Süßer Zauber der Sinnlichkeit
gesagt? Gleichzeitig kämpfen und die Notdurft verrichten – das ist ein Ding der Unmöglichkeit."
Mit knapper Not bekam Armand einen Schluck Wein hinunter, ohne bei seinem Ergötzen daran zu ersticken.
"Ich will nicht verhehlen, dass du Recht hattest", räumte er ein, nachdem der Weinkelch abgesetzt war und er wieder ruhig lag. "Das verschaffte uns während des Kampfes einen zwar leichten, doch wesentlichen Vorteil. Mit dem Einfall hast du vorzüglichen Scharfsinn bewiesen." Seine Augen leuchteten vor Bewunderung. "Weißt du noch, was Abt Wilfrid mir sagte, als er mir auftrug, das Kloster zu verlassen und dich zu begleiten?"
Dominie nickte, während ihr süße Tränen des Glücks in die Augen traten. "Nie werde ich es vergessen. Er sagte uns, dass viel erreicht werden kann, wenn ein Mann und eine Frau von großer Fähigkeit ihre Kräfte bündeln. Unserer unterschiedlichen Weltsicht zum Trotze haben wir zwei doch hervorragend zusammengearbeitet, oder?"
"Aber ja, mein Mädchen." Armand umfasste ihre Hand. "Und manches zu Wege gebracht. Mich dünkt, der Abt wusste seinerzeit ganz genau, dass ich nicht nach Breckland zurückkehren würde."
"Da kommt mir eine ganz vortreffliche Idee!" In ihrer Begeisterung drückte sie Armands Hand heftiger als beabsichtigt, doch es schien ihn nicht zu stören. "Lass uns eine Nachricht zum Abt schicken, damit er bei unserer Vermählung anwesend sein mag!"
Armand ließ sich den Vorschlag einen Augenblick durch den Kopf gehen und nickte dann bedächtig. "Das wäre fürwahr recht und billig. Er hat viel getan, um uns zusammenzubringen, und ich glaube, es wird ihn freuen zu sehen, wozu seine Bemühungen als Ehevermittler geführt haben."
"So sei's denn!" Bei der Erkenntnis, dass sie nun bald Armands Gattin sein würde, regte sich ein köstliches Flattern in ihrem Leibe. "Ich werde gleich morgen Vater Dunstan mit einer Einladung zu ihm senden. Nach der Abreibung, die ihr St. Maurs Halunkenmeute verpasst habt, möchte ich doch wetten, dass die Landstraße nach Breckland so sicher ist wie jede andere Straße im ganzen Reich. Aber für alle Fälle lasse ich ihn von einer kleinen Eskorte begleiten."
Sie half ihm dabei, noch einen Schluck Wein zu sich zu nehmen. "Bis der ehrwürdige Vater auf Harwood eintrifft und weitere Gäste geladen sind, müsstest du eigentlich so weit genesen sein, dass du dein Eheversprechen im Stehen abgeben kannst."
"So Gott will!" Der Tropfen entfaltete offenbar bereits seine Wirkung, denn die Verspannung, insbesondere um Armands Mund herum, ebbte schon ab. Nach einigen weiteren Schlucken erschlafften all seine Glieder in wohliger Mattigkeit, und sein Gesicht nahm einen köstlich benebelten Ausdruck an. Als er in schlaftrunkenem Nuscheln von den Vermählungsfeierlichkeiten murmelte und von dem Leben, das sie gemeinsam führen würden, war Dominie sich nicht immer sicher, ob er nun sie meinte oder lediglich Selbstgespräche führte.
"Ein Wiedersehen mit dem Abt wird sicherlich schön. Er war mir stets sympathisch, auch wenn er seine Erlaubnis hinauszögerte, dass ich meine Gelübde ablege."
Dominie lächelte in sich hinein, als sie sich neben ihrem Verlobten ausstreckte. "Dafür stehe ich tief in des Abtes Schuld. Da unsere Vasallen nun nicht länger vom Hungertode bedroht sind, könnten wir dem Kloster vielleicht eine großzügige Spende zukommen lassen. Damit die Patres auch zahlreiche Messen lesen für meines Vaters und meines Bruders Seele."
Als Armand nicht gleich Antwort gab, schaute Dominie ihm ins Gesicht, dachte sie doch, er könne endlich wieder eingeschlafen sein. Doch seine Augen standen offen, wenn auch darin ein leerer, nach innen gerichteter Blick lag, welcher sie mit Sorge erfüllte.
"Und für die Seelen deiner Eltern natürlich ebenfalls", ergänzte sie, glaubte sie doch, es bekümmere ihn, dass sie diese unerwähnt gelassen hatte.
"Abermals eine treffliche Idee", murmelte er, wobei er den Arm ausstreckte und ihn ihr um die Schulter legte, um sie näher an sich zu ziehen. "Ich freue mich schon darauf, Vater Abt wiederzusehen und vor unserer Vermählung mit ihm zu sprechen."
Wie beflügelt plapperte Armand weiter, auch wenn seine Worte für Dominie keinen rechten Sinn ergaben. "Er wird's verstehen … wahrscheinlich besser als ich selbst. Er wird mir bestimmt die rechte Anleitung für mein Handeln geben."
"Das wird er gewiss", murmelte sie, und dass ihr rätselhaft war, wovon er da eigentlich redete, das focht sie nicht an.
In der
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