Suesses Gift Der Liebe
Fällen ist das so.«
»Ja, natürlich«, sagte sie trocken. »Angenommen, Sie wären unfehlbar, wie erklären Sie sich die Tatsache, dass die ersten drei Morde sich vor fast anderthalb Jahren ereigneten, lange vor dem Diebstahl meines Farns und dem Tod Mrs Daykins.«
»Ich weiß es noch nicht.« Er schaute auf seine Hand hinunter, die ihre umfasste. »Doch es gibt ein Schema, das mit jedem Tag deutlicher wird.«
Er suchte nach den richtigen Worten, um zu erklären, was er mit seiner Gabe so deutlich erfasste, als Mrs Shute vom anderen Ende des Gewächshauses rief: »Mr Jones? Sind Sie hier, Sir?«
Lucinda stand rasch auf und ging über den langen Weg zu den Glastüren. »Wir sind hier hinten, Mrs Shute. Ich zeigte Mr Jones eben die Heilkräuter.«
Caleb, der auch aufstand, fragte sich, warum sie es für nötig befand, ihre Anwesenheit im hinteren Teil des Gewächshauses mit einer kleinen Notlüge zu rechtfertigen. Ihm fiel auf, dass sie errötet war. Zu spät kam ihm der Gedanke, dass sie vielleicht befürchtete, Mrs Shute könnte glauben, die Dame des Hauses gäbe sich im Pflanzendickicht unanständigen Aktivitäten hin. Seine Beziehung zu Lucinda wurde allmählich kompliziert.
Er bog um eine Ecke und sah die Haushälterin. Sie wirkte ungewöhnlich angespannt und beklommen.
»Was ist, Mrs Shute?«, fragte er.
»An der Küchentür ist ein Junge, ein gewisser Kit Hubbard, mit einer wichtigen Nachricht für Sie, Sir. Es geht um einen Toten.«
25. KAPITEL
Der Tote lag ausgestreckt in einer engen Gasse unweit des Flusses. Es war ein kleines Reich ständigen Zwielichts auch an Sonnentagen, im Nebel aber herrschte hier eine übelriechende, unnatürliche und ungesunde Atmosphäre. Die passende Szenerie für den Tod, dachte Caleb. Seine Nackenhaare sträubten sich. Er öffnete seine Sinne den Strömungen des Gewaltaktes, die hier ihre Kreise zogen.
»Der junge Kit gab an, der Mann sei als Sharpy bekannt gewesen«, sagte er. »Offenbar war er ein Meister im Umgang mit der Klinge.«
»Er ist eindeutig einer der Entführer«, antwortete Lucinda.
»Sind Sie sicher?« Er bezweifelte ihre Aussage nicht, wollte aber, neugierig wie immer, ihre Begründung hören.
Er hatte nicht gewollt, dass sie ihn begleitet. Die Debatte war kurz und bündig gewesen, und er hatte verloren. Gegen logische Argumente war er schlicht machtlos. Als Lucinda kühl eingewendet hatte, dass sie einige Erfahrung mit gewaltsamen Todesfällen besaß und ihr Wissen hilfreich sein konnte, hatte er sich geschlagen geben müssen.
Um ehrlich zu sein, hatte die Aussicht, das Abenteuer mit ihr zu teilen, sein Jagdfieber noch gesteigert. Zudem spürte er, dass die intensive Reaktion nicht nur seinerseits da war.
Zwischen Lucinda und ihm fand ein Energieaustausch statt. Noch nie hatte er so etwas mit jemandem erlebt.
»Ich bin ganz sicher«, sagte Lucinda. »Ich konnte keinen der beiden deutlich sehen, doch ich roch die spezielle Mischung von Nicotiana tabacum , die beide Männer rauchten.«
Er sah sie über den Toten hinweg an. Ihr Gesicht wurde durch die Kapuze ihres Mantels beschattet, doch er konnte den ernsten Ausdruck ihres intelligenten Gesichtes erkennen.
»Ihr Talent ist erstaunlich, Lucinda.«
»Tabak ist schließlich ein Gift. Ein sehr langsam wirkendes, aber dennoch ein Gift.«
»Hmm, wie ich hörte, soll es gut für die Nerven sein.«
»Man darf nicht alles glauben, was die Presse schreibt, Sir.«
»Das tue ich nie.« Er konzentrierte sich wieder auf den Toten. »Na ja, ich bezweifle, ob Sharpy an Nikotin starb. Aber wie im Fall Daykin sind keine Spuren von Gewaltanwendung festzustellen. Hätten Sie eine Idee?«
»An Gift starb er nicht.« Lucinda blickte auf den Toten hinunter. »So viel kann ich erkennen.«
Caleb hockte sich neben den Leichnam und studierte den Ausdruck des Entsetzens, der aus dem Gesicht mit den aufgerissenen Augen sprach. »Sieht aus, als hätte er große Angst empfunden, als er zusammenbrach.«
»Wie Mrs Daykin?«
»Ja. Damit wären die Schreie erklärt, die man nach Kits Aussage in der Kneipe hörte.«
»Auch der Umstand, dass sein Gefährte aus dieser Gasse flüchtete, als wären alle Höllenhunde hinter ihm her «, sagte Lucinda, Kits Worte wiederholend.
»Aber wen oder was haben sie gesehen?« Er durchsuchte Sharpy rasch. »Keine Frage, es handelt sich um Mord.« Er zog ein Messer aus einer an das Bein des Toten geschnallten versteckten Scheide. »Aber womit? Er war ein abgebrühter Ganove, und doch
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