Suesses Gift Der Liebe
trat Schweigen ein, während alle sich eine noch schlimmere Geschichte vorzustellen versuchten.
»Die Kidnapper hätten ja Erfolg haben können«, sagte Edmund schließlich.
Die anderen blickten ihn an.
Er lief rot an. »Ich bin Miss Patricias Meinung. Die Geschichte hätte weit schlimmer ausgehen können.«
Patricia zog eine Grimasse. »Da hat Mr Fletcher recht. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn diese grässlichen Männer es geschafft hätten, dich zu entführen, Lucy.«
»Nun, sie schafften es nicht«, sagte Lucinda finster. »Doch jetzt müsst ihr mit den Folgen von Otfords Artikel leben. Vielmehr wird Lady Milden das größte Problem haben. Dieses Geschreibsel wird den alten Skandal wieder aufwärmen.«
Caleb griff nach einer Scheibe Toast. »Ich glaube, Sie unterschätzen Victorias Einfluss innerhalb der Society und den gehobenen Kreisen.«
»Sie meinen den Einfluss der Familie Jones?«, fragte Patricia.
»Das trifft es genauer, ja.« Er klang weder stolz noch rechtfertigend. Es war eine Feststellung von Tatsachen von seinem Blickwinkel aus.
Lucinda drohte ihm mit der zusammengefalteten Zeitung. »Es gibt Dinge, die auch die Familie Jones nicht regeln kann.«
»Gewiss.« Er warf einen wenig interessierten Blick auf die Zeitung. »Aber dieser Artikel von Otford gehört nicht dazu.«
Seufzend und mit einem unmerklichen Lächeln ließ sie die Zeitung auf den Tisch fallen. »Sie sind immer für Überraschungen gut, Mr Jones«, meinte sie ein wenig spöttisch.
»Das bekomme ich oft zu hören.« Er griff nach dem Marmelademesser. »Im Allgemeinen wird diese Feststellung aber nicht in billigendem Ton geäußert.«
»Wenn weder Mr Jones noch Lady Milden wegen des Zeitungsartikels besorgt um deinen Ruf sind, Lucy, brauchen wir uns auch keine Sorgen zu machen«, sagte Patricia. Sie warf einen Blick auf die hohe Standuhr. »Apropos, Lady Milden wird jeden Moment erscheinen. Heute liegt ein arbeitsreicher Tag vor uns, der mit Einkäufen beginnt.«
Edmund schnitt eine Grimasse. »Wie aufregend. Ich kann es kaum erwarten.«
Patricia sah ihn unwirsch an. »Kein Mensch sagt, dass Sie uns begleiten müssten.«
»Doch, jemand sagte es.« Caleb stach mit der Gabel in seine Rühreiportion. »Nämlich ich.«
»Ach ja, natürlich.« Patricia räusperte sich und widmete
sich wieder ihrer Liste. »Nachmittags hören wir einen archäologischen Vortrag.«
»Wo dieser Idiot Riverton sicher in Erscheinung treten wird«, murmelte Edmund.
Patricia schob ihr Kinn vor. »Mr Riverton versicherte mir, dass er sich brennend für das Thema interessiert.«
Edmund zeigte sich kühl amüsiert. »Rivertons Interesse gilt einzig und allein Ihrem Erbe.«
»Lady Milden hätte ihn mir nie vorgestellt, wenn sie der Meinung wäre, es verhielte sich so«, schoss Patricia zurück. An der Haustür ertönte ein gedämpftes Pochen. »Das muss sie sein.«
»Was ist an Archäologie so faszinierend?«, wollte Edmund wissen. »Ein Haufen altes Zeug und Monumente, mehr ist nicht dahinter.«
»Passen Sie heute beim Vortrag gut auf, dann wird Ihnen vielleicht aufgehen, was an Artefakten so reizvoll ist.« Patricia widmete sich erneut ihrer Liste. »Abends gibt es wieder eine große Einladung, den Ball bei den Wrothmeres.«
Edmund sah Caleb finster an. »Wie soll ich Miss Patricia auf einem Ball im Auge behalten?«
»Sie werden hingehen müssen«, kündigte Victoria an, die in den Raum fegte. »In Ihrer Rolle als Freund der Familie sind Sie natürlich verpflichtet, mit Miss Patricia mindestens ein-oder zweimal zu tanzen, um diese Illusion aufrechtzuerhalten.«
Caleb und Edmund erhoben sich, um sie zu begrüßen. Edmund zog einen Stuhl für sie hervor. Er schien wie vor den Kopf geschlagen.
»Was ist denn?« Victoria setzte sich. »Haben Sie keinen
Abendanzug, Mr Fletcher? Wenn nicht, kann Calebs Schneider Sie gewiss ausstatten.«
»Ich, hm, besitze Abendkleidung«, erwiderte Edmund leise. »In meinem früheren Beruf benötigte ich sie.«
»Als Bühnenmagier, meinen Sie?«, fragte Victoria »Ausgezeichnet. Dann ist das Problem ja gelöst.« Sie wandte sich an Lucinda. »Hat Madame La Fontaine das zweite bestellte Abendkleid geliefert?«
»Es kam gestern Nachmittag«, sagte Lucinda. »Sicher haben Sie den unglückseligen Artikel in der Morgenzeitung gelesen?«
»Hmmm?« Lady Milden warf einen Blick auf den Flying Intelligencer. »Ach ja, über die beiden Männer, die Sie entführen und an ein Bordell verkaufen wollten. Sehr
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