Suesses Gift Der Liebe
Frauenzeitschriften.«
»Verdammt, das wusste ich nicht. Ich habe noch nie von solchen Büchern und Artikeln für Männer gehört.«
»Sehr wahrscheinlich gibt es keine, weil Männer sie nicht lesen würden«, sage sie. »Warum auch? Eine Ehe stellt für sie ein weitaus geringeres Risiko dar als für Frauen. Männer erfreuen sich so vieler Rechte und Freiheiten. Sie müssen nicht befürchten, von der Gesellschaft geächtet zu werden, falls sie in einer kompromittierenden Situation ertappt werden. Sie können reisen, wann und wohin sie wollen, ohne dass man sich über sie mokiert. Sie können unter vielen Berufen wählen. Eine unglückliche Ehe kann mit einer teuren Geliebten kompensiert werden. Und wenn ein Mann sich entschließt, seine Frau zu verlassen, kann er darauf bauen, dass ihn die Scheidungsgesetze in jeder Hinsicht begünstigen.«
»Den Vortrag können Sie sich sparen, Lucinda«, sagte Caleb trocken. »Sie können sicher sein, dass jeder Mann in der Familie Jones ihn oft genug von den Jones-Frauen zu hören bekommen hat.«
Sie errötete. »Ja, natürlich. Verzeihen Sie. Ich weiß, dass Sie sehr moderne Ansichten über die Rechte der Frauen haben.« Wahrscheinlich einer der Gründe, warum ich mich in dich verliebte .
Er runzelte die Stirn. »Sie sagten, Ihr Verlobter erfüllte jede Bedingung auf Ihrer Liste?«
Sie seufzte. »Jetzt haben Sie wieder diesen Blick.«
»Welchen Blick?«
»Jenen der mir verrät, dass Sie wieder einem Geheimnis auf der Spur sind. Als Antwort auf Ihre Frage, ja. Mr Glasson erschien mir perfekt. Rückblickend ist es erstaunlich, wie perfekt er war. Erst als wir verlobt waren, erkannte ich die Wahrheit. Er erfüllte nur eine einzige Bedingung.«
»Welche?«
»Er besaß mit Sicherheit eine Menge Talent«, sagte sie grimmig. »Ich spürte es in seiner Nähe.«
»Botanisches Talent?«
»Nein, obwohl er einige Kenntnisse auf diesem Gebiet besaß. Schließlich entdeckte ich, dass fast alles an ihm falsch war. Aber irgendwie schaffte er es, nicht nur mich, sondern auch meinen Vater zu überzeugen, dass er für mich einen idealen Ehemann abgeben würde.«
»Anders gesagt, er hatte ein Talent für Betrug.«
»Ja, es war wirklich erstaunlich.« Sie schüttelte den Kopf, noch immer verblüfft darüber, wie sie sich von Ian Glasson hatte hinters Licht führen lassen. »Sogar Papa ließ sich von
ihm täuschen, obwohl mein Vater ein guter Menschenkenner war.«
Calebs Miene wurde noch nachdenklicher. »Das hört sich an, als wäre Glasson ein wahres Chamäleon gewesen.«
Sie blinzelte. »Wie bitte?«
»In meinen Mußestunden erarbeite ich eine Klassifizierung verschiedener Typen starker Talente. Die Society benötigt eine brauchbarere Methode zur Einteilung und Beschreibung der Art und Weise, wie starke paranormale Fähigkeiten sich manifestieren.«
»Sie versetzen mich in Erstaunen, Sir«, sagte sie amüsiert. »Nie hätte ich gedacht, dass Sie freie Zeit haben.«
Von ihrem neuen Thema abgelenkt, ging er nicht darauf ein. »Bei der großen Mehrheit der Menschen mit dieser Gabe reicht die psychische Fähigkeit nicht über das Stadium einer vagen, allgemeinen Empfindsamkeit hinaus.«
»Intuition.«
»Ja. Mein Studium der historischen Berichte der Society und meine Beobachtungen deuten darauf hin, dass ein sehr starkes Talent fast immer hoch spezialisiert ist.«
Nun regte sich ihre Neugierde. »So wie meine Fähigkeit, Pflanzenenergie zu analysieren?«
»Genau. Oder nehmen wir das Talent für Hypnose oder das Deuten einer Aura. Chamäleons wiederum haben ein Talent, nicht nur zu erspüren, was ein anderer möchte, sie schaffen für kurze Zeit auch die Illusion, diese Sehnsüchte befriedigen zu können.«
Sie runzelte die Stirn. »Warum diese zeitmäßige Einschränkung?«
»Man braucht viel Energie, um die Illusion aufrechtzuerhalten,
zumal, wenn das angepeilte Opfer intelligent und einigermaßen empfindsam ist. Früher oder später zerbricht das Phantasiebild und die wahre Natur des Chamäleons tritt zutage.«
»Das erklärt vermutlich, warum Mr Glasson sich nur selten in meiner Gesellschaft befand.« Sie zögerte. »Obwohl wir hin und wieder ins Theater oder zu einem Vortrag gingen und bei diesen Gelegenheiten mehrere Stunden zusammen waren.«
»Es waren Situationen, in denen Ihre Aufmerksamkeit sich auf andere Dinge richtete, während dieser Zeit musste er nicht viel Energie aufwenden.« Caleb sah sie nachdenklich an. »Was weckte in Ihnen den Verdacht, dass er nicht
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