Süßes Spiel der Sehnsucht
wohl, Mylord.« Mit einem Knicks zog sich die Wirtsfrau zurück und schloss die Tür hinter sich. Nun waren Marcus und Arabella allein.
»Ich warte auf eine Erklärung, meine Liebe«, sagte er mit gefährlich ruhiger Stimme.
»Erklärung?«, wiederholte sie verwundert.
»Lady Freemantle erzählte mir von der durchgebrannten Schülerin und deinem Vorhaben, sie zu finden und aufzuhalten. Was ich von dir wissen will, ist, wieso du nicht bis zu meiner Rückkehr gewartet hast.«
Angesichts seiner unverhohlenen Wut machte Arabella große Augen. »Ich hatte keine Wahl, Marcus Es war zu dringend, denn Onslow könnte Sybil durchaus verführen. Und selbst wenn er sie heiratet, werden sie keine glückliche Ehe führen.«
»Das ist keine Entschuldigung dafür, dass du deine Sicherheit aufs Spiel setzt.«
Arabella starrte ihn an. »Ich kann nicht glauben, dass du wütend auf mich bist! Ich sorge mich, dass eine meiner Schülerin von einem Tunichtgut ruiniert wird, Marcus. Und ich bin für sie verantwortlich. «
Mit wenigen Schritten war er bei ihr. »Und ich bin für dich verantwortlich.« Er fasste ihr Kinn, damit sie ihn ansah. »Solange ich dein Vormund bin, ist es meine Pflicht, auf dein Wohlergehen zu achten. Und Vormund oder nicht, ich werde nicht zulassen, dass dir etwas zustößt. Wenn du Schwierigkeiten hast, erwarte ich, dass du dir von mir helfen lässt.«
Sie reckte trotzig den Kopf. »Ich bin sehr wohl in der Lage, Sybil allein zu retten.«
»Darüber ließe sich streiten, aber wie dem auch sei, ich beabsichtige nicht, dich diese Angelegenheit allein ausfechten zu lassen.«
»Ich bin nicht allein! Ich habe ein ganzes Heer von Bediensteten bei mir, die mich schützen.«
»Dann hast du also ernstlich vor, dich auf eine Auseinandersetzung mit Onslow einzulassen? «
»Wenn ich Gewalt anwenden muss, damit er Sybil wieder freigibt, dann ja. «
»Das scheint mir unvernünftig, gibt es doch weit bessere Wege, ihn zu überzeugen.«
Arabella presste die Lippen zusammen, während sie sich gegenüberstanden und einander anfunkelten. Dann aber wurde sie plötzlich milder. »Du hast natürlich recht. Ich möchte keine Gewalt anwenden. Und um ehrlich zu sein, ich bin froh, dass du da bist, denn ich habe mich nicht unbedingt darauf gefreut, Onslow allein gegenüberzutreten.«
»Das hoffe ich. «
Sie kräuselte die Stirn. »Ich muss ihn aufhalten, Marcus. Selbst wenn Sybil unbeschadet aus dieser Geschichte herauskommt, kann ihr Durchbrennen den Ruf der Schule vernichten. «
Ihre Verzweiflung war ihr deutlich anzuhören, was seine Wut zu einem gewissen Grad milderte. »Dennoch hättest du dich an mich wenden sollen.«
»Ja, vielleicht. « Sie lächelte unsicher. » Ich danke dir für deine Hilfe.« Als er nichts erwiderte, blickte sie an seinem durchnässten Mantel hinab. »Bist du bei diesem abscheulichen Wetter geritten?«
»Unglücklicherweise ja, denn eine Kutsche wäre in Anbetracht deines zweistündigen Vorsprungs zu langsam gewesen. «
»Es tut mir leid, dass du meinetwegen solche Strapazen auf dich nehmen musstest.«
Marcus sah sie streng an. »Falls du versuchst, meinen Zorn zu besänftigen, das wird dir nicht gelingen.«
»Nein?« Arabella sah ihm wieder ins Gesicht, und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. »Vielleicht wirst du friedlicher gestimmt, wenn du dich erst einmal aufgewärmt hast. Du solltest den nassen Mantel ausziehen und etwas heißen Glühwein trinken. Du musst ja vollkommen durchgefroren sein.«
Ihm fiel kein vernünftiger Grund ein, ihr zu widersprechen, obgleich er es sehr gern getan hätte. Also streifte Marcus sich den durchnässten Mantel ab und hängte ihn an einen Wandhaken, wo er trocknen konnte. Derweil ging Arabella zum Tisch und goss etwas heißen Glühwein in einen Becher, den sie ihm brachte. Danach stellte sie sich wieder vor das Feuer, um sich zu wärmen.
Marcus trank den Wein und beobachtete sie. Ihr nasses Haar hing ihr über die Schultern und ringelte sich um ihr Gesicht, das im Feuerschein leuchtete.
Langsam wanderte sein Blick hinunter zu Arabellas nackten Füßen, die unt er der Decke hervorlugten, wei che sie sich umgehängt hatte. Als er sich fragte, ob sie darunter nackt wäre, wurde er schlagartig erregt -und das obwohl er von dem Ritt durch den Regen halb erfroren war.
Er unterdrückte seine Lust, ging zu ihr und reichte ihr den Becher. »Hier, trink. Du siehst so durchgefroren aus wie ich mich fühle. «
Arabella nahm den Becher und nippte an dem Wein.
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