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Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Titel: Süßer Zauber der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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"Hätte mein Wanderstock Verstand, wäre er durch deine Worte tödlich gekränkt!"
    Sofort zückte er den Stock aus leichtem robusten Eschenholz, mit dem er ihr die Kappe vom Kopf fegte, so dass Dominies langer Zopf auf den Rücken fiel. Er war sich ohnehin schon mehr ihrer weiblichen Reize bewusst, als ihm lieb sein konnte. Da kam es auf einen weiteren nicht mehr an.
    Allerdings hatte er nicht mit ihrer Reaktionsschnelligkeit gerechnet. Rasch griff Dominie nach dem Stockende. Armand geriet ins Straucheln und wäre um ein Haar der Länge nach mitten ins frühlingsgrüne Heidekraut gefallen.
    Die Beine weit gespreizt und die Hände in die Hüften gestemmt, brach Dominie in Lachen aus. "Dein Stock hat möglicherweise mehr Hirn als du, Armand! Nimm dich in Zukunft in Acht, falls du mir auf den Leib rücken willst! Lass dir das eine Warnung sein! Einer Kampfansage an mich oder die meinigen weiche ich niemals aus!"
    Ihr auf den Leib rücken? Kampfansage? Ihre Warnung brachte ihn mehr aus dem Gleichgewicht, als wenn sie den Stock gepackt und ihm Armand mit dem anderen Ende in den Leib gerammt hätte. Er hatte erst vor ein paar Stunden das Kloster verlassen, und schon vergaß er sein Gelübde und benahm sich wie ein Krieger!
    Da sich noch Monate bis zur Ernte vor ihm erstreckten – würde er wohl der Versuchung widerstehen können, sein altes Leben wieder aufzunehmen? Und auch der Aussicht auf eine alte Liebe, einer Hoffnung, die einst durch sein Schwert zunichte gemacht worden war?
     
    Der Kerl sah aus, als habe ihn ein tödlicher Schlag getroffen!
    "Ist etwas mit dir, Armand? Fühlst du dich krank?" War das vielleicht der Grund, warum er in der Abtei Zuflucht gesucht hatte? Immerhin wäre es eine Erklärung dafür gewesen, warum sich Armand dort aufhielt! Und dann diese absonderliche Bemerkung, er sei ebenfalls bei Lincoln gefallen!
    "Krank? Keineswegs!" entgegnete er fest. "Die Arbeit in der Abtei ist hart. Viele Stunden jedoch sind dem stillen Gebet gewidmet, was natürlich den Körper nicht gerade ertüchtigt. An solch lange Märsche wie diesen bin ich nicht mehr gewöhnt!"
    Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen hätte Dominie fast annehmen können, er habe ihr eine Todsünde gestanden. Sie konnte sich erinnern, dass er von seinen Leuten immer höchsten Einsatz erwartet hatte, aber an sich selbst hatte er die größten Maßstäbe gestellt. Es muss ihn Überwindung gekostet haben, diese Schwäche zuzugeben, dachte sie.
    "Es ist nicht mehr weit." Sie wies nach vorn. "Jenseits der Anhöhe dort gelangen wir an ein Flüsschen. Sobald wir das durchquert haben, wird der Wald in Sicht kommen. Durchs Unterholz kommen wir zwar langsamer voran, aber wir werden auch nicht so leicht entdeckt."
    "Zu Befehl, Feldherrin!" Die breiten Schultern gestrafft, atmete Armand tief durch. "Ich folge Euch!"
    Auf Zehenspitzen gereckt, die Augen mit der Hand gegen die blendenden Sonnenstrahlen geschützt, ließ Dominie den Blick ringsum in alle vier Windrichtungen schweifen. Es war nichts Bedrohliches zu sehen außer einem Mann, der weiter ostwärts offenbar beim Torfstechen war.
    Beruhigt, dass keine Gefahr drohte, setzte sie sich wieder in Marsch, diesmal allerdings mit langsamerem Tempo und im Gleichschritt mit Armand. "Ich begreife nicht", begann sie, "warum du uns deine Hilfe verweigert hast, bis der Abt dich unter Druck setzte." Etwas in ihr riet ihr zwar von der Frage ab, doch sie verlangte geradezu brennend nach einer Antwort. "Bist du so verbittert, weil der König dein Lehen meinem Vater gab? Du musstest doch ahnen, dass es nach deiner Entscheidung so kommen würde! Wäre es dir etwa lieber gewesen, Harwood wäre einem völlig Fremden in die Hände gefallen?"
    Sie machte sich auf eine scharfe Entgegnung gefasst, aber Armand schwieg.
    Schließlich stieß er einen sehr tiefen Seufzer aus. "Wären die Dinge anders verlaufen, hätte ich Harwood niemandem lieber abgetreten als den De Montfords. Seit ihrer Ankunft in diesem Land und zuvor schon in der Normandie waren unsere Familien Verbündete. Stets haben wir uns gegenseitig den Rücken freigehalten, unsere Söhne zur Pagenausbildung ausgetauscht und uns in schwierigen Situationen gegenseitig unterstützt."
    Hatte er wohl nur vergessen zu erwähnen, dass zwischen den früheren Generationen der beiden Familien auch Heiratsbande bestanden hatten? Oder hatte er es bewusst nicht erwähnt? Denn genau diesem Aspekt sowie allem anderem, von dem er soeben gesprochen hatte, hatte Armand den

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