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Süßer Tod

Süßer Tod

Titel: Süßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brown
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erklärte er ihr, »aber mich werden Sie nicht los.«
    »Vielleicht nicht«, erklärte sie ihm keuchend. »Aber ich kann Ihnen das Leben verdammt unangenehm machen.«

    Ihr böses Lächeln hätte ihn warnen müssen. Als sie ihr Knie plötzlich zwischen seine Beine rammte, konnte er jedoch kaum noch reagieren. Sie verfehlte seine Eier so knapp, dass er sich mit angehaltenem Atem auf den Schmerz gefasst machte, der, Gott sei Dank, dann doch nicht kam.
    Frustriert über diesen Fehlschlag schrie sie ihn an: »Runter von mir!«
    Stattdessen legte er sich der Länge nach auf sie und klemmte ihre Beine unter seinen fest, wodurch er weniger verletzlich war. Sie war eingekeilt, aber nicht geschlagen. Immer noch bäumte sie sich auf wie ein Fohlen und versuchte ihn abzuwerfen. Er senkte sein Gesicht an ihres, bis sie seinen zornigen Atem spürte und er ihren, hielt aber genug Abstand, um sie scharf ins Auge fassen zu können.
    »Hören Sie auf!«, befahl er.
    Natürlich erfolglos.
    »Wollen Sie wissen, warum ich Sie hierher gebracht habe?«
    »Ich glaube, das weiß ich schon«, schnaufte sie erschöpft.
    »Sie wissen einen Dreck. Ich werde es Ihnen verraten. Aber erst müssen Sie aufhören zu kämpfen.«
    Augenblicklich erschlaffte sie, aber wenn Blicke töten könnten…
    »Ich habe Sie hierher gebracht, weil ich Ihnen glaube.« Ihre blauen Augen flogen auf. »Ich bin wahrscheinlich der einzige Mensch in ganz South Carolina, der Ihnen glaubt.«
    »Was?«, schnaufte sie.
    »Ja. Ich glaube, man hat absichtlich Ihre Erinnerung ausgelöscht.« Er ließ sich tiefer auf sie sinken, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen und um sicherzustellen, dass sie ihm zuhörte. »Weil mir das Gleiche passiert ist.«

B ritt wachte auf, weil sie von einem Sonnenstrahl geblendet wurde. Sie lag auf der Seite und blickte auf ein Fenster. Hinter der Fensterscheibe sah sie einen Waldrand, Blätter einer Glyzinie, die am Pfosten einer altertümlichen Wäschestange flatterten, und einen Raubvogel, der am wolkenlosen Himmel kreiste.
    Im nächsten Moment fiel ihr wieder ein, wo sie war, sie rollte sich auf den Rücken und stützte sich auf die Ellbogen. Bei Tageslicht wirkte der Raum nicht viel anheimelnder. Er war klein, und das Mobiliar beschränkte sich auf das Bett, einen Stuhl und ein zum Nachttisch umfunktioniertes Fernsehtischchen, auf dem eine Leselampe mit Schwanenhals stand. In der Ecke kauerte eine massige Kommode mit sechs tiefen Schubladen.
    Der Raum strahlte kaum Charme aus – abgesehen von der gemusterten Patchworkdecke, die über ihren Beinen lag. Sie sah aus wie handgemacht, die Stoffreste, aus denen sie zusammengenäht war, waren farblich aufeinander abgestimmt.
    Das einzige andere Dekorationsstück war eine Süßkartoffelranke auf der Kommode, die sich aus einer in einem Wasserkrug liegenden Knolle wand. Die Wurzeln hatten in dem Krug ein dichtes Nest gebildet, und die üppig belaubten Triebe krallten sich um ein Netz von an die Wand gepinnten Fäden, das die Zimmerecke bis zur Decke ausfüllte.
    Der Raum wirkte schlicht, aber ordentlich. Seine Sachen lagen nicht mehr auf dem Boden oder auf dem Stuhl, wo er sie gestern Abend abgelegt hatte, als er zu ihr aufs Bett gestiegen war.
    Ihre Hände waren frei, obwohl die Handgelenke immer noch mit Klebeband umwickelt waren. Die Ränder des Bandes fransten
in feinen weißen Fäden aus. Sie schlug die Decke zurück und stand auf. Die Tür zum Wohnbereich war geschlossen, aber sie roch frischen Kaffee. Bei dem Aroma lief ihr das Wasser im Mund zusammen.
    Nach einem kurzen Abstecher ins Bad öffnete sie zaghaft die Schlafzimmertür. Er lehnte mit der Schulter im Rahmen der Eingangstür, schaute versonnen durch das Fliegengitter und trank aus einem riesigen Kaffeebecher.
    Mir ist das Gleiche passiert .
    Auf diese unerwartete Erklärung hin hatte er sie mehrere Herzschläge lang angestarrt, dann hatte er sich von ihr heruntergewälzt, das Licht ausgeschaltet und sich neben ihr ausgestreckt. Sie hatten sich einzig und allein an den zusammengefesselten Handrücken berührt.
    Er hatte sich nicht bewegt. Ihr hatte der Mut dazu gefehlt. Minuten später hatte er gleichmäßig geatmet und allem Anschein nach tief und fest geschlafen. Obwohl es ihr inzwischen unvorstellbar erschien, war sie kurz darauf ebenfalls eingeschlafen.
    Jetzt drehte er sich um, als hätte er ihren Blick gespürt. Wieder sahen sie einander in die Augen, und sie fragte sich unwillkürlich, wie feindselig er heute Morgen wohl auf

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