Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Süßer Tod

Süßer Tod

Titel: Süßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brown
Vom Netzwerk:
seines Pick-ups. Er hob ihre Windjacke hoch, schüttelte den Dreck ab, warf sie dann auf die Ladefläche und stieg ebenfalls ein.
    Sie hatte ihre Handtasche im Fußraum vor dem Beifahrersitz wiedergefunden. Jetzt holte sie eine kleine Bürste heraus, strich sich damit durchs Haar, prüfte im Spiegel einer Puderdose ihr Aussehen und kommentierte den Anblick mit einem leisen Seufzen. Allerdings unternahm sie nichts, um ihn zu verbessern. Nachdem sie Puderdose und Bürste wieder weggepackt hatte, stellte sie die Tasche zwischen ihre Füße zurück.
    Schweigend fuhren sie die vier Komma sieben Meilen zur Hauptstraße. Als er auf den Highway bog, sagte er: »Ich setze Sie bei Ihrem Wagen ab.«
    Sie sah auf ihre nackten Füße und zupfte an dem dünnen Saum seines Hemdes. »Falls ich verhaftet werde, bevor ich zu Hause bin, wird man mich so aufs Polizeirevier bringen.«
    Er sah auf ihre Beine. »Das wäre eine Sensation.«
    »Ich will aber kein Aufsehen erregen.«
    »Was denn? Werden zurzeit keine Zuschauerquoten ermittelt?«
    Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Seine zynische Bemerkung war ebenso unpassend gewesen wie gestern ihr sarkastischer Kommentar über den Rasierer. Immerhin brauchten sie
dadurch nicht weiter über ihre wohlgeformten nackten Beine zu sprechen.
    Schweigend legten sie eine weitere Meile zurück. Als er schließlich wieder zu ihr hinübersah, erkannte er, dass sie den Kopf an die Nackenstütze gelehnt hatte. Sie hatte die Augen geschlossen. Sie atmete zwar, aber ansonsten saß sie völlig reglos da. Ein paar Sekunden beobachtete er, wie sich sein altes Chambrayhemd hob und senkte. Es hatte noch nie so gut ausgesehen.
    Er räusperte sich. »Ihr Haus wird bestimmt von der Polizei überwacht. Was werden Sie denen erzählen?«
    »Dass ich verspreche, keinen Widerstand zu leisten, wenn ich mich vorher umziehen darf.«
    »Ich meine, warum Sie nicht zu Hause waren, als man Sie verhaften wollte.«
    »Das weiß ich noch nicht. Soll ich erzählen, dass ich entführt wurde? Wird man mir das glauben?«
    »Eher nicht. Schon gar nicht nach der K.-o.-Tropfen-Gedächtnisverlust-Story über Ihre Nacht mit Jay.«
    »Das eine klingt so unwahrscheinlich wie das andere, nicht wahr?« Ohne den Kopf zu bewegen, öffnete sie die Augen und sah zu ihm herüber. »Sie möchten nicht mitkommen und den Polizisten erklären, dass Sie mich mitten in der Nacht aus meinem Heim entführt haben, nehme ich an?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Sie schloss die Augen wieder. »Dachte ich mir, trotzdem wollte ich fragen.«
    »Ich stand lange genug im Rampenlicht. Das hat mir nicht besonders gefallen. Inzwischen wirke ich lieber im Hintergrund.«
    »Ich muss also allein auf die Bühne treten.«
    »Genau wie ich damals.«
    »Geht das wieder los. Armer Raley.«
    Er reagierte gereizt: »Ich habe Sie nicht um Ihr Mitleid gebeten.«
    Sie setzte sich auf und sah ihn offen an. »Wirklich nicht?«

    »Nein!«
    »Also, jedenfalls haben Sie dafür gesorgt, dass ich genau weiß, was Sie alles verloren haben. Ihren Ruf, Ihren Job, Ihre…«
    »Meine was? Nur weiter.«
    »Ihre Verlobte.«
    Er blickte stur auf die Straße. »Das juckt Sie wirklich, nicht wahr?«
    »Ich habe Delno gefragt.«
    »Und was hat er Ihnen erzählt?«
    »Er hat mich gefragt, was Sie mir über Ihre Verlobte erzählt haben, und als ich geantwortet habe, dass Sie mir gar nichts erzählt hätten, hat er gesagt, für ihn würde es so aussehen, als wollten Sie nicht, dass ich es weiß.« Sie wartete ab; er schwieg eisern. »Warum soll ich das nicht wissen?«
    »Da gibt es nichts zu wissen.«
    »Was für eine gequirlte Kacke.«
    Er lachte kurz auf. »Dieses Wort haben Ihre Zuschauer noch nie aus Ihrem süßen Mund gehört.«
    »Was ist aus ihr geworden, Raley?«
    »Gott, können Sie denn keine Ruhe geben?«
    »Nicht bevor ich die ganze Geschichte kenne. Bis jetzt weiß ich nur, dass sie Hallie hieß.«
    »So heißt sie immer noch.«
    »Nette Frau. Klug, erfolgreich, hübsch.«
    »Stimmt alles.«
    »Wie lange waren Sie verlobt?«
    »Etwas über ein Jahr.«
    »Sie wollten eigentlich am zwölften April heiraten.«
    »Aber das haben wir nicht getan. Ende der Geschichte.« Er rechnete halb mit einem zweiten gequirlte Kacke , aber sie ließ sich mit ihrer Reaktion Zeit. Obwohl er den Blick fest auf die Straße gerichtet hielt, spürte er, wie sie ihn von der Seite ansah.
    Nach einigen Sekunden sagte sie leise: »Raley, sie, nein, jede Frau, hätte viel zu…«

    »… verzeihen

Weitere Kostenlose Bücher