Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sukkubus 02 - One Way Ticket in die Hoelle

Sukkubus 02 - One Way Ticket in die Hoelle

Titel: Sukkubus 02 - One Way Ticket in die Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackie Kessler
Vom Netzwerk:
keineswegs verschwunden, sondern hockte nach wie vor auf seinem Thron in Abaddon. Der König der Hölle hatte sein Urteil gesprochen, er hatte mir meinen Beruf und meine Berufung geraubt. Wie ich meinerseits so auf dem Thron saß und mich an das Gefühl seiner Worte in meinem Bewusstsein erinnerte, überkam mich ein Frösteln.
    Ihr seid zu sehr verweichlicht.
    Ein stechender Schmerz riss mich aus meiner Erinnerung. Ich starrte auf meine Hand, öffnete meine Faust. Eine gestrichelte Linie aus blutigen Halbmonden bildete einen Pfad zu meinem Daumen.
    Nein, ich konnte nicht in die Hölle zurückgehen; nicht, solange Er über die Verdammten herrschte. Ich weigerte mich, den Rest meines Daseins als Albtraum zu fristen. Eher ließe ich mich teeren und federn – und zwar mit Engelsfedem –, als dass ich ihn als meinen obersten Herrscher anerkannte.
    Vielleicht, sagte Megs Stimme in meiner noch schmerzlich fr i schen Erinnerung, wirst du dich mit der Zeit an deine neue Aufgabe gewöhnen.
    Niemals.
    Komm zurück in die Hölle, schnurrte Dauns Stimme. Denk nur an all den Sex, den wir miteinander haben könnten.
    Du kannst mich mal, Daun, du und deine Begierde. Ich werde mein Leben und meine Seele nicht deinetwegen opfern.
    Megs flüsternde Stimme: Jeder tut das, was er tun muss.
    Du kannst mich auch mal, Meg. Du warst angeblich meine beste Freundin. Aber die Pflicht war dir wichtiger als unsere Freun d schaft. Du hast mir das Herz gebrochen, und du hast mich dem Tod überlassen.
    Oh, heute suhlen wir uns aber mal so richtig im Selbstmitleid, wie?
    Verschwinde aus meinem Kopf, Meg.
    Ich bin nicht Meg. Ich bin du, Jesse.
    Klasse, jetzt redete ich schon mit mir selbst.
    Das nennt sich Gewissen, Jesse. Das kommt bei Menschen schon mal vor. Kein Grund zur Panik.
    Scheiß drauf.
    Ich riss eine Handvoll Toilettenpapier ab und machte mich ans Abtupfen, obwohl ich ohnehin schon trocken getropft war. Höschen hoch, Rock runter. Ich zog ab und wünschte mir, meine Sorgen würden ebenfalls im Abfluss verschwinden.
    Träum weiter, Jesse. In Wirklichkeit saß ich metertief in der Scheiße.
    Ich verließ die Toilettenkabine und schlenderte hinüber zum Waschbecken, wo ich kurz innehielt, um dem hochgewachsenen blonden Engel im Türrahmen einen missbilligenden Blick z u zuwerfen. Ich musste mich nicht lange umsehen, um festzuste l len, dass wir die Damentoilette für uns allein hatten. Das nannte ich doch mal ein echtes Wunder. Ich wandte mich dem Spiegel zu und kramte einen Lippenstift aus meiner Handtasche. »Du hast wohl meinen dezenten Hinweis nicht verstanden. Ich will nicht mit dir reden.«
    Ihr Schweigen war wirksamer als alle Worte. Ohne es zu wollen, bückte ich auf und betrachtete sie im Spiegel. Ihr Gesicht war so voller Leid, so voll von grenzenlosem Kummer. Ihre großen blauen Augen wirkten geradezu verloren.
    Nein. Ich würde kein Mitleid haben mit dem Miststück, das mir den Job weggeschnappt hatte. Ich hob mein Kinn und legte eine ordentliche Portion Wut in meine Stimme: »Was? So schlimm wird es ja wohl nicht gewesen sein, meinen Typen zu begra p schen, oder?«
    »Ich …« Sie bückte nach oben, vie ll eicht in der Hoffnung, ein Zeichen vom Himmel zu erhalten. »Ich verspüre kein Verlangen danach, eine Verführerin zu sein. Das Einzige, was ich mir je gewünscht habe, ist, mit den Seraphim zu singen. Dazu wird es nun niemals kommen.«
    »Du willst das nicht?« Ich stieß ein bellendes Lachen aus. »Wie kann man es nicht wollen, ein Sukkubus zu sein?«
    »Warum sollte mich danach verlangen?«
    »Du kriegst Sex. Jede Menge Sex. Wer sollte so was nicht wo l len?«
    »Ich habe noch nie Verkehr gehabt«, erklärte sie; ihre Stimme klang durch und durch anständig.
    »Wer redet denn hier von Verkehr? Ich rede vom guten alten Ficken.«
    Sie zuckte ein wenig zusammen, so als würde ihr das profane Wort Schmerzen bereiten.
    »Heilige Scheiße«, sagte ich und starrte ihr Spiegelbild an, »soll das etwa heißen, du bist noch Jungfrau?«
    Mit großen verwundeten Augen nickte sie mir zu.
    »Mann, der König der Hölle zwingt Jungfrauen dazu, als Ve r führerinnen zu arbeiten? Das ist echt Sünde! Genial.« Ich schüttelte den Kopf, begeistert von der Ironie des Ganzen. »Und ich Dummerchen dachte die ganze Zeit, man hätte uns durch jemanden ersetzt, der die Arbeit besser machen würde.«
    »Wenn es um Sex geht, könnte ein Engel niemals besser sein als ein Sukkubus.«
    Sie wollte mir wohl Honig um den Mund schmieren, wie? Danke,

Weitere Kostenlose Bücher