Sukkubus 02 - One Way Ticket in die Hoelle
richtig?«
Meine Wut war plötzlich erstarrt. »Nein.«
»Ach komm, Jesse. Er hat gesagt, er hat dich nackt gesehen. Wer ist er, dein VIP-Gast? Oder vielleicht kennst du ihn noch von deinem Intermezzo im Beiles.«
Seine Worte raubten mir den Atem. Meine Hand wanderte u n willkürlich an meinen Hals und zerrte an meinem Shirt, so als würde mir das die nötige Luft verschaffen. »Ich konnte nichts dafür.«
»Ja klar«, sagte Paul. »Du warst das hilflose Opfer. Er hat dich gezwungen, mit ihm zu tanzen und ihn so innig zu küssen, dass ihr praktisch Mandelhockey gespielt habt.«
»Du verstehst das falsch! Er ist nicht einfach irgend so ein Idiot. Er ist …«
Ich schnappte hastig den Mund zu und wandte mich ab. Ich hatte zu viel gesagt und doch nicht annähernd genug. Auf meiner Lippe herumknabbemd, marschierte ich mit großen Schritten auf Pauls Wohnblock zu. Wir waren fast am Ziel. Vielleicht konnten wir ja einfach hochgehen, wilden Versöhnungssex haben und die ganze Sache mit Daun vergessen.
Die Sache mit Daun und seinen Versprechungen und die Sache mit Alekto und ihren Drohungen. Und natürlich die mit Meg – ich wollte nur zu gern vergessen, welcher wie auch immer g e arteten Folter sie ausgesetzt war, obwohl ich mir im gleichen Moment einredete, dass es mir vollkommen egal war.
Das ist der Unterschied zwischen Menschen und Dämonen, hörte ich Megs lachende Stimme in meinem Kopf. Dämonen belügen sich nicht selbst.
Paul hielt meinem Tempo stand. »Du kennst ihn.« Irgendetwas Sanftes brach durch seine Wut und nahm seinem Tonfall die Schärfe. »Nicht aus dem Spice. Nicht aus dem Belles. Von vo r her.«
»Es gibt kein Vorher. Vor dem Beiles habe ich nicht getanzt.«
»Bevor wir uns kennengelernt haben. Als du weggerannt bist.«
Ich stellte mir vor, wie sich das Gespräch wendete: Paul würde verstehen, dass die ganze Sache nicht meine Schuld war, er würde mich umarmen, mit mir nach oben gehen und mich heben. Und er würde keine Erklärung verlangen. Er würde meine Ve r gangenheit ruhen lassen, wie es sich gehörte.
»Du hast mir noch immer nicht erzählt, wer du früher gewesen bist«, sagte er. »Warum du weggerannt bist.«
Oh nein. Bitte nicht jetzt. Ich war noch nicht bereit dazu.
»Jess. Rede mit mir.«
»Was gibt’s da schon groß zu reden?« Ich beschleunigte meinen Schritt und ging vor ihm her. Ich konnte es nicht ertragen, in sein Gesicht zu blicken und sein Urteil über mich in seinen Augen zu lesen. »Ich habe mit einer Menge Typen geschlafen, ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich eine Veränderung brauche, und deshalb bin ich Tänzerin geworden. Fertig.«
Ich nahm an, ich würde ihn damit verletzen, ihn davon abbri n gen, noch weiter zu bohren, aber Paul war gerade voll und ganz auf edler Ritter gepolt. Er schlang seinen Arm um meinen und brachte meine verzweifelten Schritte abrupt zum Stillstand. »Als du im Beiles angefangen hast, hast du mir erzählt, du würdest vor deiner Familie davonlaufen. Aber du hast mir nie gesagt, wer dein Zuhälter war oder was du mit deinen Freiem tun solltest. Denn es ging nicht nur um Sex, Jess. So viel hast du mir bereits verraten.«
Ich erwiderte nichts, sondern wünschte mir nur insgeheim, im Boden versinken zu können oder auf der Stelle tot umzufallen.
»War das eben dein Zuhälter?«
»Nein.«
»Aber er hat irgendetwas damit zu tun. Gehört er zur Familie?«
»Ich werd nicht drüber reden, Paul. Lass gut sein.«
»Nein.«
»Lass es gut se in! «
»Jess, ich liebe dich. Und du behauptest, dass du mich liebst.«
Seine Worte trafen mich wie ein Schlag. »Natürlich liebe ich dich.«
»Und ich möchte dir gern glauben. Aber aus uns wird nie mehr werden als ein Liebespaar, wenn du mir nicht ehrlich anve r traust, wer du früher gewesen bist.«
»Ich will aber nicht darüber reden! Warum kannst du das nicht einfach akzeptieren?«
»Wenn du mir nicht vertraust, gibt es für uns keine gemeinsame Zukunft. Darum.«
Ich knabberte fieberhaft an meiner Lippe, ohne zu wissen, was ich ihm antworten sollte. Eine Flut an Gefühlen schoss durch mich hindurch; ich wandte mich ab.
»Vertraust du mir nicht, Jess?«
»Doch«, flüsterte ich. »Aber so einfach ist das nicht.«
»Doch, Liebling, das ist es.« Er nahm meine Hand, hielt sie fest. »Es ist nur dann schwer, wenn man es sich schwer macht.«
»Du würdest mir niemals glauben.«
»Gib mir ’ne Chance.«
Also hob ich den Kopf, um seinem Blick zu begegnen, und sagte, ehe ich es mir
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