Süßes Spiel der Sehnsucht
ihn umso unwiderstehlicher. Nicht zu vergessen: gefährlicher.
Arabella starrte ihm immer noch nach, als Lady Freemantle sie entdeckte.
»Ich würde sagen, die Rückkehr der Loring-Schwestern in die Gesellschaft war ein voller Erfolg«, erklärte Winifred verzückt. »Und das verdankt ihr Lord Danvers.«
»Ja, tun wir«, pflichtete Arabella ihr lächelnd bei. »Ich habe ihm auch schon meinen Dank ausgesprochen.«
Winifred sah sie prüfend an. »Ich finde, du solltest seinen Heiratsantrag annehmen, meine Teure. Er wird dir ein guter Ehemann sein. «
Schlagartig erstarb Arabellas Lächeln. »Winifred, ich weiß, du meinst es gut ... «
Ihre Ladyschaft hob die Hände. »Ja, ja, dir gefällt nicht, dass ich mich einmische, aber mir fiele ein Stein vom Herzen, wenn ich dich gut verheiratet sähe. So, und mehr werde ich heute Abend nicht zu dem Thema sagen, denn jetzt gehe ich lieber nach Hause. Richte Roslyn und Lilian meine herzlichen Grüße aus.«
Arabella musste leise vor sich hinlachen, als Winifred sich entfernte. Dann schaute sie sich nach ihren Schwestern um, wobei ihr durch den Kopf ging, was ihre Freundin gesagt hatte.
Stimmte es, dass Marcus ein guter Ehemann wäre? Wichtiger noch: Was für eine Ehe könnte sie mit ihm führen, wenn sie einwilligte, seine Frau zu werden und ihm Kinder zu schenken?
Adlige seines Rangs gingen sehr zurückhaltend mit ihren Gefühlen um. Und ganz gleich wie sehr sie seine Freundlichkeit und seine beschützende Art schätzte, scheute sie sich davor, noch einmal jemandem ihr Herz zu öffnen, der es womöglich schlicht zurückwies. Eine Ehe ohne wahre gegenseitige Liebe jedoch kam für sie nicht infrage.
Dennoch erlaubte Arabella sich erstmals seit seinem Antrag, über eine Verbindung mit Marcus nachzudenken. Wäre sie seine Frau, hätte sie ein angenehmes, bequemes Leben frei von Geldsorgen. Und man würde ihr den Respekt zollen, der seiner Countess zustand. Wie Marcus bereits gesagt hatte: Lady Danvers stünde weit über all ihren hochnäsigen Nachbarn. Natürlich waren Status und Vermögen niemals Garanten für eine glückliche Ehe, noch schützten sie vor dem Elend, das ihre Eltern ertrugen.
Aber könnten sich zwischen ihnen womöglich tiefere Gefühle entwickeln? Oder gab sie sich bloß einem albernen Wunschdenken hin?
Größtenteils war sie mit ihrem Leben zufrieden. Ihre Schule füllte sie aus, und sie hatte wunderbare Schwestern und Freundinnen. Trotzdem fühlte sie sich bisweilen einsam und sehnte sich nach mehr. Vor vier Jahren noch hatte sie sich ebenso sehr einen Ehemann und Familie gewünscht wie Roslyn heute.
Was wäre, wenn sie Marcus' Antrag ernsthaft in Erwägung zog? Könnten sie sich mit der Zeit lieben lernen? Was für eine Ehe konnte sie sich mit ihm erhoffen?
Vor allem aber: Traute sie sich, ein zweites Mal zu riskieren, dass sie so verletzt wurde wie einst? Sie leugnete nicht, dass der Gedanke recht beängstigend war.
Doch das musste sie ja nicht jetzt entscheiden, beruhigte Arabella sich. Ihre Wette dauerte noch eine weitere Woche an, und wenn sie vorbei war, könnte sie unabhängig von Marcus sein. Bis dahin ... was wäre, wenn sie so tat, als wäre sein Werben echt?
In diesem Moment entdeckte sie ihre Schwestern. Die beiden kamen zu ihr. Roslyn lächelte verträumt vor sich hin, und selbst Lily schien mit dem Abend zufrieden.
»Gehe ich recht in der Annahme, dass der Ball weniger lästig war, als du befürchtet hattest? «, fragte Arabella ihre jüngste Schwester im Scherz.
»Ja«, erwiderte Lily munter. »Er war sogar angenehmer, als ich erwartet hatte. Und zweifellos deshalb, weil alle bemüht waren, sich die Gunst des Earls zu sichern.«
»Du fandest ihn selbst doch auch freundlich und charmant«, sagte Roslyn lachend. »Komm, Lily, gib es zu. Deine Meinung vom Earl hat sich deutlich gebessert.«
»Stimmt«, gestand sie. »Vielleicht ist er am Ende gar nicht so übel.«
Während Arabella mit ihren Schwestern hinausging, stellte sie fest, dass sie alle ihre Ansichten über Marcus grundlegend geändert hatten. Natürlich nicht grundlegend genug, als dass Arabella bereit wäre, ihn zu heiraten. Über solch einen drastischen Schritt musste sie erst lange nachdenken.
Dennoch könnte sie wenigstens die nächste Woche lang so tun, als wäre sein Werben um sie kein Spiel.
Zehntes Kapitel
Es ist närrisch, sein Herz zu verschenken, wenn man schon einmal erlebte, wie alle Träume in Scherben zerfielen.
Arabella an Fanny
»Sei so
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