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Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Titel: Süßer Zauber der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Stimmengewirr vieler durcheinander redender Gäste. Vertraut waren sogar die Gerüche: Bratenduft und geröstetes Brot, die Dünste von Menschenleibern in unterschiedlichen Reinlichkeitsstufen. Und über allem noch dazu schwebend der süße Hauch von Lavendel, dem bevorzugten Duftkraut von Lady Blanchefleur.
    Armand erkannte zahlreiche der ihm zugewandten, von freundlichem Willkommenslächeln erhellten Gesichter. Die stille, doch übermächtige Freude der Heimkehr überwältigte ihn nun ganz und gar – warm wie die lodernden Kaminfeuer zur Weihnachtszeit, labend wie ein auf dem Tranchierbrett servierter Schmorbraten, süß wie das milde Aroma getrockneter Blütenblätter, welches vom Hallenboden aufstieg. Ihm war, als erwache ein Teil seiner selbst, welcher ihm viel zu lange abhanden gekommen war, aufs Neue zum Leben.
    Und dann war der junge Gavin auf ihn zugerannt, um ihn zu begrüßen!
    Die Ähnlichkeit mit dem toten Bruder hatte Armand tief bewegt und ihm bewusst gemacht, dass Wakeland sich während seiner Abwesenheit verändert hatte. Die entstandene Lücke war nicht mehr zu füllen.
    Als sie an der Ehrentafel anlangten, erhob Lady Blanchefleur sich von ihrem Platz und begrüßte Armand mit offenen Armen. "Mein lieber Junge! Mein Herz ist voller Freude, dich in dieser Halle wiederzusehen!"
    "Es tut gut, wieder auf Wakeland zu sein, Mylady! Gar vieles ist noch so wie in meiner Erinnerung!"
    "Uns allen hingegen reicht es vollauf, dass du dich verändert hast." Dominies Mutter schüttelte den Kopf, als bedauere sie vieles von dem, was die Jahre mit sich gebracht hatten. "Doch komm, nimm an meiner Seite Platz und iss! Du musst doch hungrig sein von der Reise. Von wo führt dich dein Weg?"
    Als Armand sich auf einem Stuhl neben ihr niederließ, musterte er Dominie, die links von ihrer Mutter Platz genommen hatte, mit einem verstohlenen Blick. Ob es ihr wohl etwas ausmachte, wenn er die Frage beantwortete?
    Als Dominie schwieg, fuhr er selber fort: "Von Breckland Abbey in Norfolk."
    "Breckland?" entfuhr es der überraschten Hausherrin. "Ach! Vor zwei Wochen kehrte ich selbst von dort zurück! Wie schade, dass ich dich dort nicht antraf! Andererseits hätte ich dich wohl kaum erkannt!"
    Während Armand sein Brot brach und sich eine Hühnchenkeule von einem Tablett nahm, plauderte Lady Blanchefleur munter weiter. "Schon als ich dich das letzte Mal sah, kam es mir vor, als wärst du gewachsen! Du bist noch größer geworden! Und mager dazu, du Ärmster! Obwohl immer noch so wohlgestalt, dass es der Damenwelt gewiss gefallen dürfte!" Abrupt wandte sie sich ihrer Tochter zu. "Nicht wahr, Dominie?"
    Ihre Frage traf auf einen kurzen Moment verlegenen Schweigens, in welchem Armand ein Stück Brot abbiss und darauf kaute, als ginge es um sein Leben. In Wirklichkeit musste er sich mit aller Macht dem Drang widersetzen, Dominie ins Gesicht zu sehen.
    "Er sieht so trefflich aus wie eh und je", bemerkte sie schließlich ein wenig unwirsch.
    Ihre Mutter schenkte dieser Antwort wenig Beachtung und zupfte stattdessen an einem Ärmel von Armands Kutte. "Und dies hier, was hat es damit auf sich? Ich will doch nicht hoffen, dass du bereits dein Gelübde abgelegt hast?"
    Ehe Armand seinen Bissen hinuntergeschluckt hatte, war Dominie bereits in die Bresche gesprungen. "Was ist so falsch daran, Mutter, wenn's ihm beliebt, den Benediktinern beizutreten? Dir liegt doch sonst so viel an der Frömmigkeit!"
    "Das stimmt, liebste Tochter, obwohl ich der Ansicht bin, dass man unserem Herrgott genauso gut draußen in der Welt dienen kann wie hinter Klostermauern. Manche sind für ein solches Leben bestimmt, andere eben nicht. Armand Flambard ist …"
    Das hätte Armand gerade noch gefehlt, dass er sich anhören musste, für welches Leben er nach Ansicht von Lady Blanchefleur geeignet sei. "Ich bin zurzeit lediglich Laienbruder, Mylady!" Und irgendwie brachte er's nicht übers Herz, noch hinzuzufügen, dass er das endgültige Gelübde abzulegen gedachte, sobald der Abt seine Zustimmung geben würde.
    "Mutter …" Es schien, als sei es Dominie sehr daran gelegen, Lady Blanchefleur von diesem Thema abzubringen. "Armand ist gekommen, um uns in unserem Kampfe gegen Eudo St. Maur beizustehen."
    "Wirklich?" Lady Blanchefleur wandte sich erst ihrer Tochter, dann ihrem anderen Tischnachbarn zu. "Ist das tatsächlich der Fall?"
    "Jawohl, Mylady. Ich möchte helfen, so gut ich kann!"
    Ihre Unterlippe begann zu beben, und Tränen trübten ihre großen

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