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Süßer Tod

Süßer Tod

Titel: Süßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brown
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und Javier ihr den Haftbefehl zustellen wollten, war sie nicht zu Hause. Im Sender ist sie auch nicht. Seit gestern Nachmittag hat sie niemand mehr gesehen. Wir fahnden nach ihrem Wagen.«
    George ließ sich das schweigend durch den Kopf gehen und fragte dann: »Was erwartest du von mir? Soll ich überall nach ihr fragen?«
    »Was hat es wohl zu bedeuten, dass sie so plötzlich verschwunden ist?«
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen, Pat? Für mich sieht es so aus, als hätte sie nicht verhaftet werden wollen.«
    Dem Satz folgte ein unausgesprochenes Idiot , was Pat jedoch überhörte. »Wie viel hat Jay ihr wohl erzählt?«
    Plötzlich klang Georges Stimme verändert und deutlich unsicherer. »Keine Ahnung.«
    Georges Angst verstärkte Pats zusätzlich. »O Gott.«
    »Herrgott noch mal, krieg dich ein. Flipp jetzt nur nicht aus.«
    »Was sollen wir jetzt machen?«
    »Nichts. Wir werden gar nichts machen, sondern so tun, als wäre alles bestens. Du unternimmst nichts, Pat, hast du verstanden?«
    Pat nahm George die unterschwellige Drohung übel. Für wen hielt er sich eigentlich, ihn so herunterzuputzen? Er, der seinem Schwiegervater nur als Prügelknabe diente, wie alle wussten. Er, dessen Frau massive Probleme mit den Beinen hatte, die sie nicht geschlossen halten konnte.
    George hatte zu Pat seniors engsten Freunden gehört, als die beiden bei der Polizei gearbeitet hatten. Infolgedessen hatte er auch als Freund der Familie gegolten und wurde oft zum Essen eingeladen. Pat konnte sich noch erinnern, wie George ihm spielerisch
gegen den Arm geschlagen hatte, wie er ihn wegen seiner ersten Liebeleien geneckt, mit ihm über Baseball geredet und mit der Videokamera mit ihm gespielt hatte. Er war laut, leidenschaftlich und lustig gewesen.
    Aber nur bis er Miranda Conway geheiratet hatte. Bis er und Pat senior zu Helden geworden waren. Bis zu dem Brand in der Polizeizentrale.
    Danach hatte man George McGowan nur noch selten im Haus der Wickhams gesehen.
    »Ich muss Schluss machen«, sagte George. »Ruf nicht wieder an. Je weniger Kontakt wir haben, desto besser. Hast du kapiert?«
    Noch bevor Pat etwas erwidern konnte, hatte George aufgelegt. Pat legte den Hörer aus der verschwitzten Hand zurück auf die Gabel. Er gab vor, die Datei auf seinem Computerbildschirm zu studieren, falls ein Kollege vorbeikommen sollte.
    Der Anruf bei George hatte seine Nervosität nicht wie erhofft vertrieben, sondern verstärkt. Die Großspurigkeit des mächtigen Mannes war nur aufgesetzt. Pat hätte darauf gewettet, dass in George McGowans massigem Körper ein ebenso großer Feigling steckte wie in seinem eigenen.
    Genau wie er befürchtete George, dass irgendwer den Mord an Jay Burgess zu dem Brand in der Polizeizentrale zurückverfolgen könnte. Würde jemand diese Verbindung ziehen? Vermutete irgendwer, dass die beiden Ereignisse etwas miteinander zu tun haben könnten?
    Beobachtete jemand ihn ?
    Pat Wickham junior wünschte sich oft, er hätte Augen im Hinterkopf.
    Und das nicht nur bei der Arbeit.

A uf einem Baumstumpf am Waldrand sitzend beobachtete Raley, wie Delno den toten Hasen von der Veranda abhängte und, gefolgt von seinem Hundetrio, in Richtung seiner Hütte abzog. Das dichte Laubwerk verschluckte ihn sofort, und dann ließ nur noch das Schimpfen eines in seinem Hoheitsgebiet verletzten Blauhähers darauf schließen, wo Delno entlanggegangen war.
    Rund um Raleys Hütte hatten Bäume und Sträucher mit immergrünen Pflanzen fraternisiert. Im Frühling bildeten die blühenden Bäume und Wildbüsche weiße und pastellfarbene Kleckse. Selbst im tiefsten Winter blieben die Sägepalmen und Steineichen grün und schufen dadurch die Illusion eines ewigen Sommers.
    Eigentlich hätte es hier richtig hübsch sein können, wenn jemand die Hütte auf Vordermann gebracht hätte, Küche und Bad modernisiert, die Räume richtig eingerichtet, sie etwas komfortabler ausgestattet, etwas heimeliger gemacht und mit ein paar Süßkartoffelranken verschönert hätte.
    Unzufrieden mit sich selbst schob Raley den Tagtraum und die damit verbundenen Illusionen beiseite.
    Er hatte seinen Groll auf Delno als Vorwand genommen, um aus der Hütte zu fliehen. Aber auch wenn Delno sie nicht gestört hätte, hätte Raley einen Grund gesucht, nach draußen zu gehen. Er war es gewöhnt, ohne Klimaanlage zu leben. Die feuchte Sommerhitze störte ihn nicht mehr. Außer heute. Heute hatte er in den vier Wänden seiner Hütte keine Luft mehr

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