Süßer Zauber der Sinnlichkeit
sich höher stemmte, jagte ihm der Schmerz gleich einem Messerstich durch die linke Seite. Beinahe hätte er sich zurückfallen lassen, denn um ihn herum begann sich alles wie irrsinnig zu drehen.
Dominie umfasste ihn mit den Armen. "Ich hätte dich lieber in Ruhe lassen sollen. Kein Wunder, dass dir schwindlig ist – bei dem Blutverlust!"
Die Augen fest geschlossen, zwang er den Kopf zum Stillstand und stützte sich, um Gleichgewicht bemüht, mit den Händen auf die Matratze. Dominies Haar streifte seine Wange, und das sanfte Rund ihres Busens presste sich an seine nackte Brust, dort, wo er unversehrt geblieben war.
Ihr Duft, ihre Wärme, ihre Liebkosung – all das gereichte ihm zum festen Halt in einer sich drehenden Welt. Im Stillen fragte Armand sich, wie er jemals auf den Gedanken gekommen war, das keusche Leben eines Mönches zu führen.
Wie es ihrer praktischen Natur entsprach, packte Dominie die Gelegenheit beim Schopfe und wand ihm, solange er aufrecht saß, rasch den Leinenverband um die Brust. "So", sagte sie schließlich, "nicht die eleganteste Arbeit, doch vorerst wird's langen." Eine Hand um seinen Nacken gelegt, die andere stützend in seinem Rücken, half sie ihm dann, sich wieder flach auszustrecken. Dann aber zog sie die Hand nicht gleich weg, sondern blieb weiter über ihn gebeugt. Ihr Haar fiel nach vorn, und ihre Lippen näherten sich seinen.
Nochmals wagte Armand vorsichtig, die Augen aufzuschlagen, und zur Belohnung erhielt er den schönsten Anblick, den er sich denken konnte. Einladend öffnete er schon die Lippen, doch da reckte seine Ehre warnend das lästige Haupt. "Da wir St. Maur nun das Fell gegerbt haben, bestehe ich nicht mehr auf der Verlobung, welche Roger von Fordham uns aufgezwungen hat!"
"So seht Ihr das also, mein Herr und Gebieter?" Ihre Augen weiteten sich, und ein schelmisches, elfenhaftes Licht glomm darin auf. Ihre Stimme sank zu einem kehligen, sinnlichen Flüstern. "Ich bedauere, aber solch edelmütige Milde kann ich Euch nicht gewähren!"
Damit zog sie die Hand unter seinem Nacken hervor und ließ die Fingerspitzen zärtlich über seine Schulter streifen. "Du bist mein, und ich nehme dich hiermit in Besitz …" Ihr Zeigefinger wanderte abwärts bis zu seinem Brustbein. "… mit Herz …" Ihre Hand zog eine köstliche Spur über seinen Bauch, um alsdann unter der Decke zu verschwinden. "… und Leib!"
Sie ließ ein lustvolles, verhaltenes Glucksen vernehmen, als sie seine Erregung bemerkte. "Und wenn du dich nicht in Acht nimmst, warte ich vielleicht nicht einmal bis zur Hochzeit, sondern hole mir schon vorher, was du mir schuldig bist!"
"Im Augenblick ist mir nicht sonderlich nach Vorsicht!"
Als Armand sich ihren Lippen entgegenreckte, da hob sein Gewissen zwar mahnend die Stimme, aber er achtete nicht darauf. Sein Sieg vom Vortage hatte ihn von der Schuld am Tode Baldwins De Montford losgesprochen. Es war zu Ende.
Oder nicht?
17. Kapitel
All das, was sie im Leben ersehnt und erstrebt hatte, wurde nun endlich Wirklichkeit. Als Dominie sich anschickte, die winzige Kluft zwischen ihren und Armands Lippen zu schließen, da schaute sie ihm tief in die Augen und entdeckte dabei die Farbe der Liebe: ein prächtiges, schimmerndes Blau.
Eudo St. Maur war besiegt. Überall auf ihrem Besitz war die beste Ernte seit Jahren sicher unter Dach und Fach gebracht. Und bald schon würde Dominie ihrem Zukünftigen jene Jungfräulichkeit hingeben, welche sie all die Jahre, ohne es recht zu bemerken, für ihn aufbewahrt hatte.
Ein Stöhnen entrang sich Armands Lippen, als er sich ihr entgegenreckte.
Dominie löste sich von ihm. "Ich hätte dich nicht derart betören dürfen", schalt sie sich. "Wo du doch eben erst eine böse Verwundung überstanden hast, du Ärmster!"
Sie nahm einen Kelch vom Tischchen, das neben dem Bett stand. "Hier, davon musst du trinken! Ein Elixier aus Wein und Kräuterextrakten. Das wird deine Schmerzen lindern." Indem sie ihm mit der einen Hand den Nacken stützte, führte sie ihm mit der anderen das Gefäß an die Lippen.
In gespielter Überraschung blickte Armand sie schelmisch an. "Und du bist sicher, dass es nicht Bier mit Kräutern ist?"
"Bier? Mitnichten!" Dominie brach in ein so schallendes Gelächter aus, dass ein paar Tropfen des Trunks an Armands Kinn herunterrannen. "Ich vernahm schon, dass die Gesetzlosen vor eurem Gefecht noch ihren Durst löschten, und ich hätte einiges dafür gegeben, zuschauen zu dürfen. Hatte ich's nicht
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