Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Titel: Süßer Zauber der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
Vom Netzwerk:
dass der Mann, den sie einst geliebt und betrauert hatte, auch wirklich am Leben war.
    "Dominie?" flüsterte er, während sie seinen Atem warm an ihrem Haar spürte. "Bist du noch wach?"
    "Ja." Nahm er etwa wirklich an, sie könne in dieser Lage schlafen? "Was willst du?"
    "Vorhin fragtest du, warum ich mich weigerte, den Leuten auf Harwood und Wakeland gegen St. Maur beizustehen. Ich habe dir nie einen Grund genannt."
    "Kann sein!" Ihr Körper verkrampfte sich. "Aber du hast mir Vorwürfe gemacht, dass ich dich um Hilfe bat! Du meintest, ich hätte kein Recht dazu, weil mein Vater deine vormaligen Lehen erwarb, indem er seinen Eid brach!"
    "Richtig, nur …"
    "Und später hast du behauptet, es gäbe niemanden, dem du Harwood lieber anvertraut hättest. Das verstehe ich nicht. Was ist denn nun richtig?"
    "Beides … und keines von beiden!" Es hörte sich an, als wisse auch er nicht recht weiter. "Und außerdem gibt es noch etwas, welches mehr zählt als die beiden Dinge."
    "Und das wäre?"
    "Ich habe ein Gelübde abgelegt … nach Lincoln! Ich habe geschworen, für den Rest meines Lebens keinem Menschen mehr Gewalt anzutun."
    "Was höre ich da?" Dominie ballte die über seinem Brustkasten ruhende Hand zur Faust und versetzte ihm einen ordentlichen Stoß, um ihrer Empörung Luft zu machen – allerdings vergeblich. "Warum hast du bis jetzt gewartet, um mir dies mitzuteilen? Was soll ich mit einem siegreichen Helden, welcher geschworen hat, nie wieder zu kämpfen?"
    "Ich habe doch versucht, es dir zu sagen!" Gepresst und heftig knirschte Armand die Worte zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor. "Aber du wolltest mir ja nicht zuhören, denn du warst die ganze Zeit damit beschäftigt, mich bei meinem Abt in Ungnade fallen zu lassen!"
    Sie verspürte einen unbezähmbaren Drang, seine Vorwürfe mit einem gepfefferten Gegenschlag zu beantworten. Nur wie? Entsprach es doch der Wahrheit, was der vermaledeite Kerl da behauptete!
    Sie hatte tatsächlich nicht zugehört! Sie war vielmehr zu sehr darauf bedacht gewesen, ihren Willen durchzusetzen, ganz gleich, ob mit manierlichen oder unmanierlichen Mitteln. Zu erpicht darauf, ihrem in fünf Jahren aufgestauten Groll Luft zu verschaffen, zu sehr bemüht, jene alten, zarten Gefühle zu ignorieren, welche sie bei jeder Gelegenheit gleichsam aus dem Hinterhalt anzufallen drohten.
    "All meine Hoffnungen habe ich auf dich gesetzt, zum Henker!" Die Worte bedeuteten weniger einen Schuldspruch gegen ihn, als vielmehr eine Verurteilung ihrer eigenen Torheit. "Als ich hörte, du wärst womöglich am Leben, da glaubte ich an ein Wunder und hielt es für die Antwort auf all meine Gebete! Und als ich dich leibhaftig vor mir sah, mit eigenen Augen …"
    Sie hätte es wissen müssen: Es war zu schön, um wahr zu sein. Wenn die Ereignisse der vergangenen fünf Jahre ihr einen weiteren herben Denkzettel verpasst hatten, dann den, dass den Mächten des Glücks nicht zu trauen war. Ganz offenbar hatte sie sich nicht sorgsam genug in Acht genommen!
    Doch niemals hätte sie die verstrichenen fünf Jahre als Herrin zu Wakeland und Harwood überstanden, wenn sie nicht gelernt hätte, ihre Verletzlichkeit hinter einer Maske von Tüchtigkeit zu verbergen. Während sie ihre Augen fest zupresste, versuchte sie, die aufsteigende Verbitterung zurückzudrängen.
    "Ich weiß, du musst schlecht von mir denken – nach allem, was ich heute in der Abtei angestellt habe! Ich bin nicht stolz auf das, was ich getan habe! Ich wusste nicht mehr aus noch ein! Du kannst dir nicht ausmalen, wie mühselig wir uns durchschlugen, wo doch so viele Männer den Waffendienst leisten mussten! Den Tribut an Feldfrüchten zur Verpflegung des Heeres! Missernten! Streitereien zwischen unseren Vasallen schlichten, den Steuereintreiber hindern, uns nach Strich und Faden zu bestehlen! Und das alles noch vor der Bedrohung durch St. Maur!"
    Ursprünglich hatte sie ihm nichts davon erzählen wollen. Selbst wenn es ihr gelungen wäre, sein Mitleid zu erregen, hätte es doch nicht ausgereicht, um ihn zum Bruch seines dummen Gelübdes zu veranlassen. Die feste Wärme seiner Schulter jedoch lud sie regelrecht dazu ein, sich die Last von der Seele zu reden, zumal sie in diesem Moment viel zu erschöpft und zu aufgewühlt war, um dieser Einladung widerstehen zu können.
    "An manchen Tagen hätte ich mein Leben dafür hingegeben, wären Vater und Denys durchs Tor nach Wakeland hineingeritten, um zu verkünden, die Nachricht von ihrem Tode

Weitere Kostenlose Bücher