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Süßer Tod

Süßer Tod

Titel: Süßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brown
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jedenfalls das handgeschriebene Schild im Fenster.
    Raley parkte davor und öffnete die Fahrertür. »Ich bin gleich wieder da.« Als sie ihn nicht zurückhielt und auch nicht mit Fragen bombardierte, wusste er, dass sie immer noch unter Schock stand. Ihm wären Fragen lieber.
    Eine Glocke über der Fliegentür bimmelte, als er eintrat. Hinter der Theke lehnte ein Mann in einem fleckigen weißen Rippenunterhemd und Kakihosen, knabberte eine Tüte Kartoffelchips mit Zwiebelgeschmack und blätterte dabei in einer Jagd- und Angelzeitschrift. Über und hinter ihm hing ein ausgestopfter, zähnebleckender Keilerkopf an der Wand.
    Als Raley an die Theke trat, wischte sich der Mann die Fettfinger an der Hose ab und musterte Raley von Fuß bis Kopf, angefangen von den verschlammten, nackten Füßen über das schmutzige, bärtige Gesicht bis zu den verfilzten Haaren. »Wie war’s beim Schwimmen?«
    »Heißen Tee, bitte. Eine Tasse.«
    »Heißen Tee? « Er prustete. »Wollen Sie ein paar Pommes dazu?«
    Raley sah ihn wortlos an.
    Das dämliche Grinsen des Mannes löste sich in Luft auf. »Die Kaffeemaschine steht da drüben. An der Seite ist ein Heißwasserauslass.«
    Raley trat in die Selbstbedienungsecke und wühlte herum, bis
er auf eine verbeulte Schachtel mit Teebeuteln stieß. Er füllte einen Styroporbecher mit Wasser – das kaum lauwarm war –, hängte den Teebeutel hinein und setzte einen Deckel darauf. Dann kehrte er an die Theke zurück. »Wie viel?«
    »Ist es für die Lady?«
    Der Mann blickte an Raley vorbei, der sich daraufhin umdrehte, um festzustellen, was er dort sah: Britts Kopf, am Seitenfenster lehnend und hinter den nassen Haaren verborgen, abgesehen von den Augen, die durch die Windschutzscheibe ins Leere starrten. »Genau.« Raley drehte sich wieder um.
    »Harte Nacht gehabt?«
    »Könnte man so sagen.«
    »Geht aufs Haus«, sagte der Mann und schob Raley den Teebecher zu.
    »Danke.«
    »Vergessen Sie den Zucker nicht.«
    Raley nahm zwei Zuckerpäckchen, nickte dem Mann zum Abschied zu und kehrte zu seinem Pick-up zurück. Er reichte Britt den Tee und Zucker, ließ dann den Motor an und lenkte den Wagen wieder auf die Straße.
    »Ich will das nicht trinken.« Sie hatte den Deckel von dem Becher gezogen und blickte in die Flüssigkeit, die wie verwässerter Apfelsaft aussah.
    »Trink es trotzdem.«
    Gehorsam klemmte sie den Becher zwischen ihre Schenkel, leerte beide Päckchen Zucker hinein und nahm tapfer einen Schluck.
    Er sagte: »Ich habe bei mir zu Hause einen Sauerstofftank.« Sie sagte nichts, aber er konnte aus dem Augenwinkel erkennen, dass sie ihn verdattert ansah. Er schaute stur auf die Straße. »Ich habe ihn besorgt, weil ich dachte, dass ich ihn brauchen könnte, wenn Delno von seinen vielen fetten Beutelratten irgendwann einen Herzinfarkt bekommt. Er brutzelt grundsätzlich alles in Speck an und schlabbert hinterher das Fett aus der Pfanne.«

    Sie nahm noch einen Schluck Tee und sah ihn dabei unverwandt über den Becherrand an. »Du willst mich wieder in deine Hütte mitnehmen?«, fragte sie dann.
    Er sah sie an. »Eigentlich nicht, nein. Aber ich muss dir etwas zeigen.«
    »Abgesehen von deinem Sauerstofftank?«
    »Meine Unterlagen. Alles, was ich über den Brand herausgefunden habe.«
    »Offizielle Dokumente?«
    »Als ich damals ahnte, dass ich gefeuert werden könnte, schlich ich in Brunners Büro und kopierte alle Unterlagen. Ich bin bereit, dich alles lesen zu lassen, aber davor musst du versprechen, dass du meinen Namen erst nennst, wenn ich mein Okay gebe.« Er verstummte, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
    »Oder?«
    »Oder ich setze dich in einer Notaufnahme ab, damit dich ein Arzt untersuchen kann. Oder ich fahre dich nach Hause, und du kannst dich der Polizei stellen. Und ganz ehrlich, jede dieser Optionen wäre klüger, als bei mir zu bleiben.«
    Sie fuhr mehrmals mit dem Finger den Becherrand nach. »Vielleicht ist mein Anwalt nicht vertrauenswürdig.«
    »Jedenfalls kannst du ihm nicht trauen, weil du nicht weißt, ob er dich an diese Schweine verraten hat oder nicht.«
    »Du hast selbst gesagt, dass die Detectives, die meinen Fall bearbeiten, Jay vergöttern und nichts Negatives über ihn hören wollen.«
    »Ich bin zuversichtlich, dass du dir trotzdem Gehör verschaffen könntest. Früher oder später müssen sie der Wahrheit ins Gesicht sehen.«
    »Eindeutig später. Weil meine Glaubwürdigkeit im Moment gleich null ist.«
    »Bis dahin stehst du im Fadenkreuz

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