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Süßer Tod

Süßer Tod

Titel: Süßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brown
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nichts mehr von ihm gehört oder gesehen. Meine engsten Freunde, die immer noch fest zu mir stehen?« Er gab ein verächtliches Schnauben von sich.
    »Eltern?«
    Er verzog gequält das Gesicht und sagte leise: »Die sind aus Charleston weggezogen.«
    »Haben sie Ihnen geglaubt?«
    »Ohne den Hauch eines Zweifels. Ich bin ein Einzelkind. Wir hatten immer eine sehr gute Beziehung. Sie hätten zu mir gehalten, komme, was wolle.«

    »Hätten?«
    »Hätten und haben. Aber genau deswegen wurden auch sie gemieden. Selbst die ältesten Freunde wollten nicht mehr mit ihnen zusammen gesehen werden. Irgendwann waren sie es leid, geschnitten zu werden. Dad ließ sich von dem Unternehmen für medizinischen Bedarf, das er mit aufgebaut hatte, vorzeitig pensionieren, und dann zogen die beiden nach Augusta, wo eine Schwester meiner Mom lebt. Es ist mir unerträglich, was sie meinetwegen durchmachen mussten. Ich werde das nie wiedergutmachen können. Sie haben ihr ganzes Leben in Charleston verbracht. Sie erzählen mir immer, dass sie inzwischen neue Freunde gefunden haben, dass es ihnen dort gefällt, aber…« Er zog resigniert die Schultern hoch.
    Sie verkniff sich die Frage, was aus seiner Verlobten geworden war, sondern wollte stattdessen wissen: »Wie halten Sie das nur aus? Diese Einsamkeit. Mit niemandem zu reden. Na schön, abgesehen von Delno. Was fangen Sie mit Ihrer Zeit an?«
    Er sah sie lange nachdenklich an. »Ich plane meine Rache.« Er sagte das leise und bedrohlich, und sie bekam eine Gänsehaut.
    Darum freute sie sich über den Lärm draußen, der anzeigte, dass Delno zurückgekommen war. Er polterte auf die Veranda, hängte einen schlaffen Kadaver an einen Haken unter dem Vordach, befahl den Hunden, sich hinzulegen, zog die Fliegentür auf und streckte den Kopf in die Hütte. »Kann ich reinkommen?«
    »Nein«, sagte Raley.
    Delno trat trotzdem ein und rieb sich die Hände. »Hab ich was Wichtiges verpasst?«
    »Nichts, was du nicht schon weißt.«
    Inzwischen war er in der Küchenecke angekommen, wo seine nackten Füße laut über das PVC klapperten. »Ich bin hungrig. Hast du was zu essen da?« Er warf einen prüfenden Blick in den Kühlschrank und meinte dann enttäuscht: »Nur Frühstückswurst. Soll ich lieber den Hasen draußen braten?«
    »Du solltest lieber heimgehen und deine stinkenden, flohverseuchten
Köter mitnehmen.« Raley sprang unvermittelt aus seinem Stuhl auf und stakste aus der Hütte.
    Britt sah Delno an, der offenbar beschlossen hatte, dass die Dose mit der Frühstückswurst gar nicht so schlecht aussah. Er stopfte sich mehrere rosa Scheiben in den Mund. Der Anblick war so unappetitlich, dass sie lieber auf die Fliegentür sah, die nach Raleys abruptem Abgang wieder zugefallen war. »Er ist immer noch sauer auf mich.«
    »Ach was, der ist nur scharf auf dich, sonst gar nix.«
    Ihr Blick zuckte zurück. »Verzeihung?«
    »Scharf.« Delno drückte die Kühlschranktür zu und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. »Ich hab das sofort gesehen.« Er bohrte sich den kleinen Finger ins Ohr und förderte einen Wachsklumpen zutage, den er am Latz seines Overalls abwischte. »Kann nicht sagen, dass mich das überrascht. So wie du hier herumstolzierst.«
     
    Attorney General Cobb Fordyce konnte der erbitterten Diskussion nur mit Mühe folgen. Der lange, ovale Konferenztisch hatte sich in ein Schlachtfeld verwandelt, und die verfeindeten Lager belauerten sich über die polierte Tischplatte hinweg wie feindliche Armeen zu beiden Seiten einer Pufferzone. Er hielt am Kopfende des Tisches die neutrale Position inne.
    Vor Sitzungsbeginn hatte er mit dem Gedanken gespielt, die beteiligten Parteien zu sich zu rufen und eine Vertagung zu empfehlen. Aber die Sitzung war schon einmal verschoben worden. Mit einer weiteren Verzögerung hätte er beide Seiten vor den Kopf gestoßen. Man hatte schon gemunkelt, dass er politische Motive für sein Vorgehen haben könnte.
    Das Thema war wichtig und polarisierte. Die anwesenden Mitglieder der Gesetzgebungsorgane hatten eine feste Frist gesetzt bekommen. Aus diesen Gründen hatte er die Versammlung einberufen, auch wenn er sich in Gedanken weniger mit diesem als mit einem noch wichtigeren Thema beschäftigte.

    Seit er heute Vormittag die Ergebnisse von Jay Burgess’ Autopsie bekommen hatte, konnte er an nichts anderes mehr denken.
    »Mr Fordyce, Sie müssen die Beschlussvorlage für das neue Waffengesetz unterstützen, damit sie verabschiedet werden kann«,

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