Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Titel: Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Rudschies
Vom Netzwerk:
ihrem eigenen Schutz ausschließlich dessen Interessen widmet. Ihr mögt mich verurteilen, Fräulein von Weichs, weil ich Euch kühl berechnend vorkomme. Dennoch bin ich ehrlich mit Euch. Ich glaube nicht, dass Ihr mir in der Sache widersprechen könnt. Ich werde in Landshut und vor allem in München auf eine Heirat mit Euch drängen. Ihr habt mein Versprechen.«
    Die junge Frau war wie vom Blitz getroffen. Sie wagte nicht, Eck ihr Vertrauen zu schenken, aber sie sah nichts, was gegen seine Argumente gesprochen hätte. Sie wusste genau, dass er in den Angelegenheiten des Landes Bayern immer wieder die geschicktesten Wendemanöver vollzog. Das war es, was Sabina verabscheute, was in der Sache Württembergs so schmerzvoll für sie gewesen war. Eck unterbrach Ursulas Gedanken.
    »Ihr schweigt? Ohne Euer Einverständnis geschieht nichts.«
    »Mein Einverständnis? Großer Gott! Habt Ihr Zweifel?«
    »Nein, Fräulein Ursula, ich will nur sicher sein. Ihr stimmt also meinem Vorhaben zu. Nun eine sehr delikate Frage: Wie schätzt Ihr die Haltung Herzog Ludwigs ein?«
    »Ach, Herr Hofrat, vor ein paar Monaten … «, Ursulas Stimme zitterte plötzlich, »vor ein paar Monaten noch wäre ich mir sicher gewesen. Jetzt zweifle ich.«
    Ecks Blick bohrte sich in ihre Augen.
    »Unsicher seid Ihr Euch? Warum? Was ist geschehen? Eine Nebenbuhlerin?«
    »Nein, nein, gewiss nicht. Besser gesagt, ich hege keinen Verdacht. Es ist nur … der Herzog wünscht zwar nach wie vor meine Gesellschaft, aber er besucht … mein … Bett kaum noch, was er bisher fleißig tat … deswegen meine unsichere Antwort. Ich denke fast, er fürchtet sich davor. Das treibt mich in den Wahnsinn.«
    »Fräulein Ursula, er fürchtet nicht Euch«, Eck beugte sich zu ihr vor, »sondern seine eigene Schwäche. Das ist nie passiert, bevor der Herzog so anfällig wurde, nicht wahr? Ihr denkt, eines Tages bleibt er aus Scham ganz fern von Euch oder gibt Euch sogar die Schuld. Weint nicht, gnädiges Fräulein, soweit muss es nicht kommen. Hört mir gut zu: Eurem Geliebten geht es besser. Er wird Euch aufsuchen, denn er braucht Euch, da bin ich mir sicher. Nun weiß niemand, ob diese Diät ihn weiter stärkt oder bald schwächt. Ob er Angst haben wird, sich Euch fleischlich zu nähern oder nicht. Gebt ihm doch, was ihn vorher anspornt und nachher wiederherstellt.«
    Eine tiefe Falte erschien auf Ursulas Stirn.
    »Ihm etwas geben? Das wage ich nicht. Außer Weihrauch und Kammergewürzen habe ich ihm nie etwas gegeben. Was schlagt Ihr mir da vor?«
    Aus derselben schwarzen Tasche an seinem Gürtel, aus der er das venezianische Spitzentüchlein hervorgeholt hatte, zog Eck eine kleine Horndose mit Silberverschluss. Er öffnete sie vorsichtig. In der Dose sah Ursula hellgraue, leicht gesprenkelte Klümpchen einer wachsartigen Substanz. Wie eine Wolke umhüllte sie plötzlich ein intensiver, doch sehr feiner Duft, der sie, obwohl ganz einzigartig, an Honig, Sandelholz, Harz, Kadewurzel und Lilien mit etwas Tierischem gemischt erinnerte.
    »Das ist graue Ambra, nicht wahr?«, fragte Ursula ungläubig. »In Mantua hat uns der Fürst eine kleine Menge davon geschenkt.«
    »Die beste, reinste Sorte von den Küsten des indischen Meeres. Ich habe es mir aus Venedig bringen lassen. Man hat mir versichert, es würde Tote erwecken. Ihr könnt mir vertrauen. Niemand wagt es, mich zu betrügen.«
    Ursula war schwindlig, ihre Wangen glühten, ihre Hände aber fühlten sich eiskalt an. Eine volle Dose grauen Ambras! Der sagenumwobene Stoff wurde mit Gold aufgewogen. Ob Eck ihn selbst benützte, war ihr gleichgültig, schien ihr aber unwahrscheinlich. Denn man betrog ihn nicht. Das stand fest.
    »Wie soll ich damit verfahren, Herr Hofrat?«
    »Vor der Liebe zerstoßt ein linsengroßes Stück in einem Glas Wein. Es kann sehr wohl warmer Kräuter- oder Gewürzwein sein. Wollt Ihr es erst danach anwenden, ist es umständlicher. Gibt es eine Küche in Eurem Haus?«
    »Ja, am Innenhof wie die Wohnstube, aber mit einer einzigen Feuerstelle.«
    »Hervorragend, die Ambra kommt in eine kräftige Brühe, die dann alle zwei Stunden getrunken wird, um die feuchtwarmen Säfte des Körpers wieder zu bilden. Ihr nehmt verschiedene Wurzeln – Karotten, Pastinaken, weiße Rüben, etwas Zwiebel und eine Handvoll würziger Petersilienstangen. Die zerhackt Ihr und röstet sie in frischer Butter. Zerstoßt Zucker, ein haselnussgroßes Stück Ambra, eine schöne, geröstete Brotkruste und tut das Ganze zu

Weitere Kostenlose Bücher