Süßer Zauber der Sinnlichkeit
herausgelugt wie aus der Öffnung für die Zeltstangen!
"Nur gemach!" Der Gesetzlose lockerte etwas den Druck auf Dominies Rücken. "Ich heule nicht mit den Wölfen. Ich bin bloß eine armselige Krähe und sammele glänzende Dinge, um damit mein bescheidenes Nest zu schmücken."
Während er sich noch über seinen eigenen Scherz vor Lachen ausschüttete, löste Dominie die Schleife, die Armands Umhang an ihrem Halse band. Dann machte sie sich bereit, den Kopf einzuziehen wie eine Schildkröte, die in die schützende Hülle ihrer Panzerung zurückweicht.
Nun blieb nichts weiter, als auf eine günstige Gelegenheit zu warten. "Freund, ich bin bloß ein armer Laienbruder. Ich führe nichts von Wert bei mir. Begleite mich zur Abtei, dann werde ich dafür sorgen, dass man dir ein Almosen gibt."
Der Bandit reagierte auf ihr Angebot mit einem kräftigen Tritt in ihr Hinterteil. "Ich sagte, ich bin eine Krähe, kein Esel! Ich brauche nur den Fuß in deine ehrenwerte Abtei zu setzen, und schon werde ich ergriffen und in Ketten dem Sheriff überantwortet!"
"Wie du es auch verdienst!" schrie Dominie, diesmal ohne verstellte Stimme, weil sie ihren Angreifer unerwartet verwirren wollte.
Und offenbar hatte sie das Überraschungsmoment auf ihrer Seite, denn es gelang ihr, den Kopf einzuziehen, sich blitzschnell zur Seite zu rollen und den Räuber beim Fuße zu packen. Mit dem Mute der Verzweiflung riss und stieß sie das ergriffene Bein so hoch wie möglich, um ihren Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen. Gleichzeitig wälzte sie sich mit aller Kraft gegen sein Standbein.
Heiser brüllte der Bandit auf, als er zu Boden ging. Dominie hörte und spürte den Aufschlag direkt neben sich, etwas abgemildert noch durch den dicken Teppich aus Tannennadeln, welkem Laub und Strauchwerk, welcher den Waldboden bedeckte.
Sie versuchte, Armands Gewänder abzustreifen, doch durch ihr Wälzen hatten sich diese eng um ihren Körper gewickelt. Irgendwie raffte sie sich schwankend auf und wand sich umständlich aus den Tüchern heraus. Wohltuend streifte die kühle Morgenluft ihr Gesicht, das so lange in den schweren Falten aus Wolle und Leinen gefangen gewesen war.
Doch jetzt blieb ihr keine Zeit, diesen Moment zu genießen.
Möglicherweise war der Wegelagerer beim Sturz mit dem Kopf aufgeschlagen oder so gefallen, dass ihm die Luft wegblieb. Nun aber rappelte er sich mühsam auf. Einen schönen Anblick bot er beileibe nicht: klein, hager, mit ausgezehrtem Gesicht und einer übel aussehenden Narbe quer über der Wange.
Für einen flüchtigen Augenblick begegneten sich ihre Blicke. Seine düstere Grimasse wandelte sich zu einer triumphierenden Fratze, wobei in seinen eng beieinander stehenden Augen ein lüsternes Funkeln aufleuchtete, was nur eines bedeuten konnte: Er wusste nun, dass er es mit einer Frau zu tun hatte.
Dominies Herz dröhnte wie die Hammerschläge eines wahnsinnigen Schmiedes. Heftig schnappte sie nach Luft, um das Feuer, das in ihrem Leib brannte, zu schüren. Der Blick des Banditen glitt abwärts zu ihren Füßen, und im gleichen Moment fiel ihr auf, dass seine Hände leer waren.
Sein Messer!
Blitzschnell sackte sie in die Knie und griff nach der Waffe. Im gleichen Moment stürzte sich auch der Mann darauf. Schon schloss ihre Hand sich über das Heft, und als sie die Klinge aufwärts richtete, warf sich der Bandit mit aller Macht auf Dominie.
Die nächsten Augenblicke waren ein verschwommenes, atemloses Tohuwabohu des Grauens. Hin und her rollten die Ringenden über den Boden. Zweige peitschten Dominies Gesicht. Etwas Scharfes bohrte sich in ihre Seite, gleich unterhalb ihrer Rippen, als sie sich, die schier erdrückende Last des Gesetzlosen auf ihrem Körper, darüber wälzte.
Sie wusste, das Messer konnte es nicht sein, denn trotz all ihres verzweifelten, ungeschickten Ringens ließ sie doch zwei lebenswichtige Notwendigkeiten nicht außer Acht: das Messer nicht loszulassen und die Klinge vom eigenen Körper fern zu halten.
Schließlich lagen beide regungslos und ineinander verkeilt am Boden. Alles in ihr schrie Dominie zu, sie möge sich aufraffen und laufen, so schnell die Beine sie tragen konnten. Doch ihr schwirrte nun der Kopf, und das Körpergewicht des Banditen drückte sie fest zu Boden. Stechender Schweißgeruch und der dumpfe Mief ungewaschener Kleider drang ihr bei jedem Atemzug in die Nase.
Ihre Benommenheit wich ein wenig, und allmählich wurde das Gesicht ihres Angreifers schärfer. Mit einem
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