Sukkubus 02 - One Way Ticket in die Hoelle
magische Kettenglieder, Kaninchen und Zylinder, Rauch und Spiegel. Billiger Schwindel. Illusionen, für die Leute Geld au s gaben, obwohl sie ganz genau wussten, dass sie verarscht wu r den. Dämliches Zeug für dämliche Menschen. Was mir hingegen ins Auge fiel war der riesige Fliegenkopf auf einer Markise im ersten Stock. Kein Text; nur das Insekt. Vielleicht eine Ho m mage an Beelzebub. Oder an Vincent Price.
Meine Neugier hatte obsiegt und mich in den ersten Stock g e trieben, wo ich die wohl kleinste Kneipe des bekannten Un i versums betrat. Holz spielte eine zentrale Rolle – sowohl für die Innenausstattung als auch für die Lagerung der bevorzugten Alkoholsorten –, und die äußerst spärliche Beleuchtung schien darauf hinzuweisen, dass entweder die letzte Stromrechnung noch auf ihre Bezahlung wartete oder dass dieser Laden schlichtweg cool war – in jedem Fall war er erstaunlich gut b e sucht. Etwa sechzig Gäste drängten sich teils an der Bar, teils an den kleinen Tischen. Ich schob mich zur Bar durch und schnappte mir den ersten frei werdenden Hocker.
Es hat durchaus so seinen Vorteil, klein zu sein: Man kann wie ein geöltes Wiesel zwischen den anderen Leuten hindurchhuschen.
»Bitte schön«, sagte He, während er mir ein von Eiswürfeln schweres Glas reichte. Unsere Finger berührten sich flüchtig. Der Alkohol musste wahre Wunder wirken, denn ich erwog nicht mal die Möglichkeit, mit ihm zu schlafen. Nicht, dass ich ihn deshalb von der Bettkante stoßen würde, sollte er zufällig mal dort aufkreuzen – er war eigentlich ganz süß, auf eine übertri e ben muskulöse Art und Weise. Ungefähr so wie eine Actionf i gur. Eine mit Karatekick-Funktion.
Hmm. Ich fragte mich, was wohl passieren würde, wenn ich bei ihm auf den richtigen Knopf drückte …
»Ich glaube, du hast jetzt genug«, sagte He.
Verdammt. Noch so ein edler Scheißritter. Warum musste ich dauernd an Typen geraten, die darauf gedrillt waren, stets das Richtige zu tun? He und sein Gib mir die Autoschlü s selLächeln ; Paul und sein ehrenwertes Bitte nimm mein Ha n dy-Getue.
»Ich glaube nicht. Ich weiß immer noch meinen Namen.« Ich lallte sogar kaum. Bonuspunkt für mich.
»Seinen Namen zu wissen ist gut«, sagte He. »Wie lautet er denn?«
»Jesse.«
»Okay, Jesse, es ist so. Ich würde es mir echt nicht verzeihen, dich hier abstürzen zu lassen, wenn dich niemand nach Hause bringt.«
Ich horchte auf. »Hey, Süßer«, sagte ich, »ist das etwa ein A n gebot?«
Er lächelte warmherzig. »Eher ein besorgter Barkeeper, der nicht will, dass ein Gast mit Alkoholvergiftung ins Krankenhaus kommt.«
Ich sackte in mich zusammen. Fantastisch. Ich war gerade von einer He-Man-Figur abserviert worden. Mein Leben war echt beschissen. »Weißt du was, ich glaube, ich könnte noch einen über diesen Dead-Drink hinausgehen. Hast du nicht vielleicht einen Burn In Hell Bastard?«
»Ich würde sagen, Jesse, für dich ist die Bar ab sofort geschlo s sen. Es sei denn, du wechselst zu Cola. Das macht sechs fün f zig.«
Ich reichte ihm einen Zwanziger und sagte, der Rest sei Trin k geld. Wenn Caitlin mir meinen Lebensunterhalt finanzierte, konnte ich es mir erlauben, großzügig zu sein. Ich hob mein Glas und prostete ihm zu, ehe ich einen ordentlichen Zug nahm. Meine Geschmacksnerven waren inzwischen einigermaßen taub, aber ich hatte irgendwie das Gefühl, dass He es mit dem Ginger Ale ein wenig zu gut gemeint hatte.
Scheiß auf edle Ritter. Gebt mir böse Jungs. Mit denen kann man wenigstens seinen Spaß haben.
Ich schlürfte meinen Dead Bastard. Die feinen Rezeptoren in meiner Nase waren längst vom beißenden Geruch des Alkohols und Rauchs verätzt, daher musste ich meinen Drink leider unter Ausschluss meiner Geruchsnerven genießen. Kein Problem – zumindest spürte ich noch, wie die Hitze mir die Kehle hinunterrann und mein Blut langsam in Wallungen versetzte.
Wenn ich wenigstens meinen Namen vergessen könnte, dann wäre ich eine überaus zufriedene Exhöllenkreatur.
»Jesse Harris?«
Mist mit Soße. Ich beugte mich tiefer über meinen Drink, in der Hoffnung, mich verhört zu haben.
Eine Frau drängte sich an meine Seite und wandte sich mir zu. Ich spürte, wie mir die Gesichtszüge entglitten, als ich die Blondine aus dem Dance Hall Daze wiedererkannte.
»Du willst mich doch wohl v erarschen «, sagte ich, während ich ihre perfekten blauen Augen, ihre von Gold gesponnenen Strähnen, ihre makellose Haut anstarrte. Sie
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