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Suesses Gift Der Liebe

Suesses Gift Der Liebe

Titel: Suesses Gift Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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den Kopf angeschlagen.«
    »Nein«, sage er unverändert tonlos und unheilvoll.
    Vorsichtig öffnete sie sich den psychischen Rückständen, die dem Toten anhafteten. Sofort überflutete die verbliebene Energie unbekannter und gefährlicher Kräuter ihre Sinne. Sie tat einen tiefen Atemzug und wich zurück.
    »Was ist es?«, fragte Caleb.
    »Es ist Gift. Aber anders als alles, was ich kenne. Es ist jedoch
eindeutig psychischer Natur und hätte die Kräfte dieses Mannes auf unvorhersehbare Weise beeinflussen können. Seine Wirkungen sind zersetzend und führen zur völligen Zerstörung, auch wenn sie vorübergehend die Sinne intensivieren.«
    »Die Formel des Gründers.« Caleb schien seiner Sache sicher. »Er sagte, Hulsey hätte ihm diese Variante erst heute übergeben.«
    »Ich kann dir versichern, dass die Droge ihn getötet hätte, wenn du es nicht getan hättest. Und zwar sehr rasch, vermute ich.«
    Er nahm ein Taschentuch und ging neben Norcross in die Knie. Seine Hände waren durch Lederhandschuhe geschützt, dennoch benutzte er das Viereck aus schwerem Leinen, um einen kleinen Gegenstand aus dem Mantel des Toten hervorzuholen.
    Das Laternenlicht beschien eine elegante goldene Schnupftabakdose, verziert mit einem aus kleinen grünen Steinen geformten Dreieck.
    »Er benutzte Schnupftabak?« Sie runzelte die Stirn. »Ich konnte keinen Tabak an ihm wahrnehmen.«
    »In der Dose ist ein Pulver. Das muss die Droge sein.«
    Sie rückte ihre Brille zurecht und sah sich den Deckel der Dose näher an. »Sieht aus wie Smaragde.«
    »Es sind sicher Smaragde.« Caleb studierte die Dose wie einen winzigen Sprengkörper. »Das Dreieck ist das alchemistische Zeichen für Feuer.«
    Sie erhöhte ihre Sinneswahrnehmung wieder.
    »Der Inhalt der Dose enthält die Ingredienzien des Giftes, das der Tote nahm«, erklärte sie.

    »Ist es ungefährlich, die Dose anzufassen?«
    »Ja. Ich bezweifle sehr, dass es ernste oder bleibende Folgen hat, wenn man mit dem Pulver nur in Kontakt kommt. Man müsste eine Prise oder zwei inhalieren, ehe es die psychischen Sinne dauernd schädigt. Zumindest anfangs wäre die Wirkung belebend. Das Opfer würde zweifellos glauben, die Droge erhöhe seine Kräfte.«
    »Obwohl es ihn tatsächlich umbringt.«
    »Ja.« Sie zögerte und versuchte die tödliche Essenz des Pulvers zu beurteilen. »Ein starker junger Mann wie Norcross würde drei oder vier Tage überleben. Ein älterer oder schwächerer würde rascher sterben.«
    Caleb betrachtete das winzige smaragd-und goldfarbene Ding. »Wie sollen wir das Pulver vernichten? Was schlägst du vor?«
    »Man könnte nahezu alles verwenden, um es unschädlich zu machen. Ich spüre, dass die Zusammensetzung der Formel extrem empfindlich und instabil ist. Eine säurehaltige Substanz wie Essig kann die Wirkung zunichtemachen. Ebenso Alkohol verschiedener Stärke. Auch Hitze könnte die schädlichen Eigenschaften neutralisieren.
    »Was passiert, wenn man das Pulver isst?«
    »Sehr wenig, denke ich. Der Verdauungsprozess würde es destabilisieren. Trotzdem würde ich von einem Versuch abraten.«
    »Ich hatte nichts dergleichen vor.« Caleb wickelte das Döschen sehr sorgfältig in sein Taschentuch und richtete sich auf. »Ich möchte das Ding rasch loswerden.«
    Sie warf einen Blick auf Norcross. »Und was ist mit ihm?«

    »Ich werde Inspektor Spellar verständigen. Er kann die Sache übernehmen.«
    »Und wie willst du ihm die Todesart erklären?«
    »Das ist Spellars Problem, nicht meines.« Caleb griff nach der Laterne. »Was unter den gegebenen Umständen mein Glück ist.«
    Sie folgte ihm zur Tür. »Ich verstehe ja, dass du nicht in eine Mordermittlung verwickelt sein möchtest, aber schließlich war es Notwehr.«
    »Das ist nicht das Problem, Lucinda.«
    »Wie meinst du das?«
    »Das Problem ist, dass ich nicht weiß, wie ich den Mann tötete.«

35. KAPITEL
    Sie standen zusammen in Calebs Labor und betrachteten den Kristallkelch auf dem Arbeitstisch. Er war mit Brandy gefüllt, der warm im Schein des Feuers glühte. Am Boden des Glases lag die Dose, offen und leer, ein smaragd-goldenes Juwel in flüssigem Bernstein gefangen.
    Caleb hatte die pulverförmige Droge aufgelöst und sie durch einen chemischen Prozess unschädlich gemacht, indem er die Dose in verschiedene Brandy-Bäder tauchte. Lucinda hatte ihm versichert, dass die Formel bei der ersten alkoholischen Runde bereits völlig wirkungslos geworden war, doch er hatte kein Risiko eingehen wollen. Nach

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