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Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Titel: Süßer Zauber der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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beschränkte er sich auf ein unverfänglicheres Thema. "Wahrscheinlich werde ich ihn nicht mehr erkennen. Damals war er noch ein kleiner Junge, als ich … als ich ihn das letzte Mal sah!"
    Nachdem er sich widerstrebend von seinem weichen, wenn auch nicht eben wohlriechenden Felllager erhoben hatte, legte er seinen Umhang um, zückte den Wanderstock und trat hinter Dominie aus dem Schäferkoben heraus. Vor ihnen lag die in silbrigen Frühdunst gehüllte Landschaft von Suffolk.
    "Gavin erinnert sich noch recht gut an dich!" Dominie ließ ein wehmütiges, leises Lachen vernehmen und wandte sich in westliche Richtung, auf Cambridgeshire zu. "Überhaupt grenzt es an ein Wunder, dass der kleine Schlingel groß geworden ist – bei den vielen Teufeleien, die er auf dem Kerbholz hat! Immerzu gab er vor, er sei so ein ruhmreicher Recke wie Vater und Denys … und du!"
    "Der große Krieger, der nun der Gewalt abgeschworen hat!" Es gelang Armand nicht, den selbstironischen, bitteren Unterton in seiner Stimme zu kaschieren. "Ich fürchte, er wird sehr von mir enttäuscht sein."
    "Unsinn!" Dominie plapperte munter drauflos und bahnte sich ihren Weg über den holperigen Untergrund. "Völlig aus dem Häuschen wird er sein, dass endlich ein richtiger Mann da ist! Außerdem sehe ich nicht den geringsten Anlass, weder ihm noch sonst irgendjemandem dein Gelöbnis auf die Nase zu binden!"
    "Ich weigere mich, alle Welt zu belügen!"
    Dominie seufzte tief. "Ich verlange doch gar nicht, dass du lügst! Ich möchte lediglich vermeiden, dass du gleich vor aller Welt aus Leibeskräften die Wahrheit hinausposaunst! Wäre das denn eine solch schlimme Sünde?"
    Es war wahrlich ein Kreuz mit ihr, denn sie klang so verflixt überzeugend!
    "Ich weiß wohl, dass du mich für einen Dummkopf hältst!" Armand strich sich eine feuchte Locke aus der Stirn. "Und ich kann's dir nicht mal verübeln. Oft schelte ich mich ja selber einen Esel. Ein kluger Mann würde doch nicht so vieles im Leben so arg in Schwarzweiß malen wie ich! Ein gescheiter Mensch würde nicht gleich die Fassung verlieren, sobald er nur auf ein Fleckchen Grau trifft … oder gar, Gott bewahre, auf Rot!"
    Ehe er sich's versah, hatte Dominie sich vor ihm aufgebaut und funkelte ihn zornentbrannt an. "Du bist keineswegs ein Dummkopf, Armand Flambard!" rief sie kopfschüttelnd. "Auch wenn du die Welt in ganz anderen Farben siehst als die meisten Leute! Weiß der Himmel, vielleicht ist ein Kloster letzten Endes wirklich der rechte Ort für dich!"
    Da konnte ihr Armand beim besten Willen nicht widersprechen. Er hatte auch keineswegs die Absicht, denn dasselbe hatte er sich im Laufe der Jahre wieder und wieder gesagt. Aber es passte ihm nicht, dies aus Dominies Mund zu hören.

8. Kapitel
     
    "Endlich daheim!" rief Dominie aus, als sie in der Ferne die Zinnen von Wakeland Castle erspähte, das hoch auf dem Burghügel thronte. Sie lupfte die Zügel des lammfrommen Kutschgauls, auf dem sie saß. "Mir ist, als wäre es schon einen Monat her, seit ich nach Breckland aufbrach!"
    Armand, der neben ihr auf einer schwarzbraunen Stute ritt, nickte zustimmend. "Seitdem ist eine ganze Menge geschehen. Mir kommt es mindestens wie eine Woche vor seit unserem Aufbruch von der Abtei! Doch am Ende unseres Weges befinden wir uns in besserer Verfassung als zu Beginn!"
    Als Dominie daraufhin an ihrem Gewand herunterschaute, musste sie leise lächeln. Inzwischen hatte sie keine Ähnlichkeit mehr mit der Person in Männerkleidung, die Armand anfangs in den Klostergärten belästigt hatte.
    Kurz nach Mittag hatten sie und Armand den am weitesten ostwärts gelegenen Herrensitz der De Montfords erreicht und dort das erste warme Mahl seit zwei Tagen eingenommen. Nachdem sie sich gewaschen und gekämmt hatte, war Dominie in Gewänder geschlüpft, die einer jungen Dame ihres Ranges angemessen waren.
    Als sie gestriegelt und gebürstet aus der Kemenate der Gastgeberin trat, da hatte Dominie in Armands Augen ein zögerliches, aber bewunderndes Aufleuchten erkannt, welches er rasch unterdrückte. Später dann, als er ihr in den Sattel half, da spürte sie eine gespannte Erwartung in seiner Berührung – ganz anders als die Art und Weise, mit welcher er sie während der vergangenen zwei Tage behandelt hatte.
    Nunmehr ging am Horizont jenseits von Wakeland Castle die Frühjahrssonne unter und tauchte den Abendhimmel in Rosa und Lavendelblau.
    Während des Rittes hatten beide kaum ein Wort miteinander gesprochen. Die

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