Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Süßer Tod

Süßer Tod

Titel: Süßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brown
Vom Netzwerk:
Wähler täglich löffelweise mit Kommentaren zu dem blutigen Polizistenmord füttern können, um auf diese Weise seinen Wahlkampf zu unterstützen. Er hätte eine Sonderkommission verlangen können, bis der Polizistenmörder gefangen und vor Gericht gebracht worden war.
    Aber das hatte er nicht getan. Das konnte er nicht.
    Während weiter kaltes Wasser über seine Hände floss, begutachtete er sich im Spiegel über dem Waschbecken und blickte dabei auf ein einigermaßen gepflegtes Gesicht mit ergrauenden Schläfen sowie einen durch regelmäßiges Training gestählten Körper. Ein Gesicht, das einen sauberen Lebenswandel und Integrität ausstrahlte. Treuer Ehemann, guter Vater, Kirchgänger. Genau das sah auch die Öffentlichkeit in ihm. Einen Mann, der äußerlich vollkommen seiner Rolle entsprach und der den Glauben an das Rechtssystem, an die Freiheit und an Gerechtigkeit für alle stärkte. Doch die Menschen sahen immer nur das, was man ihnen zu sehen gab, oder?
    So wie er es sah, würde niemand, der von Jay Burgess’ ungewöhnlichem
Tod erfuhr, hinterfragen, was auf der Hand zu liegen schien: dass der notorische Weiberheld die Quittung für seinen Lebenswandel präsentiert bekommen hatte und von einer betrogenen Geliebten mit dem Kissen erstickt worden war.
    Ob sich wohl irgendwer an einen Mann namens Raley Gannon und an die Anschuldigungen erinnern würde, die vor fünf Jahren gegen ihn erhoben worden waren?
    Um seinem Blick aus dem Spiegel auszuweichen, beugte sich Attorney General Cobb Fordyce über das Waschbecken und spritzte sich Wasser ins Gesicht.
     
    Pat Wickham junior nahm seinen ganzen Mut zusammen und tippte die Telefonnummer ein.
    »Conway Construction.«
    »Ist, äh, George zu sprechen?«
    »Tut mir leid. Er kommt erst heute Nachmittag wieder ins Büro.«
    »Ach so.« Auf Pats Stirn perlte der Schweiß. Er tupfte ihn mit einem zusammengefalteten Taschentuch ab.
    »Kann ich ihm etwas ausrichten?«
    »Äh, nein. Ich probiere es später noch einmal.«
    Pat legte hastig auf und spähte über die Abtrennung hinter seinem Schreibtisch, ob andere Polizisten, die genau solche Schreibtischhengste waren wie er, ihn hören konnten. Pat ging ausschließlich am Computer Streife. Eigentlich war er nur ein besserer Sachbearbeiter. Er fürchtete sich vor Waffen. Er ekelte sich vor Kriminellen. Er trug eine Marke, aber tief im Herzen war er kein Polizist. Er hatte nie einer werden wollen, und er betrachtete die zweiundzwanzig Jahre bis zu seiner Pensionierung als Strafe, die er abzusitzen hatte.
    Nachdem die Luft rein war, wählte Pat eine Handynummer. Das Telefon läutete dreimal, dann antwortete der Angerufene mit einem barschen »Hallo«.

    »George? Pat Wickham.«
    Er konnte George McGowans Missfallen spüren und fürchtete kurz, der andere könnte einfach auflegen. Doch dann knurrte George: »Einen Moment.«
    Pat hörte gedämpft, wie sich George bei jemandem entschuldigte, danach blieb es ein paar Sekunden still, während er sich an einen ungestörten Fleck zurückzog. »Woher hast du diese Nummer?«
    »Ich bin Polizist.«
    Ein verächtliches Schnauben erklang: »Ich bin gerade in einem wichtigen Meeting. Mein Schwiegervater sichert sich eben den Zuschlag für das neue Sportzentrum. Du hättest zu keinem schlechteren Zeitpunkt anrufen können.«
    »Wir müssen über Jay reden.«
    »Einen Scheiß müssen wir«, widersprach George leise.
    »Sie wissen, wie er ermordet wurde.«
    »Habe ich gehört.«
    »Diese Reporterin behauptet, man hätte ihr K.-o.-Tropfen eingeflößt.«
    »Hab ich auch gehört.«
    »Und?«
    »Und was?«
    Pat schätzte, dass McGowan gute dreißig Kilo mehr auf die Waage brachte als er. Aber in diesem Moment wünschte er sich, er wäre genauso stark wie sein Zorn. Dann würde er den Kopf dieses verstockten Kerls gegen die Wand donnern.
    »Machst du dir keine Sorgen?«
    »Und wie. Ich musste achtzehn Löcher Golf spielen und verlieren und danach ein zweistündiges Lunch über mich ergehen lassen, gefolgt von anderthalb Stunden Vertragsverhandlungen. Wenn der Vertrag im letzten Moment scheitert, wird Les mir die Schuld geben, weil ich seine Verkaufsgespräche unterbrochen habe, um diesen Anruf entgegenzunehmen.«
    Pat wusste genau, dass sich sein Gesprächspartner nur aufplusterte.
George war ebenso besorgt wie er. »Jetzt ist auch noch Britt Shelley verschwunden.«
    »Verschwunden? Wie meinst du das, verschwunden?«
    »Genau so, wie ich es gesagt habe«, erwiderte Pat gereizt. »Als Clark

Weitere Kostenlose Bücher