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Suesses Gift Der Liebe

Suesses Gift Der Liebe

Titel: Suesses Gift Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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der war, für den er sich ausgab?«
    Sie errötete und wendete sich halb ab. »Sie müssen wissen, dass ich am Anfang unserer Beziehung von seiner Zurückhaltung sehr beeindruckt war.«
    »Zurückhaltung?« Caleb schien verblüfft.
    Caleb war zwar brillant, konnte zuweilen aber erstaunlich begriffsstutzig sein.
    »Mr Glasson benahm sich immer wie ein perfekter Gentleman«, führte sie weiter aus.
    »Ich wüsste nicht, wie das Ihren Argwohn hätte wecken sollen.«
    Sie drehte sich auf dem Absatz zu ihm um. »Um Himmels willen, Sir, Ian Glasson küsste mich, als wäre ich seine Schwester oder seine altjüngferliche Tante. Keusch und leidenschaftslos wäre noch untertrieben. Muss ich noch deutlicher werden?«
    Caleb war sprachlos, als ihm ein Licht aufging. »Allmächtiger, er küsste Sie, als wären sie seine Tante ?«

    »Sie können davon ausgehen, dass er sich geradezu übertrieben an die Anstandsregeln hielt.« Sie ballte die Hand, an der sie den Ring trug, zu einer kleinen Faust. »Bis zu dem Nachmittag, als er mich im Garten der Carstairs Botanical Society vergewaltigen wollte.«

24. KAPITEL
    Jetzt sah Caleb alles mit absoluter Klarheit.
    »Er griff Sie an, weil Sie an jenem Tag die Verlobung lösen wollten«, sagte er.
    »Nach dem Tod meines Vaters veränderte sich etwas in unserer Beziehung«, sagte sie leise. »Mir fielen plötzlich Ians Fehler auf. Sobald mir die Augen aufgegangen waren, kam eins nach dem anderen ans Tageslicht. So fand ich heraus, dass er eine Affäre mit einer Witwe hatte.«
    »Als ihm klar wurde, dass er im Begriff stand, Sie zu verlieren, tat er das Einzige, was ihm einfallen wollte. Er versuchte, Sie so gründlich zu kompromittieren, dass Ihnen keine andere Wahl blieb, als ihn zu heiraten.«
    Erschrocken, dass er den Zusammenhang so rasch erkannte, nickte sie matt. »Ja, genauso war es. Es stellte sich heraus, dass er nur hinter meinem Erbe her war.«
    »Man sah Sie völlig aufgelöst und mit zerfetztem Kleid aus einem entlegenen Winkel der Gartenanlage flüchten, wo er versucht hatte, Ihnen Gewalt anzutun. Sein Benehmen wäre ihm verziehen worden, hätte es eine Heirat gegeben. Doch als sich herumsprach, dass die Verlobung aufgelöst worden war, war es auch um Ihren Ruf geschehen.«
    »Meinen Glückwunsch, Sir. Sie haben gut nachgeforscht.«

    Ihr Ton verriet ihm, dass ihre Worte nicht als Kompliment gemeint waren, doch er war in das Labyrinth, das er konstruierte, so vertieft, dass er nicht darauf achtete. Er ging den nächsten Kiesweg entlang und bewegte sich tiefer in das Dickicht hinein.
    »Haben Sie Ihr Pfefferpulver bei ihm angewendet?«, fragte er.
    »Nein, das war nicht nötig.«
    »Wie sind Sie seinen Fängen dann entkommen?«
    »Ich rammte ihm meinen Fächer erst in den Leib und dann ins Auge. Das überraschte ihn, denke ich. Auf diese Reaktion war er nicht gefasst gewesen. Um sein Auge zu schützen, ließ er mich instinktiv einen Moment los, und ich entkam.«
    Caleb stellte sich die Länge eines zusammengeklappten Fächers vor. »Hm, niemals habe ich überlegt, wie gefährlich eines dieser Dinger sein kann.« Bewunderung regte sich in ihm. »Sehr klug, Lucinda.«
    »Nun ja, das verdanke ich wohl unseren botanischen Expeditionen. Da lernt man allerhand.«
    »Es heißt, dass Reisen bildet«, sagte er. »Wenige Tage nach Auflösung der Verlobung fand Ian Glasson den Tod durch Gift.«
    Er hörte das Knirschen ihrer zierlichen Knöpfstiefel auf dem Kiesweg hinter sich.
    »Alle nahmen an, ich hätte ihn getötet«, sagte sie.
    »Alle irrten sich.«
    Ihre Schritte wurden schneller, als sie ihn einzuholen versuchte. »Wieso sind Sie so sicher? Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass Ian vergiftet wurde.«
    »Durch Zyankali, wie die Presse berichtete.«

    »Ja.«
    »Kein Gift, das Sie benutzt hätten.« Er ließ den Blick über das dichte Grün wandern. »Sie hätten ein raffinierteres, nicht nachzuweisendes Gift gewählt. Sicher herrscht in diesem Gewächshaus kein Mangel an Rohmaterial.«
    Hinter ihm trat kurzes, beredtes Schweigen ein.
    »Ich glaube, das fasse ich lieber als Kompliment auf«, sagte sie tonlos.
    »Es war nur die Feststellung einer offenkundigen Tatsache.«
    »Einer Tatsache, die niemandem auffiel.«
    Er blieb stehen, ließ sich auf einer eisernen Bank nieder und streckte die Beine aus. Sein Blick fiel auf eine große Palme mit fächerförmigen Wedeln. »So wie niemand die Tatsache beachtete, dass Ihr Vater angeblich mit einer Pistole Selbstmord beging und sein

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