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Süßer Tod

Süßer Tod

Titel: Süßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brown
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mich umbringen.«
    Er nickte. Tausend Fragen verlangten nach einer Antwort, aber das musste warten. Erst musste er sich davon überzeugen, dass sie über den Berg war. Außerdem war ihm klar, dass sie schleunigst von hier verschwinden mussten. Es war nicht auszuschließen, dass der Fahrer des Wagens, der sie von der Straße abgedrängt hatte, im Rückspiegel die Scheinwerfer seines Pick-ups bemerkt hatte. Das Arschloch würde vielleicht umdrehen, um sich zu überzeugen, dass sie nicht gerettet worden war oder wie durch ein Wunder überlebt hatte. Falls der Möchtegernkiller zurückkehrte, waren sie ein leichtes Ziel.
    »Wir müssen von hier verschwinden. Ich werde dich tragen.«
    »Ich kann gehen.«
    Er glaubte ihr nicht, widersprach aber nicht. Stattdessen stand er auf und reichte ihr seine Hand. Sie nahm sie und zog sich hoch. Aber sobald sie auf den Füßen stand, knickten ihre Knie ein. Er fing sie auf, legte sie, ehe sie noch einmal widersprechen konnte, im Feuerwehrgriff über seine Schulter und begann, die Böschung hochzuklettern.
    In der Dunkelheit tastete er nach Unebenheiten, an denen er sich festhalten konnte. Auch seine Knie gaben mehrmals nach. Er stolperte über Steine, schob sich durch wild wachsende Büsche und stachlige Zwergpalmen und schrammte sich am Ast eines umgestürzten Baumes das Schienbein auf. Mehrmals blieb er mit den nackten Füßen im Schlamm stecken.

    Als sie endlich bei seinem Wagen angekommen waren, setzte er Britt behutsam auf dem Boden ab und lehnte sie gegen den Kühler, bis er die Beifahrertür geöffnet hatte und sie auf den Sitz heben konnte.
    Dann griff er an ihr vorbei nach der Windjacke und zog sie ihr über, indem er ihre Arme in die Ärmel fädelte. Er kniff ihr ins Kinn und sah ihr aufmerksam ins Gesicht. Ihre Lippen waren nicht mehr blau. Er nahm ihre Hand und studierte die Fingerspitzen. Auch sie schienen sich langsam wieder rosa zu färben, obwohl das in der schwachen Innenbeleuchtung des Wagens nur schwer zu erkennen war.
    »Reib deine Hände und Füße. Ich bin gleich wieder da.«
    Sie packte panisch seine Hand. »Wo willst du hin?«
    »Meine Schuhe holen.« Er entzog ihr seine Hand und schloss die Beifahrertür.
    Dann ging er am Flussufer auf und ab, bis er beide Turnschuhe gefunden hatte, denn er wollte sie nur ungern zurücklassen. Bis jetzt hatte der Unbekannte, der Britt in den Fluss gedrängt hatte, noch nicht gemerkt, dass sie gerettet worden war. Er wollte keine Spuren zurücklassen, die darauf schließen ließen, wer sie gerettet hatte. Er hielt es für das Beste, wenn vorerst niemand von ihrer Verbindung erfuhr. Die Fußabdrücke im Schlamm und die Reifenspuren konnte er leider nicht beseitigen. Falls der Unbekannte zurückkam, um nachzusehen, würde er hoffentlich vor allem nach ihrem untergegangenen Auto Ausschau halten. Nachdem das im tiefen Wasser nicht zu sehen war, würde er die Gegend wohl nicht genauer absuchen.
    All das erklärte er Britt, als er in den Wagen kletterte und seine Turnschuhe neben ihren Füßen abstellte. Dann ließ er den Motor an und lenkte den Pick-up wieder auf die Straße. Er fuhr in die Richtung, aus der er gekommen war, weg von Charleston. Auf gar keinen Fall durfte sie dorthin zurückkehren. Er wollte so schnell wie möglich verschwinden. »Wer war das, Britt?«
    »Zwei Männer.«

    Er fasste nach ihrer linken Hand, drehte die Handfläche nach oben und legte sie auf das Polster der Sitzbank. Dann drückte er seine Finger auf die Schlagader. »Ihre Gesichter konntest du nicht sehen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Oder was für ein Auto es war?«
    Sie zuckte mit den Achseln.
    »Nummernschild?«
    Sie schüttelte wieder den Kopf.
    Er nahm ihren Puls. Er war leicht erhöht, aber regelmäßig und kräftig. »Mach das Handschuhfach auf. Nimm den Erste-Hilfe-Kasten heraus. Da drin liegt ein Thermometer. Ich will, dass du deine Temperatur misst.«
    »Ich fühle mich gut.«
    »Wirst du jetzt das verfluchte Thermometer rausholen und deine Temperatur messen, ohne dass wir uns deshalb streiten müssen?« Er klang barsch, aber aus Angst, nicht aus Zorn. Wenn er beim Tanken nur ein paar Minuten länger gebraucht hätte, wenn er nicht auf seinen Instinkt gehört hätte und ihr gefolgt wäre, wenn er die Windschutzscheibe nicht hätte zerschlagen können, dann wäre Britt ertrunken. Allein bei der Vorstellung zitterten ihm die Hände.
    Eingeschüchtert befolgte sie seine Anordnungen. Schweigend fuhren sie über den Highway, bis sie das

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