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Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Titel: Süßer Zauber der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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anbieten, die sich beim Anziehen nicht gar so unangenehm anfühlten. Angesichts all der Unannehmlichkeiten, welche sie ihm bereitet hatte, schien ihr diese kleine Wiedergutmachung wenig genug.
    Als das feuchte Untergewand über ihr Leinenhemd glitt, presste Dominie die Lippen zusammen, um nicht laut aufzukeuchen oder gar schrill aufzuschreien. Gnädigerweise wurde ihr beim Überstreifen von Armands Überwurf und Umhang dann nicht noch kälter.
    Aber ein Spaziergang in drei zeltähnlichen Roben war schwieriger, als Dominie es erwartet hatte. Als sie schließlich zu dem Entschluss gelangte, es sei an der Zeit, zum Schlafplatz zurückzukehren, da hatte sich sein Untergewand auf ein erträgliches Maß erwärmt. Dennoch freute sie sich darauf, es gegen ihr weniger weites Wams und ihren Mantel einzutauschen.
    Plötzlich verhakte ihr Fuß sich unter einer Baumwurzel. Während Dominie zu Boden stürzte, verfluchte sie Armands unförmige Kleidungsstücke sowie ihre eigene dumme Eingebung, welche in erster Linie dafür verantwortlich war, dass sie die Sachen überhaupt angezogen hatte. Noch ehe sie sich aufrappeln konnte, landete etwas Schweres auf ihrem Rücken und drückte sie wieder nach unten.
    "Wohin so eilig am frühen Morgen, Bruder?" fragte eine fistelnde Männerstimme spöttisch und boshaft zugleich. "Dazu noch in Hüllen, in welche du doppelt hineinpasst?"
    Wegen ihrer Unvorsichtigkeit hätte Dominie sich ohrfeigen mögen. Da sie Armand in der Nähe wusste, hatte sie sich im trügerischen Gefühl der Sicherheit gewiegt. Dabei waren Eudo St. Maur und seine reißende Meute keineswegs die einzigen Gesetzlosen, vor denen sich Reisende in Acht nehmen mussten, sondern die bösartigsten und die am besten organisierten.
    Während sie sich bemühte, ihre aufsteigende Panik zu unterdrücken, zermarterte Dominie sich das Hirn nach einem geeigneten Fluchtweg. Bis ihr etwas einfiel, musste sie Zeit gewinnen.
    Sie senkte die Stimme, so tief es nur eben ging. "Wer bist du?" Auf keinen Fall durfte sie ihrem Angreifer verraten, dass er es mit einer Frau zu tun hatte. "Und was willst du von mir?"
    "Man könnte sagen, Bruder, ich bettle um Almosen!" Der Bursche stemmte ihr den Fuß zwischen die Schulterblätter, und ehe Dominie auch nur stammeln konnte, sie habe nichts Wertvolles dabei, fügte er noch hinzu: "Bei solchen, die keine angemessene christliche Nächstenliebe zeigen, bediene ich mich selbst. Mit der gezückten Messerklinge!"
    Dieser Strolch!
    In der Zeit, welche der Angreifer dann für seine Drohungen brauchte, hatte Dominie bereits mehrere Fluchtpläne ausgedacht und doch wieder verworfen. Sie hätte lauthals um Hilfe schreien können. Die Mulde aber befand sich in einiger Entfernung, und allem Anschein nach hatte Armand einen gesunden Schlaf. Und was hätte er ihr schon genutzt, wo er doch der Gewalt entsagt hatte?
    Sie tastete den Waldboden unter sich nach einem griffigen Knüppel ab, den sie wie eine Hiebwaffe hätte schwingen können. Es fand sich aber keiner. Wäre sie nicht in Armands unförmige Sachen gehüllt gewesen, dann hätte sie sich vielleicht unter dem Fuß des Diebes hervorwälzen und davonrennen können. Doch selbst wenn sie so viel Glück gehabt hätte und in ihrer Hast nicht auf den Saum der Kutte getreten wäre, brauchte der Räuber doch nur den Stiefel auf den wallenden Umhang zu setzen, um Dominie im Handumdrehen zum Stehen zu bringen.
    Der Straßenräuber versetzte ihr einen Stups mit dem Fuß. "Ich habe deine Frage beantwortet, Bruder, und zwar recht artig noch obendrein. Du aber weichst mir weiterhin aus. Also, wohin des Weges?"
    "Nach Breckland Abbey. Einige Stunden Marsch gen Norden", gab Dominie zurück, peinlichst darauf bedacht, ihre Stimme wie die eines Mannes klingen zu lassen. "Kennst du das Kloster, mein Freund?" Beim Sprechen zog sie so unauffällig wie möglich die Arme aus den weiten Ärmeln der Kutte.
    "Gewiss doch!" bestätigte der Bandit und stieß ein heiseres, bellendes Lachen aus. "Ein betuchtes Haus mit seinem Heiligen Brunnen! Jedoch zeigen sich heuer nur wenige Wallfahrer auf der Landstraße. Alle fürchten die Geißel der Fenns mitsamt ihrem wölfischen Pack."
    "Dienst etwa auch du diesem abscheulichen Feind der Kirche?" Während sie so tat, als bebe sie förmlich vor Empörung, zupfte sie die Falten aus Leinen und Wolle unter ihr beiseite, bis Armands Kleidungsstücke sich tatsächlich wie eine Art Zeltdach über sie breiteten. Hätte doch bloß ihr Kopf nicht oben

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