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Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Titel: Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Rudschies
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Gewissheit – oder wurde er daran gehindert? In beiden Fällen bedeutete das für sie die Vernichtung ihrer Zukunft. Entweder würde der Herzog schnell sterben, dann wäre sie eine Ausgestoßene für den Rest ihres Lebens; oder er würde vollständig unter den Einfluss seiner Schwester geraten, eine vielleicht noch düsterere Aussicht für sie. Obwohl sie die warme Stube kaum verließ, fror sie; ihr ganzer Körper schmerzte. Ihr kleiner Malteser Schoßhund, sonst fröhlich und verspielt, schmiegte sich an ihre Füße, sobald sie sich setzte, und verließ sie nicht. Stundenlang legte sich Ursula die Karten. Wie sah ihre Zukunft aus? Die Tarockfiguren tanzten einen teuflischen Reigen vor ihren brennenden Augen, weckten so etwas wie ein Todesverlangen in ihr, das sie beinahe als wohltuend empfand. Sie erschrak nicht, als der schwere Türklopfer gegen die Haustür schlug und ihre zitternde Magd eine große, dunkle Gestalt zu ihr führte.
    »Gestattet Ihr den späten Besuch, Fräulein von Weichs?«
    »Doktor von Eck?« Ursulas Überraschung vertrieb ihre Trübsal. »Was macht Ihr hier? Bringt Ihr Nachrichten von der Trausnitz?«
    Ecks stechender Blick wanderte kurz durch den Raum, in dem er niemals zuvor gewesen war. Seine aufmerksamen Augen entdeckten eine anmutige, mit allen möglichen Annehmlichkeiten reich ausgestattete Wohnstube. Ganz oben auf dem großen, grün und rosenrot glänzenden Kachelofen schliefen zwei weiße Katzen, selig eingerollt wie ein türkischer Turban. Die Teppiche auf dem Boden, die bequemen Scherenstühle und die Samtdecke auf dem Tisch waren in den gleichen Farben gehalten: tiefgrün und rosenrot. Diese Stube war zum dauerhaften Wohnen eingerichtet und nicht mit den Bretttischen, Truhen und Wandteppichen, wie bei häufigen Hofumzügen üblich. Auf einer treppenartigen Anrichte schimmerten sanft im Kerzenlicht teure Glasgefäße sowie Zinn- und Silbergeschirr. Neben Ursula von Weichs hing an der Wand über dem Trictrac-Spieltischlein ein kostbares Schachbrett aus Elfenbein und Ebenholz. Die hohen Bogenfenster besaßen eine Sitzbank und weiße, rhombenverzierte Glasscheiben. Zu dem Brunnenschrank gesellte sich ein prall gefüllter Bücherschrank, für den Hofrat eine absolute Neuigkeit. Wie in einem magischen Auge spiegelte sich dieser unglaubliche Luxus als Gesamtbild in einer sogenannten Hexe, einem runden, sehr stark nach außen gewölbten Spiegel aus Venedig. Ecks Blick wanderte weiter und entdeckte weder Bett noch Feuerstelle, dafür aber Türen sowie eine frisch gewachste, breite Holztreppe.
    »Ihr habt ein großes Haus, Fräulein von Weichs, ein schönes Haus.«
    »Das ist mir nicht neu, Herr Hofrat.« Ursula hatte keine Nerven für derart Nichtssagendes. »Deswegen seid Ihr nicht hier, nicht wahr?«
    Ecks scharfes Gesicht schien fast freundlich, sein strenger, obwohl irritierend voller Mund leicht entspannt. Wollte er Mitleid ausdrücken? Das ertrug Ursula nicht. Einen Moment lang sah der herzogliche Rat nicht mehr die von Ungewissheit geschüttelte Frau, sondern die prächtige Hofmätresse mit kurzem, blonden Haar, leuchtend hellblauen Augen, rosigem Teint und runden, glatten Schultern im eckigen, rot-grünen Kleidausschnitt und dem durchsichtigen, goldbestickten Hemd. Der Moment währte nicht lang. Ursulas stolzer Mund fing an zu zittern, Tränen flossen über ihre Wangen, sie fiel schluchzend auf den ersten Schemel, der neben ihr stand. Ihre Magd, in grünem Kleid mit weißer Schürze, eilte zu ihr, während Eck sich ruhig auf einem Scherenstuhl niederließ. Ursula schickte sie mit einer verzweifelten Handbewegung hinaus.
    »Lass uns allein! Ich rufe nach dir.« Dann schluchzte sie hemmungslos. »Ludwig ist tot, nicht wahr? Sagt es mir doch endlich!«
    »Aber nicht doch, Fräulein von Weichs. Dem Herzog geht es schon viel besser. Eben deshalb bin ich hier.«
    »Deswegen seid Ihr da?« Ursula, gerade noch aufgelöst vor lauter Sorge, wurde wütend. »Ludwig ist wohlauf und ich erfahre es von Euch? Nicht von ihm selbst, nicht von der Herzogin, nicht von seinem Kanzler oder dem Hofmeister, nicht einmal von Fräulein von Leonsperg? Ich habe ein großes, schönes Haus? Nicht mehr lang! Und glaubt nicht, ich kehre zu meinem Vater zurück an den Dreifaltigkeitsplatz am Fuß der Trausnitz! Wenn ich nur daran denke! Oh nein! Wenn Ludwig lebt und Ihr kommt heute Abend zu mir, dann bleibt mir nur das Kloster.«
    »Ich bin nicht Euer Feind, Fräulein von Weichs.«
    »Nicht mein Feind? Dann

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