Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer
und stieß einen erstickten Schrei aus, als ich seine Magie absorbierte, sie in ihrem Wesen veränderte, bis sie sich selbst in Lust verwandelte. Denn was war Gier schon anderes als die Lust nach wertvollen Objekten?
»Ihr seid mein«, flüsterte ich.
Die Menschen fielen mit Zungen, Fingern und Mündern übereinander her – griffen, grapschten, grunzten wie die Tiere. Knurrten vor Leidenschaft.
Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich auf den Knien war, bis ich versuchte, einen Schritt nach vorne zu tun. Scheiße, nein, das war nicht akzeptabel. Aber sobald ich aufstehen wollte, wurde mir schlecht. Ich blinzelte die schwarzen Flecken vor meinen Augen weg – Flecken, die aussahen wie die Essensreste zwischen Beelzebuls Zähnen –, und befahl meinem Körper, sich nicht zu übergeben. Vielleicht hatte ich es mit der Machtdarstellung ein wenig übertrieben. Mein Herz donnerte in meiner Brust – das Geräusch dröhnte mir in den Ohren, erfüllte meinen Kopf.
Irgendwo außerhalb meines Blickfeldes zischte der Begehrer: »Du meinst, du könntest mich bestehlen, Schwerenöter?«
»Wer’s findet, darf’s behalten, Lachnummer.« Allein mein Starrsinn hielt mich noch aufrecht. Das und die schlichte Überzeugung, dass ich, wenn ich jetzt zu Boden ginge, nie wieder aufstehen würde.
Na schön, eine Sünde in einem menschlichen Körper mit einer anderen zu übertrumpfen war offenbar nicht so einfach, wie es sich anhörte. Und das Ganze bei neun Menschen gleichzeitig zu versuchen nahm einer Wesenheit ein wenig den Elan. Zur Kenntnis genommen.
Um mich herum trieben es die Menschen wild miteinander. Ein bisschen wie Woodstock, nur ohne Drogen und Rock ’n Roll.
»Du riskierst deine Existenz«, zischte er.
»No risk, no fun.«
Er trat aus der Dunkelheit, die Fäuste glühend wie infernalische Fackeln. »Ich werd ihm deinen Kopf auf einem Silbertablett präsentieren.«
Ich wollte fragen: »Wem?« Aber ich war viel zu sehr damit beschäftigt, Eris anzustarren, die plötzlich hinter dem Begehrer aufgetaucht war – Eris, die ein Breitschwert in den Händen hielt, dessen Klinge ebenso gefährlich glänzte wie die Augen des Begehrers. Sie hob es hoch, holte aus, traf.
Der Kopf des Dämons flog von seinem Körper, und eine Fontäne von Blut sprudelte aus seinem offenen Hals. Der Kopf landete am Boden und rollte wie ein Ball über die Erde, um schließlich bei einer Dreiergruppe rammelnder Menschen liegen zu bleiben. Sie bemerkten es nicht einmal.
»Prinzessin«, sagte ich mit einem erschöpften Grinsen. »Nett, dich hier zu treffen.«
»Ich bin nur hier, um Zwietracht zu säen«, erwiderte sie. »Begehrer. Pah! « Sie spuckte auf den enthaupteten Körper.
Klasse – wenn sie das hier als eine Gelegenheit ansah, sich an ihren Feinden zu rächen, dann war ich ihr für die Hilfe nichts schuldig. So lautete meine Position, und ich würde nicht davon abweichen. Während ich Eris mit schweren Augenlidern betrachtete, erholte ich mich allmählich und sammelte neue Energie. Aber ich blieb weiterhin auf der Hut; Eris’ Schwert konnte mich ebenso leicht aufschlitzen wie den Geizhals. Wenn sie sich mir mit der Waffe näherte, würde ich kämpfen.
Na gut, ich würde zuerst versuchen sie zu bezirzen. Und im Notfall kämpfen. »Was führt dich her, Lady Missgunst?«
»Geschäftliches. Und nebenbei ein wenig Vergnügen, wie sich herausstellt.« Sie versetzte der Leiche einen Tritt, dann wanderte ihr Blick zu der kleinen Orgie. »Eine kleine Nachtmusik, wie?«
»Einschließlich Zauberflöten.«
»Hmm.« Sie entdeckte Virginia, die immer noch tief und fest schlief. »Das arme Ding ist völlig ausgepowert, wie?«
»Das ist eben meine spezielle Wirkung auf Frauen.«
»Ich habe davon gehört.« Eris lächelte, doch ihre Bitterkeit verlieh dem Ausdruck etwas Höhnisches. »Nun, Lord Lüstling, wie mir scheint, hast du dir etwas Unantastbares ausgeguckt. Eine Gute? Für jemanden wie dich?«
»Ein netter Zeitvertreib.«
»Interessantes Hobby. Ist das deine Markierung?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Wenn ich nicht meinen Namen draufschreibe, könnte ja jemand versuchen, mir mein Spielzeug zu klauen.«
»Das kann ich sehr gut nachvollziehen.«
»Also dann.« Ich zwang mich aufzustehen und nahm überrascht zur Kenntnis, dass ich weit weniger ausgelaugt war, als ich dachte. Wenn man als Elitemitglied derartige Privilegien genoss, war ich sofort dabei. Als nahezu unkaputtbarer Dämon würde ich so was in Zukunft öfter machen.
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