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Sukkubus 02 - One Way Ticket in die Hoelle

Sukkubus 02 - One Way Ticket in die Hoelle

Titel: Sukkubus 02 - One Way Ticket in die Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackie Kessler
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anders überlegen konnte: »Ich war keine Hure. Ich war ein Dämon.«
    Nach einem Moment angespannter Stille sagte Paul: »Du mus s test wohl wirklich schlimme Dinge tun, damals.«
    »Wenn du wüsstest.«
    »Aber ganz egal, wie schlimm es war, das macht dich noch lange nicht zu einem schlechten Menschen.«
    »Ich war nicht schlecht, Paul. Ich war böse.«
    »Hör auf damit. Du bist nicht böse.«
    »Nicht mehr.« Ich atmete tief ein. »Ich bin über viertausend Jahre lang ein Sukkubus gewesen.«
    »Ein …« Er schloss den Mund und sah mich an. Ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten; es kam mir vor, als hätte plötzlich jemand einen Schalter umgelegt.
    »Ein Sukkubus. Ein Dämon der Lust.« Ich umklammerte zitternd meine Ellenbogen. »Ich habe nicht für Geld mit Männern g e schlafen. Ich hab mir ihre Seelen geschnappt und sie in die Hölle überführt.«
    Paul sagte nichts. Und das laut und deutlich.
    Ich redete weiter; zum einen, um die Stille zu überbrücken, zum anderen, weil ich plötzlich das Gefühl hatte, wieder atmen zu können. »Und ich habe es gern getan. Ich meine, okay, es war ja nicht so, als hätte ich je irgendetwas anderes gelernt. Aber es machte mir eben Spaß, Sex zu haben. Und es war jedes Mal anders. Ein neuer Liebhaber, ein neues Outfit, eine neue He r ausforderung. Aber dann machte Er diese Verlautbarung, und mit einem Mal änderte sich alles.«
    Paul sah mich an, als hätte er Sorge, ich könnte mich vor den nächstbesten MACK-Truck werfen.
    Nicht mal im Zuge meiner qualvollen Katharsis durfte ich Paul erzählen, was König Luzifer gesagt hatte … und wie dies der Auslöser für alles Weitere gewesen war. Also übersprang ich diesen Teil. »Plötzlich war ich kein Sukkubus mehr. Ich war ein Albtraum. Nachdem ich die Männer jahrtausendelang geliebt hatte, sollte ich ihnen nun Angst einjagen.« Ich sah Paul lange an. »Ich weiß, welchen Traum du hattest, kurz bevor wir uns ke n nengelernt haben. Ich weiß, dass Tracy dir erschienen ist, um dich zu lieben. Ich weiß, dass du gesehen hast, wie sie starb.«
    Ihm wich jegliche Farbe aus dem Gesicht. Ob dies daran lag, dass ich den Namen seiner toten Verlobten genannt hatte, oder, dass ich zugegeben hatte, selbst der Ursprung seines Albtraums g e wesen zu sein, vermochte ich nicht zu sagen.
    »Ich konnte es einfach nicht«, fuhr ich fort. »Ich konnte mein Dasein nicht der Aufgabe widmen, Menschen zu erschrecken. Es ergab keinerlei Sinn. Keine Erfüllung. Kein … gar nichts. Also bin ich abgehauen. Und die Hölle hat mich verfolgt. In Salem hat mich eine Hexe in eine Sterbliche verwandelt, und von dort aus bin ich zur South Station gelangt. Und dann habe ich den nächstbesten Zug nach New York City genommen.«
    Paul sagte noch immer nichts; er starrte mich nur mit leeren Augen an.
    »Und dann bin ich dir begegnet.«
    Ich schwieg. Ein Windstoß umfing uns, packte meine Worte und zerstreute sie, während ich auf mein Urteil wartete.
    Paul sagte: »Du bist also ein Sukkubus.«
    Warum klang seine Stimme so ausdruckslos? »Ich war ein Sukkubus.«
    »Und deine Familienmitglieder? Wie nennen die sich – Sukkubusse?«
    Die Stille zwischen uns dehnte sich, ehe ich antwortete: »Sukkubi. Zumindest einige von ihnen.«
    »Einige«, wiederholte er. »Und deine Schwester? Ist sie ebenfalls ein Sukkubus?«
    Ich starrte ihn an und fragte mich, ob ich mich wohl verhört hatte. »Meine … was?«
    »Deine Schwester.« Er beobachtete mich, meine Reaktion ei n schätzend. »Ich meine, wenn du ein Dämon bist, muss sie dann nicht auch ein Dämon sein?«
    Irgendetwas setzte sich in meinem Hals fest. Ich schluckte schwer und erwiderte: »Ich habe keine Schwester. Nicht im leiblichen Sinne.«
    »Nicht?« Er holte tief Luft, schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Ich hätte dich nicht drängen sollen. Du bist noch nicht dazu b e reit, über deine Vergangenheit zu reden. Komm, lass uns hoc h gehen, raus aus der Kälte.«
    »Wart mal ’n Moment.« Meine Stimme gewann plötzlich an Intensität. »Ich hab keine Schwester.«
    »Okay.«
    »Wirklich nicht!«
    Er kniff die Augen zusammen. »Und wer war dann die Doppe l gängerin an deinem Bett, als du im Krankenhaus lagst?«
    Mir schwirrte der Kopf, und ich fragte: »Krankenhaus …?«
    Er sah mich lange und eindringlich an.
    Aha, so fühlte es sich also an, wenn man am Rande eines Ne r venzusammenbruchs stand. »Wann war ich im Krankenhaus?«
    Pauls Augen wurden sanfter, ihr sturmgepeitschtes Grün ve r wandelte

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