Raley und sprang von seinem Stuhl auf.
    Der merkwürdigste Mann, der Britt je begegnet war, rumpelte durch die Fliegentür und riss sie dabei vor Hast fast aus den Angeln. Im nächsten Moment stolperte er über die drei Jagdhunde, die mit ihm hereingedrängt waren und jetzt mit heraushängenden Zungen seine dreckverkrusteten nackten Füße vollsabberten. Er verwünschte sie ausgiebig dafür, dass sie ihn beinahe zu Fall gebracht hatten.
    »Schaff die verdammten Hunde hier raus«, befahl Raley. »Sie haben Flöhe. Genau wie

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