Süßes Spiel der Sehnsucht
ehrwürdigen Butler, ihre Pelisse, Hut und Handschuhe übergab.
Immerhin hielten ihre Schwestern sich im Zaum, bis sie im kleinen Salon im hinteren Teil des Erdgeschosses waren. Dies war der einzige Raum, in dem ein loderndes Kaminfeuer die Feuchtigkeit des Frühlings vertrieb. Bei aller finanziellen Eigenständigkeit, die sie mittlerweile erlangt hatten, waren sie doch noch nicht in der Lage, auf die konsequenten Sparmaßnahmen ihres verstorbenen Stiefonkels zu verzichten.
»Leider muss ich euch mitteilen, dass ich heute Morgen kläglich versagt habe«, gestand Arabella unumwunden, behielt allerdings für sich, dass sie versucht hatte, ihren Argumenten mittels eines Floretts Nachdruck zu verleihen. »Bedauerlicherweise gelang es mir nicht, Lord Danvers gegenüber angemessen aufzutreten, und was ihn betrifft, musste ich zu meinem Leidwesen feststellen, dass er vollkommen unvernünftig ist.«
»Er wird sein Angebot nicht zurückziehen, eine Mitgift für jede von uns zu stellen?«, fragte Roslyn entgeistert.
Arabella lächelte verbittert. »Nein. Vielmehr brüstete er sich damit, dass wir dank ihm schon bald von ganzen Scharen passabler Kandidaten aufgesucht würden. «
Roslyn kniff die Lippen zusammen, um ihre Verärgerung auf damenhafte Weise auszudrücken, während Lily mit den Zähnen knirschte. »Was werden wir also tun, um seinen Plan zu vereiteln? «, fragte sie.
Der Plan des neuen Earls, Ehemänner für sie zu finden, schockierte Lily am meisten. Sie war nicht nur vollkommen glücklich mit der unüblichen Freiheit, die sie genoss, sondern liebte es überdies, an der Schule zu unterrichten. Und nun drohte Lord Danvers, ihnen all das zu nehmen, indem er sie mit den Erstbesten verheiratete.
Alle drei hatten bereits besprochen, was zu tun wäre, sollte Arabellas Mission heute Morgen scheitern. Nun schien es nur noch eine Methode zu geben, mit der sie sich den Absichten des Earls widersetzten, und selbst die bescherte ihnen nur eine vorübergehende Lösung.
»Ich glaube«, sagte Arabella nachdenklich, »ihr beiden solltet für einige Zeit aus Danvers Hall verschwinden. Wenn er euch nicht findet, kann er euch auch nicht drängen, irgendwelche Verehrer zu akzeptieren, die er uns präsentiert. «
Lilian sah unglücklich aus. »Ich halte es für besser, hier zu bleiben und ihm mit vereinten Kräften entgegenzutreten. Er muss begreifen, dass er uns unter keinen Umständen zu einer Heirat bewegen kann.«
»Mir gefällt nicht, dass du dich ihm allein stellen musst, Arabella«, fügte Roslyn hinzu.
»Ich schaffe das schon«, erwiderte sie und mühte sich, zuversichtlich zu klingen. »Und mir wäre wohler, wenn ich weiß, dass ihr in Sicherheit vor ihm seid. «
Schließlich nickte Roslyn unglücklich. »Wie lange sollen wir uns verstecken? «
»Bis Lord Danvers zur Vernunft gekommen ist. «
»Du solltest nicht alle unsere Schlachten ganz allein führen, Belle«, wandte Lily beharrlich ein.
Arabelle lächelte. »Ich weiß, aber ich denke, es ist unter diesen Umständen das Beste. Ihr könntet für ein paar Tage zu Tess gehen. Bei ihr wird er euch gewiss nicht suchen.« Tess Blanchard war ihre teuerste Freundin und Lehrerin am Freemantle- Institut für junge Damen, das nach ihrer Gönnerin benannt worden war.
»Winifred würde uns ganz sicher aufnehmen«, schlug Roslyn vor.
»Ja, aber dort wird Lord Danvers nach euch suchen, da ich ihm von unserer Gönnerin erzählte. «
Als Lily immer noch unglücklich wirkte, rang Arabella ihr ein Versprechen ab. »Lily, ich muss mich darauf verlassen, dass du dich fürs Erste an meinen Plan hältst.«
»Na schön.« Sie umarmte Arabella kurz. »Aber es gefällt mir kein bisschen. Lieber würde ich hier bei dir sein und den lästigen Earl herausfordern.«
Arabella ignorierte diese Bemerkung, hatte sie doch auf recht unangenehme Art erfahren, wie wenig weise es war, den neuen Lord Danvers herauszufordern. »Ihr solltet heute Abend noch zu Tess gehen. Lord Danvers wird uns sicher schon bald aufsuchen, und ich will nicht, dass ihr dann hier seid.«
»Was willst du ihm sagen? «, fragte Roslyn.
»Das weiß ich noch nicht«, murmelte Arabella. Als ihr Vormund hatte er durchaus das Recht, angemessene Ehen für sie und ihre Schwestern zu arrangieren. Doch irgendwie würde sie ihn dazu bringen, dieses Ansinnen aufzugeben. »Er bildet sich ein, uns Vorschriften machen zu können, aber ich werde ihm zeigen, dass er sich irrt.«
Trotz all ihrer hehren Absichten erlitt sie
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