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Suesses Gift Der Liebe

Suesses Gift Der Liebe

Titel: Suesses Gift Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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Hand in die Manteltasche und zog die Pistole hervor. Die Waffe an sein Bein drückend, damit sie unsichtbar blieb, trat er in den erhellten Nebel um die Straßenlaterne.
    Der schockierende Angstschwall kam aus dem Nichts. Einen Moment stockte sein Atem, seine Sinne zerstoben, seine Nerven lagen blank. Es ertönte ein scharfes metallisches Geräusch. Er merkte undeutlich, dass er die Waffe fallen gelassen hatte.
    Taumelnd blieb er stehen, starr vor namenloser Angst, die, wie er in einem winzigen Winkel seines Gehirns wusste, nicht auf Logik oder Vernunft gründete. Sein Puls hämmerte. Seine Lungen drohten zu bersten. Er konnte kaum atmen.
    Und plötzlich stürzte er in seinen ultimativen Albtraum und schwankte am Rand des Abgrunds, der das Chaos war. Schiere Panik loderte durch seine Venen.
    Als Reaktion auf den Angriff steigerte er instinktiv alle seine Sinnesempfindungen. Seine Begabung flammte auf. Das Gefühl des drohenden Chaos ging leicht zurück, genug jedenfalls, dass er ein paar Gewissheiten aus dem Sumpf unbegreiflicher Dunkelheit pflücken konnte, die ihn zu verschlingen drohte.

    Jetzt macht er es mit dir. So tötete er Sharpy und die Daykin. Er versetzt seine Opfer in große Panik. Du musst dich wehren, sonst wirst du im Chaos ertrinken .
    So wollte er die Welt nicht verlassen, als Opfer eines Mahlstroms völlig zufälliger, bedeutungsloser Energie. Er würde die Muster der Klarheit, des Verstandes und der Stabilität finden. Das war seine Gabe, und er würde sie nutzen, damit das Zentrum standhielt, auch wenn er im Laufe dieses Prozesses sein Leben lassen musste.
    Es kostete ihn jede Faser an Willenskraft, die er besaß, doch er brachte es fertig, sich umzudrehen und dem Mörder entgegenzutreten. Der Vorgang schien eine Ewigkeit zu dauern, da er sich ganz fest konzentrieren musste, damit seine Muskeln gehorchten.
    Perretts Dämon nahm Gestalt an, als er sich aus dem Nebel löste und ins milchige Licht trat. In seinen Augen loderten keine Flammen, weder lange Klauen noch Fledermausflügel waren zu sehen, und doch zweifelte Caleb nicht daran, dass er sich einem Ungeheuer gegenübersah.
    »Ich bin erstaunt, Sie heute hier anzutreffen, Jones.« Die Kreatur kam in ein paar Fuß Entfernung zum Stehen. »In dieser Umgebung würde man einen Gentleman in Ihrer Position nicht vermuten. Was führt Sie hierher? Ein pikantes Verlangen, das in den feineren Gegenden der Stadt keine Befriedigung fände? Eine bevorzugte Opiumhöhle?«
    Caleb sagte nichts. Er war nicht sicher, ob er auch nur ein Wort herausbringen konnte. Die sengende Energie, die seine Sinne angriff, schien ihn zu lähmen. Aber seine Gabe reagierte auf seinen Willen. Tief in seinem Bewusstsein entstand ein Irrgarten, schärfer, klarer, verständlicher. Hier leuchtete eine
Kristallwand, dort ein Boden. Nun galt es einen Weg zu finden, die erhellten Teile zu verbinden.
    »Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle«, sagte der Dämon. Mit einer lässigen Geste streifte er einen Handschuh ab, griff in seine Manteltasche und förderte im nebligen Licht einen golden schimmernden Gegenstand zutage. »Ich bin Allister Norcross.«
    Er öffnete die Schnupftabakdose und nahm eine Prise des puderähnlichen Inhalts. Er führte die Mischung an die Nase und atmete sie tief ein.
    Gleich darauf versengte ein neuerlich heftiger Panikschwall Calebs Sinne so stark, dass er bebend vor sinnloser Angst fast auf dem Pflaster zusammengebrochen wäre. »Ach, die neue Variante der Rezeptur wirkt tatsächlich sehr gut«, sagte Norcross. »Hulsey hatte recht.«
    Im Inneren des Irrgartens leuchteten weitere Korridore auf. Caleb bezwang die Flutwoge der Angst und konzentrierte sich auf das Schema. Er konnte es schaffen. Er wusste, wie er seine Emotionen im Zaum halten konnte, während er seine Gabe einsetzte. Er hatte den größten Teil seines Lebens damit zugebracht, den Kern wilder, gefährlicher Energie im Zaum zu halten, die Quelle seiner psychischen Kraft war.
    »Ich muss sagen, dass Sie mich enttäuschen, Sir.« Norcross klappte die Dose zu und steckte sie wieder in die Tasche. »Von einem Mitglied der legendären Familie Jones hatte ich mehr erwartet.«
    »Was wollen Sie von mir?«, brachte Caleb hervor.
    »Sie haben also Ihre Sprache wiedergefunden?« Norcross war erfreut. »Sehr gut. Jetzt bin ich ein wenig beeindruckt.
Nur wenige Menschen bringen einen zusammenhängenden Satz heraus, während ich mein Talent spielen lasse.«
    Caleb sagte nichts.
    »Ich werde Ihnen sagen, was

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