Süßer Zauber der Sinnlichkeit
braunen Augen. "Dann wurden meine Gebete wahrhaftig erhört!" rief sie aus und schlug das Kreuzzeichen. "Dem Allmächtigen sei Dank!"
Was, so fragte Armand sich, hätte ihr Flehen wohl erreicht, wenn die Tochter nicht die Initiative an sich gerissen hätte, um mich ausfindig zu machen und mich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln für ihr Vorhaben zu gewinnen? Aber vielleicht hatte die unsichtbare Macht jener Gebete sie nach dem unfreiwilligen Bad im Flusse vor dem Ertrinken oder Erfrieren bewahrt. Möglich auch, dass sie Dominie vor dem Räuber schützten, der sie im Walde angefallen hatte.
Lady Blanchefleur schickte ein kurzes Dankgebet zum Himmel, bevor sie Armand erneut musterte. "Das Habit des Benediktiners ist keine geeignete Kleidung für einen Kriegsmann. Sobald wir gespeist haben, musst du in meine Gemächer kommen. Ich besitze noch einige Stücke, die meinem seligen Baldwin gehörten. Sie mögen dir wohl etwas weit sein, müssten aber sonst perfekt passen!"
Armand war, als bliebe ihm schlagartig die Luft weg. "Seid Ihr auch sicher, Mylady, dass dies Lord Baldwin recht gewesen wäre? Vor fünf Jahren gingen wir getrennte Wege, und keineswegs im besten Einverständnis!"
"Unfug!" Für eine Dame, welche häufig einen eher hilflosen Eindruck hinterließ, konnte Lady Blanchefleur recht energisch werden. "Wäre er am Leben geblieben, so hättet ihr zwei euch nach meiner Überzeugung irgendwann versöhnt. Er hielt doch auf dich ebenso große Stücke wie auf seine leiblichen Kinder! Und solche Bande währen länger als mancher denkt, ehe sie endgültig reißen!"
Möglich, doch diesen Punkt hatte er eben schon bereits meilenweit überschritten.
Dominie lehnte sich etwas vor und schaute ihn an ihrer Mutter vorbei an. "Sie hat Recht, Armand. Womöglich verweigern die Männer noch den Befehl, wenn der Befehlshaber im Mönchshabit einherstolziert! Allerdings will ich nicht hoffen", ergänzte sie, "dass für Harwood und Wakeland inzwischen Hopfen und Malz vollends verloren ist und wir unseren rettenden Engel nur noch mit abgelegten Altkleidern abspeisen können. Ich werde veranlassen, dass man dich neu einkleidet!"
Wahrscheinlich ertrug sie die Vorstellung nicht, dass ein Verräter die Kleider ihres Vaters trug. Doch welche Gründe sie auch immer bewogen haben mochten – Armand war ihr dankbar, dass sie ihm die Qual erspart hatte, in den Gewändern des Mannes wandeln zu müssen, den er einst geliebt und dann erschlagen hatte.
"Mach dir nur keine Umstände. Ich bin gekommen, um zu arbeiten, nicht um Hof zu halten. Falls sich die alte Rüstung meines Vaters noch auf Harwood befindet, genügt mir das vollkommen."
"Natürlich!" rief Dominie plötzlich. "Es gibt noch eine Truhe mit den Sachen deines Vaters und seinem Rüstzeug! Sogar sein Schwert ist noch dabei!" Kaum hatte sie dies gesagt, verzog sie schmerzhaft das Gesicht.
Armand sah sich genötigt, sie zu beruhigen … und möglicherweise sich selber auch. "Es wäre nur recht und billig, wenn ich die Klinge meines Vaters trage!" Solange er sie nicht gegen einen Mitmenschen zücken musste! "Sie soll mich an seine Prinzipien erinnern und an die Ideale, die er mir beigebracht hat!"
Dominies Mutter nickte begeistert und voller Beifall für Armands Vorschlag. "Ein vortrefflicher Einfall, mein lieber Junge. Warst du denn schon auf Harwood?"
"Nein, Mylady!"
"Wir reiten in ein, zwei Tagen hin, Mutter. Sobald Armand sich von der Reise erholt hat."
"Ich wünschte, ich wäre so wohlauf, dass ich euch begleiten könnte. Denkt nur, wie groß die Freude dort sein wird, wenn wieder ein Flambard Einzug hält!"
Angesichts der bevorstehenden Rückkehr zu seinem Stammsitz schlug Armands Herz schneller. Gewiss, er war auf Wakeland erzogen worden und hier herangewachsen. In vielerlei Hinsicht war diese Burg sein zweites Elternhaus. Harwood hingegen war unmittelbar nach der Landung von Wilhelm dem Eroberer, somit also etwa hundert Jahre zuvor, von seinem Urgroßvater erbaut worden. Und es war in Armands Besitz übergegangen, wenn auch bloß für die kurze Frist zwischen dem Tode seines Vaters und der Entlehnung durch den König.
Obgleich das Lehen nun Dominie übertragen war und ihr zukünftiger Gemahl dort der Lehnsherr sein würde, sehnte Armand sich doch danach, in den nächsten Monaten zumindest so tun zu können, als sei er selbst noch der Lord.
Für Dominie vergingen die nächsten Tage wie im Fluge, denn gemeinsam mit Armand tagte sie mit den Pächtern der De
Weitere Kostenlose Bücher