Sukkubus 02 - One Way Ticket in die Hoelle
Doppelkinn schwabbelte beim Nicken. »Das ist ein besonders schönes Stück. Es sind die Armbandglieder, die es so außergewöhnlich machen. Nehmen Sie es ruhig in die Hand und sehen Sie es sich an.«
Na ja, wenn sie darauf bestand. Ich nahm das Armband vorsic h tig hoch und ließ meine Finger über das Band gleiten. Es war wirklich eine beeindruckende Arbeit; die einzelnen Glieder w a ren kunstvoll ineinander verschlungen, sodass der Eindruck entstand, es handele sich um eine aus Gold geflochtene Kordel.
»Hübsch«, sagte Paul. Traumhaft hätte es wohl eher getroffen.
»Dieses Muster ist etwas ganz Besonderes«, sagte die Verkä u ferin. »Sehen Sie, wie stark die einzelnen Glieder sind? Starke Verbindungen garantieren ein starkes Leben.«
»Ich weiß nicht«, sagte ich. »Ich neige dazu, Schmuck zu ve r lieren …«
»Es hat auch einen starken Verschluss.«
»Das schon, aber wird mein Handgelenk nicht vielleicht grün davon?«
Die Frau lächelte. »Unwahrscheinlich. Bei achtzehn Karat Gold.«
»Wie teuer?«
Die Frau tippte sich ans Kinn, während sie mich musterte; ihre Augen funkelten. Mist, ich hätte nicht verraten sollen, wie sehr mir das Armband gefiel. Sie nannte einen Preis.
»Lass mich das machen.« Paul zog sein Portemonnaie hervor.
Ich lachte leise, sodass mein Atem in der kalten Luft sichtbar wurde. »Mein edler Ritter par excellence.«
»Wie? Bin ich etwa nicht mehr dein sexy Matrose?«
»Du darfst dir einen Nebenjob als edler Ritter zulegen.«
»Überaus großzügig von dir.« Er zwinkerte mir zu, während er der Straßenverkäuferin das Geld reichte.
Während er bezahlte, zog sie eine Augenbraue in die Höhe; dann sah sie mit ihrem wissenden Blick erst Paul, dann mich an. »Wie lange seid ihr beiden schon ineinander verliebt?«
»Schon immer und ewig«, erwiderte ich und warf Paul einen Luftkuss zu. Er zuckte mit den Schultern, ein verlegenes Grinsen auf dem Gesicht.
»Ihr passt gut zusammen«, sagte sie. »Hier, darf ich?«
Sie legte das Armband um mein linkes Handgelenk und fügte die feinen Glieder des Verschlusses zusammen. Als sie damit fertig war, lag die goldene Kordel perfekt an, wobei der Verschluss geschickt verborgen war. »Es sieht wundervoll an Ihnen aus.«
Ich gab Paul einen Kuss und bedankte mich bei der Verkäuferin. Dann zogen Paul und ich weiter in Richtung Bahnhof. Die Frau rief uns hinterher: »Seid gesegnet.«
Hihi. In meinen Ohren klang jeder Segen wie ein Fluch. Aber ich wusste ihre gute Absicht zu schätzen.
Nachdem wir uns zwischen etwa einer Million Menschen im Alter von einundzwanzig bis vierzig hindurchgeschlängelt ha t ten, erreichten wir endlich die zweite Etage des Dance Hall Daze. Ich für meinen Teil brauchte keinen Alkohol; ich spürte jetzt schon die magische Anziehungskraft des heftigen Synth e sizer-Beats, der in Form von Soft Cells »Tainted Love« aus den Lautsprechern dröhnte. Aber mein Liebster musste sich erst einmal Mut antrinken, damit seine Füße den richtigen Groove fanden. Also wartete ich geduldig an der Bar und wippte meinen Kopf zur Musik, während Paul seinen Wodka hinunterkippte und sich gleich einen zweiten hinterher bestellte.
Alkohol und Schweiß erfüllten die Luft und bildeten ein bera u schendes und erregendes Duftgemisch. Über mir hingen mehrere Bildschirme, die ein stummes Musikvideo zeigten, das nicht das Geringste mit dem pulsierenden Song auf der Tanzfläche zu tun hatte. Bis in den hintersten Winkel standen Menschen, die sich gegenseitig anbrüllten, um die Musik zu übertönen, nur damit sich ihre Worte wieder in der Melodie verloren und ein kont i nuierliches Hintergrundbrummen erzeugten.
Mann, wie ich es liebte, den Menschen beim Tanzen zuzusehen. Sie feierten das Leben und zelebrierten mit ihren Körpern Rit u ale, indem sie sich im Takt zur Musik bewegten und dabei a l lerlei Verrenkungen vollführten. Sie lächelten und machten verheißungsvolle Versprechungen, während sie ihre Hüften kreisen ließen, in dem Bemühen, einen möglichst guten Ei n druck zu hinterlassen.
Einige bewegten sich befangen, viel zu verunsichert von den Vorgängen auf dem Fleischmarkt, um sich auch nur im Ansatz amüsieren zu können. Andere wiederum waren völlig selbs t vergessen. Manche flirteten ganz bewusst. Andere taten es u n absichtlich. Aber alle gehorchten sie der Macht der Musik, dem schweren Grundbeat, der ihre Aufmerksamkeit forderte, ihre Bewegungen steuerte.
Ich konnte keine Sekunde länger warten. Ich schnappte
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