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Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Titel: Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Rudschies
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Küche wagen. Das ist es doch, was Ihr wolltet, gnädiges Fräulein?«
    Anna Lucretia war froh, endlich etwas Fassbares in Händen zu halten, doch war sie zugleich schwer enttäuscht, Eck nicht in flagranti ertappt zu haben.
    »Meister Joris, vom Hofrat ist alles zu erwarten, befürchte ich. Er steht mit dem Rücken zur Wand. Wir kennen schon viel, was gegen ihn spricht. Ich denke, was er jetzt auch unternehmen mag, ist nützlich für uns. Mein Verlobter wäre wohl auch dieser Meinung. Die Köche und der Fürschneider werden ihn belasten, wie sie können, um den eigenen Kopf zu retten. Wir sind alle erschöpft. Es war ein langer Tag. Wir brauchen Schlaf.«
    Kärgl schloss in der Küche alles ab, was sich verschließen ließ, dann traten sie vor die Burg in die eisige Nacht hinaus. Vor dem Kärgl’schen Haus in der Bergstraße verabschiedeten sie sich voneinander. Theresa war immer noch unruhig.
    »Joris, gib dem Fräulein die Schlüssel des Zuckerschranks! Sonst mache ich kein Auge zu. Sie sind sicherer bei ihr und ihrem Vater. Ich fürchte, uns könnten sie Unglück bringen.«
    Kärgl gefiel ihr Bitten gar nicht. Die Gürtelkette war seine Küchenkrone, jeder Schlüssel ein Zacken darin.
    »Tue es um meinetwillen, Mann. Sie stürzen uns ins Verderben.«
    Auch Anna Lucretia drang darauf.
    »Euer Weib hat oftmals schärfere Augen als wir anderen. Es ist sicher richtig, so wichtige Beweise in der Residenz zu haben.«
    Das gab für Kärgl den Ausschlag. Mit den zwei Schlüsseln fest gegen ihre Brust gepresst, lief sie in die Stadtresidenz zurück, als ob die Wölfe schon nach ihr schnappten.
    Dort traf sie auf ihren Vater, der außer sich war vor Sorge. Er hatte Sabinas Bettlager seit dem Morgen nicht verlassen. Die Herzogin war nicht mehr bewusstlos, doch sie hatte hohes Fieber, erkannte Ludwig nicht und sah sich von Mördern umzingelt, die ihr Ehemann Ulrich anführte. Ohne Unterlass bat sie ihre drei Brüder um Hilfe. Doktor Ulmitzer befürchtete inzwischen ein trockenes Lungenfieber. Der Herzog machte sich bittere Vorwürfe.
    »Ich hätte nie an ihr oder ihrem Sohn zweifeln dürfen. Das bringt sie jetzt um. Ich bin schuld an ihrem Zustand.«
    Schwer gebeugt saß er am Kopfende des Bettes und weinte. Ajax und Leda schmiegten sich vergeblich an ihn. Ihr trauriges Jaulen lenkte ihn nicht ab. Anna Lucretia nahm ihren Vater in die Arme und musste vor Mitleid und Rührung zittern, als sie diesen großen, kräftigen Mann so hilflos spürte. Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie mit ihm allein war.
    »Ihr seid Sabinas Rat wegen der Diät gefolgt. Ihr habt sie beschützt wie stets. Ihr habt abgelehnt, was der Münchner Hof von Euch verlangte. Ihr habt niemals gesagt, Ihr glaubtet an diesen Aufstand in Württemberg und habt damit eine tiefe Entfremdung von Eurem Bruder Wilhelm heraufbeschworen. Was hättet Ihr noch tun können?«
    »Tun, mein Kind? Ich hätte ihr vertrauen müssen. Ich habe mit Weißenfelder überlegt, ob sie nicht doch aus Mutterliebe an einem Aufstand gegen Ulrich beteiligt sein könnte. Sie hat meine Zweifel gespürt. Das bringt sie nun um, ihr Fieberwahn zeigt mir, welch Unrecht ich ihr getan habe. Der Hofrat von Eck hatte aber doch Gründe, so zu sprechen und zu handeln, wie er es gemacht hat. Was hätte ich mehr tun können?«
    Eine Wutwelle riss Anna Lucretias Mitleid fort. Sie bebte vor Empörung.
    »Nichts hättet Ihr bis zum Dreikönigstag machen können, Vater. Das kann ich Euch hier und jetzt beim Seelenheil meiner Mutter schwören. Alles spricht dafür, dass der Hofrat Eck der Täuscher ist, nicht meine Tante und ihr Sohn. Er hat Eurer Geliebten die graue Ambra gegeben, die Euch vergiftet hat. Sabina hat sie an sich selbst ausprobiert. Seitdem ist sie in diesem beklagenswerten Zustand. Eck hat den Köchen Zucker und Gewürze im Übermaß geschenkt, um die Paracelsusdiät zunichtezumachen. Ich vermute sogar noch weit Schlimmeres.«
    »Ach, mein Kind, deine Worte tun mir gut«, seufzte der Herzog. »Du magst damit recht haben, dass ich meine Schwester, das Abbild unserer seligen Mutter, nicht im Stich gelassen habe. Aber ich kenne Eck gut. Die Macht und die Sicherheit Bayerns sind ihm heilig. Dafür wird er zu allen Mitteln greifen. Doch vorsätzlich Gift gegen mich? Nein, das nicht. Ich weiß genau, dass ich mir bei Fräulein von Weichs zu viel zugemutet habe. Ich weiß das besser als jeder andere. Meine Schwester hat davon probiert? Das ist zwar heldenhaft von ihr, doch ihr Fieberwahn

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