Sukkubus 02 - One Way Ticket in die Hoelle
durfte, und Selbstverteidigung stand ganz oben auf der Liste. Daun konnte Paul die Seele aus dem Leib reißen, ehe dieser ihm auch nur einen einzigen Schlag versetzt hatte. »Komm schon, Liebling«, sagte ich, meine Stimme kaum mehr als hohes Quietschen, »lass uns gehen.«
»Bis dann, Baby«, sagte Daun zu mir, sich an einen imaginären Hut tippend, um im nächsten Moment in der dichten Menge der Tänzer unterzutauchen.
Paul ging einen Schritt hinter ihm her.
»Paul«, sagte ich, verzweifelt bemüht, nicht allzu panisch zu klingen, »komm schon. Du hattest recht, das Ganze war eine dumme Idee.«
Er wirbelte herum. »Ein dumme Idee? Scheiße, Jesse, da schiebt sich so ein Mädel zwischen uns, und schon meinst du, das gibt dir das Recht, mit irgend so einem Arschloch rumzuknutschen?«
»Tut mir leid«, sagte ich, in dem vollen Bewusstsein, dass die Worte nicht annähernd ausreichen würden. Aber was sollte ich schon anderes sagen?
»Wer war der Typ? Einer deiner Stammgäste im Spice ? Oder früher im Beiles? Hast du ihn da auch ständig geküsst?«
Das war jetzt ganz und gar nicht der richtige Augenbück, dass Paul sich wie ein eifersüchtiger Liebhaber aufspielte. »Liebling, bitte. Ich habe ihn echt noch nie zuvor gesehen.« Jedenfalls nicht in dieser Gestalt.
»Klar, das war offensichtlich.«
»Bitte«, wiederholte ich, entsetzt darüber, dass es mir nicht einmal schwerfiel, ihn derart anzuflehen, »wir können noch ausführlich darüber reden, die ganze Nacht, wenn du willst. Aber bitte lass uns von hier verschwinden.«
Frust und Wut tobten in seinen Augen, aber er nickte nur knapp und führte mich von der Tanzfläche. Bevor wir jedoch en t kommen konnten, packte mich ein anderer Typ am Arm. Ich unterdrückte einen Schrei und atmete zitternd aus. Grundgütiger, ich war echt völlig mit den Nerven am Ende.
»Du bist es wirklich!« Der Junge war pickelgesichtig und übe r enthusiastisch. Wenn der einundzwanzig war, würde ich einen Besen fressen. »Ich kenne dich aus dem Beiles! Jezebel, richtig?«
»Ja«, antwortete ich und warf Paul, dessen Gesicht sich du n kelrot verfärbt hatte, einen hilflosen Blick zu.
»Mann, ich fand dich echt klasse«, sagte das Bürschlein, ohne zu ahnen, dass ich einen wütenden Stier an der Hand hielt. »Ich habe gehört, sie haben den Laden dichtgemacht. Wo tanzt du denn jetzt?«
»Nirgendwo«, zischte Paul ihn an. »Sie hat sich gerade zur Ruhe gesetzt.«
Kapitel 5
New York City (II)
Zwei Blocks von Pauls Wohnung entfernt durchbrach ich en d lich die angespannte Stille. »Ich tanze also nicht mehr, wie?«
Paul schwieg weiter an meiner Seite, aber sein Gesichtsausdruck sprach Bände.
»Komisch«, fuhr ich fort. »Und ich dachte immer, das wäre meine Entscheidung, nicht deine.«
»Es ist deine Entscheidung. Genauso wie es deine Entscheidung ist, wildfremde Leute zu küssen .«
Ich stieß einen frustrierten Seufzer aus. »Hör zu, es war ein Fehler, okay? Ich habe mich einfach selbst vergessen.«
»Klar.«
»Hey, du warst ja nun auch nicht gerade ein Kind von Trauri g keit. Als ich dich zuletzt gesehen habe, schienst du mir nicht gerade unglücklich darüber, dass diese wasserstoffblonde Tussi sich an dich rangeschmissen hat.«
Immerhin hatte er den Anstand, rot zu werden. Was allerdings wenig dazu beitrug, von den Gewitterwolken abzulenken, die sich in seinen Augen türmten. »Das war vollkommen harmlos, und das weißt du.«
»Ach so, wenn dir eine Wildfremde auf der Tanzfläche an die Wäsche geht, ist das okay, aber so ein unschuldiger Kuss, der ist tabu?«
Er blieb abrupt stehen. »Soweit ich das sehen konnte, war da nichts Unschuldiges dran. Seine Zunge steckte bis zur Mitte in deinem Hals.«
»Ja, und ihre Hände waren an deinem Arsch. Und warum war das bitte schön okay?«
»War es nicht. Deshalb habe ich sie ja auch weggeschoben. Gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie du diesen Typen geküsst hast.«
»Nur fürs Protokoll«, erwiderte ich, »er hat mich geküsst. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass du mich hast sitzen la s sen, während diese Blondine dich mit den Händen vernascht hat.«
»Verdammt, Jesse, es geht hier nicht um mich!« Sein scharfer Blick hätte mir offene Wunden zufügen können. »Wie soll ich mich wohlfühlen, wenn ich weiß, dass meine Freundin mit jedem x-beliebigen Arschloch rumknutscht?«
»Heilige Scheiße, das stimmt doch überhaupt nicht!«
»Oh, natürlich nicht. Du kennst ihn aus dem Spice ,
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