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Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Titel: Süßer Zauber der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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schlummerte, kam ihm seltsam vertraut vor, als habe sie sich im Geiste schon immer auf diese Weise an ihn geschmiegt, Nacht für Nacht im Schlafsaal des Klosters. Armand war schon zu weit in den Schlaf hinübergeglitten, als dass ihn diese Vorstellung so empören konnte, wie es sich eigentlich für einen künftigen Ordensbruder gebührte.
    Aber trotzdem gingen ihm Dominies Worte nicht aus dem Sinn: Das Spiel mit dem Feuer ist niemals klug!
    Ganz gleich, welchen Verlockungen er in Zukunft ausgesetzt sein würde – er musste seine Begierde unterdrücken! Denn er ahnte, dass sie sich beide verbrennen konnten.

6. Kapitel
     
    Hatte dieses Gespräch mit Armand in der Nacht wirklich stattgefunden? fragte sich Dominie, als sie allmählich erwachte. Oder war es nur ihr Wunschdenken gewesen?
    Nein, das war kein Traum gewesen. Niemals wäre sie von allein darauf gekommen, dass er ein törichtes Gelübde abgelegt hatte, aller Gewalt zu entsagen. Kein Wunder, dass er sich in einem Kloster verkrochen hatte! Der Kerl war unfähig, in der Welt draußen zu überleben, geschweige denn einen Platz in Dominies Leben einzunehmen!
    Was hatte ihn zu dem gemacht, der er jetzt war? So vollgepfropft mit Ehre und hehren Idealen, dass kein Raum mehr blieb für alltagstaugliche Tugenden wie Bedachtsamkeit oder gesunder Menschenverstand? Er erinnerte sie nicht mehr an den Armand aus gemeinsamen Jugendtagen, der ihr nahezu vollkommen erschienen war.
    In der vergangenen Nacht hatte sie angefangen, ihr Tun zu bereuen. Im kalten Morgenlicht betrachtete sie ihr Handeln durch Armands Augen, und vor Scham wurde ihr regelrecht übel.
    Sie hatte ihm keine Gelegenheit zur Verteidigung geboten. Sie hatte sein Recht auf Ablehnung ihrer Bitte schnöde missachtet. Rücksichtslos hatte sie sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln seiner Hilfe versichert und sich damit gerechtfertigt, dass sie im Namen ihrer Schutzbefohlenen sprach. Wie viel von diesem Vorgehen, so forschte nun mahnend ihr Gewissen, beruhte auf schierem Groll?
    Fünf Jahre zuvor hatte Armand sie verlassen, obwohl sie ihn verzweifelt beschworen hatte, zu bleiben. Damals noch machtlos, war sie diesmal entschlossen gewesen, ihn zurückzuholen, ganz gleich, ob er wollte oder nicht, ganz egal, ob er ihre Erwartungen und Bedürfnisse überhaupt erfüllen konnte.
    War sie wohl in gleichem Maße entschlossen gewesen, Armand für eben das Unheil, das seit seinem Weggang über ihre Familie hereingebrochen war, bezahlen zu lassen? Gab sie nicht tief im Herzen – falls sie denn noch ein solches besaß – ihm die Schuld an allem Unglück? Angefangen von den Missernten über den Tod ihres Vaters bis hin zu St. Maurs Schreckensherrschaft?
    Nach allem, was sie getan hatte, um ihn zu provozieren, hatte Armand sie um Vergebung gebeten. Er hatte sie die Nacht hindurch in den Armen gehalten und ihr einen Kuss gegeben, der ihr unschuldiger und gefährlicher zugleich erschien als alle Küsse, die sie in der Vergangenheit getauscht hatten.
    So verstohlen es eben ging, rückte sie von ihm ab, sorgsam bemüht, ihren Umhang oder die Zudecke aus Zweigen, unter welcher er lag, möglichst unangetastet zu lassen. Er rührte sich kurz und murmelte halb verschluckte Wortfetzen, die Dominie nicht verstand. Regungslos wartete sie ab, bis seine Atemzüge wieder in den schweren Rhythmus des Schlafes verfielen. Erst dann stahl sie sich weiter aus der behaglichen Mulde heraus, wobei sie die Singvögel, die lauthals ihre kecke Morgenmusik von den Bäumen trillerten, stumm verwünschte.
    Während sie sich den Weg durchs Unterholz bahnte, schlang sie die Arme um den Leib und massierte sich fröstelnd die Haut. Ihr Leinenhemd war im Laufe der Nacht nicht eben dicker geworden, und zugleich mit der Aprilsonne hatte sich eine erfrischende Frühlingsbrise erhoben.
    Sie befühlte den Stoff von Armands Untergewand, das noch ein wenig klamm war und überdies recht steif und kalt von der Nachtluft. Dasselbe galt für Armands Kutte und seinen Umhang, welche sie gleichfalls betastete. Vielleicht wäre es ratsam, sämtliche Kleidungsstücke in Schichten übereinander zu legen! Dann würden die äußeren sie vor dem Winde schützen, während Armands Untergewand auf ihrer Haut von innen nach außen trocknete.
    Außerdem konnte sie einen kurzen, erquickenden Spaziergang unternehmen, um ein Stück des Waldweges zu erkunden, dem sie am Morgen zu folgen gedachten. Wenn Armand dann erwachte, konnte sie ihm womöglich Kleidungsstücke

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