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Süßer Tod

Süßer Tod

Titel: Süßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brown
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bekommen.
    Trotzdem war das Wetter genauso wenig schuld an seinen
klaustrophobischen Anwandlungen wie Delno. In Wahrheit hatte sich durch das Gespräch über den Brand, über Suzi Monroes Tod und über den ganzen darauf folgenden Ärger so viel Wut und Groll in seiner Brust aufgestaut, dass es ihm den Atem abschnürte.
    Und dann war da noch Britt Shelley.
    Auch wegen ihr brauchte er eine Atempause. Als sie ihn gefragt hatte, wie sie wiedergutmachen könnte, was sie ihm angetan hatte, waren ihm mehrere Möglichkeiten durch den Kopf geschossen. Alle höchst verlockend. Und alle unzulässig.
    Als er sie gestern Abend gezwungen hatte, neben ihm zu schlafen, hatte er sie damit verunsichern wollen. Sie sollte es ungemütlich haben. Eine kleine Revanche für all das Leid, das sie ihm angetan hatte.
    Aber im Grunde seines Herzens hatte er sie auch zu sich ins Bett geholt, weil er der Versuchung nicht widerstehen konnte, neben einer Frau zu schlafen, mit der er zuvor ein Gespräch geführt hatte – selbst wenn es kein freundliches Gespräch gewesen war –, das über »Wie viel?« oder »Morgen früh bin ich weg. Das ist eine einmalige Sache« hinausging. Normalerweise war er lang vor dem Morgengrauen verschwunden.
    Jetzt erkannte er, dass es ein schwerer strategischer Fehler gewesen war, neben Britt zu schlafen. Die Taktik hatte zwar ihren Zweck erfüllt, aber sie hatte gleichzeitig seine Fantasie befeuert.
    Trotzdem war es reichlich feige, hier draußen zu schmollen, um ihr aus dem Weg zu gehen. Er zwang sich, sich von seinem Stumpf zu erheben, den Hof zu überqueren und die Stufen hinaufzusteigen. Dann trat er in die Hütte.
    Sie stand mitten im Raum, die Arme an der Seite, als hätte man ihr befohlen, reglos auf seine Rückkehr zu warten. Ihre Silhouette zeichnete sich gegen das Licht der untergehenden Sonne ab, die durch das Küchenfenster schien. Unter dem Deckenventilator hoben und senkten sich die Haarsträhnen um ihr Gesicht in einem luftigen Tanz.

    Sie sagte: »Es wird allmählich spät. Ich sollte zurückfahren.«
    »Gut.« Er hatte den ganzen Vormittag über bis in den Nachmittag hinein erzählt. Erst jetzt begriff er, dass der Tag fast verstrichen war.
    Unsicher zupfte sie am Saum des leicht glänzenden Hemdes. Es reichte ihr bis auf die Schenkel. Die Ärmel waren bis zu den Ellbogen aufgekrempelt. Sie hatte es bis auf den Kragenknopf zugeknöpft. »Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, dass ich mir das hier ausgeliehen habe. Ich konnte meine Jacke nicht finden.«
    Drinnen war es heißer als draußen, sie hatte sein Hemd also nicht angezogen, weil ihr kühl war. Höchstwahrscheinlich hatte sie endlich begriffen, wie freizügig ihr Schlafanzug war. Er war kein hauchdünnes, halbdurchsichtiges Negligé, alle kritischen Körperteile blieben bedeckt, aber trotzdem schmiegte sich der leichte Stoff um jede Kurve ihres Körpers und sah aus, als würde er sich bei der leichtesten Berührung in Luft auflösen. Gestern Abend hatte er ihr wie ein Gentleman die Windjacke umgelegt, bevor er sie aus dem Haus getragen hatte.
    »Die Windjacke liegt draußen neben dem Wagen«, sagte er. »Ich glaube, einer der Hunde hat sie als Decke missbraucht.«
    »Kein Problem.«
    »Sind Sie so weit?«
    Sie nickte.
    »Müssen Sie noch mal auf die Toilette, bevor wir losfahren?«
    »Nein danke.«
    »Ich komme sofort.«
    Im Schlafzimmer zog er das Hemd aus, das er seit gestern trug, wechselte es gegen ein frisches und musste, als er in den Schrank griff, automatisch daran denken, dass sie ihn kurz zuvor durchsucht haben musste, um das Hemd herauszuholen. Er fragte sich, warum sie sich für das Chambrayhemd entschieden hatte. Es war so oft gewaschen worden, dass der Stoff inzwischen ausgeleiert und weich war. Vielleicht hatte es besonders bequem ausgesehen. Vielleicht hatte sie das Gefühl gehabt, dass
es ihr besser passte als die anderen Sachen. Vielleicht fand sie die anderen Hemden hässlich.
    Er ging auf die Toilette, wusch sich die Hände und wollte schon wieder aus dem Bad treten, als er sich doch noch entschloss, die Zähne zu putzen. Dabei fiel ihm auf, dass die Zahnpastatube irgendwann im Lauf des Tages zugeschraubt worden war. Das musste sie getan haben, denn er hatte die Unsitte, die Tube offen zu lassen.
    Sie hatte sich also auch die Zähne geputzt. Aus unerfindlichen Gründen machte ihn diese Erkenntnis scharf.
    Er schaltete den Ventilator aus und verriegelte die Haustür. Bis er nach draußen kam, saß sie bereits in der Kabine

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