Süßer Tod
Bier.«
Raley lachte. »Jay, Bier ist auch Alkohol.«
»Du machst Witze. Ehrlich?«
Die beiden lachten, dann sagte Jay: »Ohne dich ist es keine richtige Party, Alter.«
Raley war immer noch unschlüssig. Er ackerte zurzeit bis zum Limit. Die Nächte brachte er damit zu, alle Informationen zu sichten, die er tagsüber gesammelt hatte. Im Endeffekt arbeitete er rund um die Uhr.
Er hatte den Auftrag bekommen, dem obersten Brandermittler des Departments zu assistieren, einem schroffen Mann mittleren Alters namens Ted Brunner. Brunner war ein Veteran und wusste wahrscheinlich mehr über Brände als jeder andere im Department. Dafür machte Raley den Chief immer wieder auf Seminare und Konferenzen aufmerksam. Wenn das Budget nicht für eine Teilnahme an einer Fortbildung reichte, zahlte er die Gebühr aus eigener Tasche, weil er diese Ausgaben als Investition in die eigene Zukunft betrachtete.
Während Brunner der Veteran war, hatte Raley zwei Collegeabschlüsse vorzuweisen und verfügte über aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Brandbekämpfung. Mit vereinten Ressourcen waren sie ein gutes Team. Raley versuchte sich nicht in den Vordergrund zu drängen, weil er trotz seiner Ausbildung
die jahrzehntelange Erfahrung des älteren Feuerwehrmanns respektierte.
Gelegentlich reagierte Brunner zänkisch und kurz angebunden auf ihn. Raley spürte, dass er sich von ihm und seinen Kenntnissen über neue Technologien bedroht fühlte, aber Raley erwarb sich Stück für Stück Brunners Respekt. Er gab sich alle Mühe, ihre Arbeitsbeziehung im Lot zu halten.
Dass er Brunner bei einer so wichtigen Ermittlung assistieren durfte, war ein deutlicher Hinweis darauf, dass er als Nachfolger des Dienstälteren gehandelt wurde, wenn der ältere Kollege irgendwann in Ruhestand ging. Es war eine einmalige Chance. Und was genauso wichtig war, er hatte sie sich durch jahrelange Studien und harte Arbeit persönlich erarbeitet. Kurz vor einem so entscheidenden Karrieresprung wollte er seine Konzentration durch nichts beeinträchtigen.
Dummerweise hätte Jay selbst einen Mönch aus der Versenkung reißen können. Und er hatte sich noch nie mit einem Nein abgefunden. »Komm schon, Raley. Kann ich auf dich zählen?«
Noch einmal versuchte sich Raley herauszuwinden, indem er Jay erzählte, dass Hallie verreist war. »Sie ist auf Geschäftsreise und kommt erst morgen zurück.«
»Und sie lässt dich nicht allein auf eine Party gehen? Die hält dich wirklich an der kurzen Leine.«
Jay neckte Raley oft mit seiner bevorstehenden Hochzeit und schilderte ihm die Vorteile, die er selbst genoss, indem er ungebunden blieb. Das Necken störte Raley nicht weiter. Er freute sich auf die Ehe, auf die Monogamie und ein langes Leben an Hallies Seite.
Außerdem hatte er den Verdacht, dass sein Freund insgeheim auf seine Beziehung zu Hallie neidisch war, denn Jay hatte noch nie länger mit einer Frau zusammengelebt, weshalb hinter seinen Frotzeleien womöglich ein Hauch von Eifersucht steckte.
Jay sah Hallie oft kuhäugig an und meinte dann: »Wenn ich Hallie haben könnte, würde ich vielleicht sogar selbst mit dem
Gedanken ans Heiraten spielen. Du hast mir die letzte wirklich gute Frau weggeschnappt, du glücklicher H…sohn.« Hallie tat sein Liebesgesäusel mit einem Lachen ab, genau wie Raley. Beide wussten, dass Jay sein Junggesellenleben keinesfalls gegen eine Partnerschaft eintauschen würde, in der Treue zumindest erwartet oder sogar gefordert wurde.
»Sie vertraut mir«, widersprach Raley. »Aber ohne sie auf die Party zu gehen macht mir keinen Spaß.«
»Nimm Candy mit. Soll die dich begleiten.«
Raley schnaubte. Candy Orrin war mit ihnen zusammen aufgewachsen. Sie war ein paar Jahre jünger als Jay und er, aber eines Sommers hatte sie ihren Coach überredet, sie als »Balljunge« für das Baseballteam einzusetzen, und seither begleitete sie die beiden Freunde wie ein Schatten.
Sie war ein Wildfang und konnte schneller laufen, weiter schlagen, gezielter werfen, fantasievoller fluchen und – als sie älter wurden – hemmungsloser trinken als Jay und Raley. Sie war eine gute Freundin, mit der er wirklich gern zusammen war, aber sie konnte Hallie keinesfalls ersetzen, was er Jay auch erklärte.
Jay lachte leise. »Schon kapiert, Mann. Candy fehlt Hallies Eleganz, Charme und Schönheit. Habe ich dir übrigens schon gestanden, dass ich heimlich in deine Frau verliebt bin?«
»Ungefähr hundert Mal.«
»Echt? Na schön, nur damit
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