Süßes Spiel der Sehnsucht
verzog das Gesicht. »Stimmt genau. «
»Ich habe nicht die Absicht, die hier zu benutzen, aber ich will auf alles vorbereitet sein. «
Sie hielt sich an dem seitlichen Halteriemen fest, als die Kutsche durch eine weitere Schlammpfütze rüttelte. »Gut. Ich will nicht einmal daran denken, dass er erschossen werden sollte. Falls wir jedoch gezwungen sind, ihn zur Vernunft zu bringen, dann gestehe ich, dass mir wohler wäre, wenn du deine Fäuste benutzt.«
Marcus sah sie amüsiert an. »Aha, wir wollen also Blut sehen? «
»Ein bisschen schon«, murmelte sie.
»Ich hätte erwartet, dass du dem enervierenden Newstead-Mädchen mehr gram bist als ihm. Sie dürfte wohl diejenige sein, der eingefallen ist, mit ihm durchzubrennen. Meinst du nicht? «
Arabella seufzte. »Ja, das ist ziemlich wahrscheinlich. Sybil ist unbeschreiblich verwöhnt und rücksichtslos. Aber noch ist nicht alles verloren. Ich muss sie nur heil in die Schule zurückbringen, ohne dass jemand etwas von ihrem Durchbrennen erfährt - vor allem nicht ihr Papa.«
»Wir werden sie finden«, versprach Marcus.
»Ich hoffe nur, wir kommen nicht zu spät«, sagte Arabella, die mühsam versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie viel Angst sie hatte.
Wie durch ein Wunder wurde ihre Hoffnung eine Stunde später erfüllt, als sie eine geschlossene Kutsche passierten, die offenbar vom Weg abgekommen war und ein Rad verloren hatte, so dass sie nun seitlich gekippt neben der Straße lag. Arabella betete, dass es sich um Onslows Wagen handelte, während Marcus sich nachsah. Weder von den Pferden noch von dem Kutscher oder den Fahrgästen war etwas zu entdecken, aber hinten im Gepäckfach fand sich ein Koffer mit einem Spitzentaschentuch, in das Sybils Initialen eingestickt waren.
Arabella wusste nicht recht, ob sie erleichtert oder ängstlich sein sollte.
»Sie könnten bis zur nächsten Poststelle gegangen sein«, sagte Marcus, »auf der Suche nach einem Wagner, der ihnen die Kutsche repariert.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sybil eine längere Strecke zu Fuß geht. Eher würde sie hier warten, bis die Diener das Problem beseitigt haben. «
»Dann wäre sie hilflos dem Unwetter ausgeliefert gewesen ... « Marcus blickte sich überall um. » Da! « Hinter einem freien Feld stand die Ruine einer Scheune, deren halbes Dach fehlte. »Sie könnten dort Schutz gesucht haben. «
Arabella warf ihm einen bewundernden Blick zu, während er die Pistolen aus der Kutsche holte. Er wusste, dass sie niemals in einer abgelegenen Scheune nach den beiden gesucht hätte, ebenso wie sie nicht daran gedacht hatte, sich für die Suche zu bewaffnen. Sie war wirklich dankbar, Marcus bei sich zu wissen.
Eine Pistole gab er dein Kutscher, die andere behielt er selbst. Dann nahm er Arabellas Arm, um ihr über das glitschige, unwegsame Feld zu helfen. Die Diener folgten ihnen hinüber zur verfallenen Scheune.
Sie waren noch über zehn Meter entfernt, als Arabella zankende Stimmen hörte. Und sie war ungemein froh, Sybils lautes Gejammer zu vernehmen. Mit einem Zeichen an den Kutscher und die Diener, sie mögen stehen bleiben, wandte Arabella sich an Marcus »Bitte, lass mich erst mit ihr reden.«
»Na gut«, sagte er, auch wenn er dicht hinter ihr blieb, die Pistole schussbereit.
Arabella beschleunigte ihre Schritte, blieb jedoch abrupt stehen, als sie an der Scheunentür ankam, die schief in den Angeln hing.
Im düsteren Innern konnte sie Onslow ausmachen, der ungeduldig hin und her lief. Sybil war nirgends zu sehen, aber ihre schrille Stimme kam vom Dachboden. Sie beklagte sich darüber, wo sie war und wie unglücklich sie wäre, dass Onslow ein solch grausamer Mensch war.
Onslow erschrak sichtlich, als er Arabella erblickte, schien jedoch im nächsten Moment schon unendlich erleichtert. Das änderte sich allerdings gleich wieder, denn nun sah er Marcus, der mit einer Pistole in der Hand hinter Arabella stand.
Prompt wurde der Tunichtgut aschfahl, bevor er die Schultern durchstreckte und entschlossen vortrat. »Miss Loring«, verkündete er inbrünstig, »Sie können sich nicht vorstellen, wie froh ich bin, Sie zu sehen. «
Auf seine Worte hin brach Sybils Tirade ab, und einen Augenblick später erschien ihr Gesicht am Rand des Heubodens. »Ach, Miss Loring! Dem Himmel sei Dank, dass Sie mich retten. Dieser Schurke hat mich entführt!«
Onslow warf einen bitterbösen Blick zu ihr nach oben. »Dich entführt? Ich habe nichts
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